Kapitel 3 | Aller Anfang ist schwer

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POV Thomas

Heute begann meine Ausbildung zum Rettungssanitäter und ich war wirklich sehr aufgeregt. Ich hasste es, irgendwo neu rein zu kommen, besonders deswegen, weil ich bis jetzt immer der Außenseiter war. Ich wollte einfach nicht, dass das nun auch so die nächsten 3 Jahre geht. Kurze Zeit später fuhr ich zu der Wache, zu der ich zugeordnet wurde und sah mich erstmal ein wenig um. Ein etwas älterer Mann sprach mich dann an.

M: "kann ich dir helfen?"

T: "ehm. Ich bin der neue Auszubildende...hier beim Rettungsdienst"

M: "dein Name?"

T: "Thomas. Thomas Schmidt"

M: "ich bin Oliver Dreier, kannst mich aber Oli nennen. Wer ist dein Ausbilder?"

T: "Herr Stehling"

Oli nickte also und brachte mich kurz darauf rein und in den Gemeinschaftsraum, wo er sich nach Herr Stehling erkundete.

P: "ich bin hier Oli, was gibts denn?"

O: "dein Azubi ist hier. Thomas Schmidt"

P: "ah na dann"

Herr Stehling rappelte sich auf und reichte mir die Hand, die ich dann leicht zitternd nahm.

P: "ich bin Philipp Stehling. Philipp reicht aber komplett aus"

Ich nickte eifrig und die anderen Kollegen wurden mir dann auch schon alle vorgestellt. Kaum zu glauben, aber ich fühlte mich jetzt schon wohler als wie die letzten 12 Jahre in der Schule.

O: "erzähl mal, wie kommt es, dass du jetzt eine Ausbildung zum Sanitäter machst? Erzähl mal was über dich"

T: "ehm naja, ich bin Thomas Schmidt, wie ihr ja schon wisst. Ich bin 18 Jahre alt und habe im Sommer mein Abitur abgeschlossen. Der Berufswunsch hat sich erst später ergeben, da..."

Meine Stimme brach ungewollt ab und ich merkte, wie meine Augen anfingen zu brennen. Bevor die anderen allerdings fragen konnten, was los war, ging der Melder los. Philipp nahm mich zu sich an die Seite und lief gemeinsam mit mir zum RTW, wo wir einstiegen.

P: "du kannst jetzt mal bei der Leitstelle nachfragen, welchen Einsatz wir haben. Denk dran, den RTW hier zu nennen, wir sind RTW 1"

Also nahm ich mit schwitzigen Händen das Funkgerät in die Hand und meldete mich zu Wort.

T: "RTW 1 an Leitstelle, was haben wir?"

Im Augenwinkel sah ich Philipp, der nickte und nun ebenfalls auf die Antwort der Leitstelle wartete.

L: "geistig verwirrte Person, eingeschlossen in der Toilette im Restaurant "zur alten Mühle" in der Schlossgartenstraße"

Damit fuhr Philipp los und ich legte das Funkgerät weg.

P: "hast du gut gemacht für deinen ersten Funkspruch"

Ich lächelte daraufhin vor mich hin, da ich schon etwas stolz auf mich war. Am Einsatzort angekommen schnappte ich mir den Rucksack und ging Philipp hinterher. Er kniete sich zu Boden, um durch den Türspalt unten am Boden zu sehen.

P: "Rettungsdienst hier, öffnen Sie bitte die Tür, damit wir Ihnen helfen können"

Per: "wer sind sie? Sie bringen mich um! Stephan hau ab!"

Philipp und ich sahen uns an und ich stellte den Rucksack ab.

T: "wie heißen Sie?"

Per: "Hannah..."

T: "okay Hannah, wir sind vom Rettungsdienst und wollen Ihnen helfen. Hier ist kein Stephan"

Ich trat langsam zur Tür und klopfte sachte.

T: "wie wäre es, wenn wir uns duzen? Ich bin Thomas"

H: "was willst du?"

T: "ich möchte, dass du die Tür öffnest, damit ich dir helfen kann"

Als Hannah die Tür aufsperrte, trat ich ein paar Schritte zurück und Philipp beobachtete mich dann, während ich das Mädchen behandelte und ihre Platzwunde versorgte.

T: "wer ist Stephan, Hannah?"

Ich nahm sanft ihr Handgelenk, wo sie wie ausgewechselt aufsprang und auf mich einschlug, um sich zu wehren. Philipp hielt sie dann sanft zurück und verabreichte ihr ein Beruhigungsmittel. Nachdem wir Hannah dann in die Klinik gebracht hatten, schob Philipp mein T-Shirt hoch, um nach möglichen Verletzungen zu sehen.

P: "ist nicht so wild. Wird ein paar blaue Flecken geben"

Damit ging er zum RTW, ich war zugegebenermaßen ein wenig enttäuscht, denn ich hätte gedacht, ich würde zumindest ein "gut gemacht" gesagt bekommen. Somit trottete ich Philipp hinterher und setzte mich auf den Beifahrersitz, bevor Philipp wieder zur Wache fuhr. Er sprach kein einziges Wort auf der Fahrt und im Gemeinschaftsraum auch nicht. Ich machte mir wirklich große Gedanken darüber, ob ich irgendwas falsch gemacht hatte und deswegen nun wieder ausgeschlossen werde.

P: "Thomas?"

Ich blickte sofort zu ihm und nickte.

P: "woher wusstest du, wie du mit dem Mädchen reden musst? Ich kenne keinen, der an seinem ersten Tag in der Ausbildung das hinbekommt"

T: "bevor meine Mutter starb...litt sie an Delirium. Sie war regelmäßig so verwirrt und wusste auch nicht mehr wirklich, wer ich war. Ich habe sie bis zu ihrem Tod betreut und gepflegt. Daher auch der Wunsch, Rettungssanitäter zu werden. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass ich Menschen helfen möchte"

Philipp und die anderen sahen mich erstaunt und geschockt zugleich an.

O: "gerade mal 18 Jahre alt und musste so etwas schon durchleben"

P: "haben dich deine Freunde denn zumindest psychisch unterstützt?"

T: "ich hatte die letzten Jahre keine Freunde...ich war der komplette Außenseiter und jeder hat sich über mich lustig gemacht"

P: "das tut mir wirklich leid Thomas. Hör zu, du gehörst jetzt zur Familie. Egal was ist, du kannst jederzeit mit uns reden"

Ich nickte und Philipp gab mir noch seine Nummer, bevor ich in eine traditionelle Gruppenumarmung geschlossen wurde...

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Dieser OneShot ist ebenfalls auf Wunsch von FerendirFriedaMarina entstanden. Ich hoffe er gefällt dir/euch :D <3

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