Kapitel 23

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Sie setzten sich alle auf die Sitzgelegenheiten und sechs Augen waren plötzlich auf Zion gerichtet. Was erwarteten sie von ihm? Sollte er seine gesamte Lebensgeschichte erzählen? Sollte er nur über Telos reden? Für einen Moment schwieg er nachdenklich. „Ich habe nur diese eine Chance, richtig?", fragte er und der Höllenfürst nickte.

Aleks lehnte sich an seinen Gefährten und dieser schmiegte seine Wange an ihn. Diese kleine Geste ließ erneut das Gefühl in Zion aufsteigen, das ihn zu seiner Kooperation bewegt hatte. Das will ich auch.

„Gut, ich werde versuchen, mich kurz zu halten. Doch ich werde etwas ausholen müssen, damit ihr versteht, was Telos überhaupt ist. Dessen Wurzeln gehen tiefer als ihr denkt, denn diese Organisation gibt es schon seit über dreihundert Jahren. Ihr Motto ist, steter Tropfen höhlt den Stein. Sie hatten viel Geduld und nun ist ihr Plan in den Endzügen, doch beginnen wir mit ihrer Vorgehensweise. So, wie sie mich in die Organisation geholt haben, taten sie es mit tausenden anderen."

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273 Jahre zuvor...

Zion saß in der Hocke an einer Hauswand, den Kopf auf seinen Knien, die er mit seinen Armen umschlungen hatte. Lachende Kinder und geschäftige Erwachsene liefen an ihm vorbei, schenkten ihm keine Beachtung. Sein Magen knurrte und er wusste, dass er bald etwas zu essen stehlen musste. Seit dem Tod seiner Eltern lebte er auf der Straße, ohne ein Dach über dem Kopf oder etwas zu essen. Er stahl es, wenn er es nicht mehr aushielt.

Es wird Zeit. Er wusste, dass er an seine Grenzen kam, also versuchte er sich aufzuraffen. Plötzlich blieben ein paar Füße vor ihm stehen. Es waren hochwertige braune Lederschuhe, die frisch geputzt waren. Ein Dämon mit Geld.

„Hast du Hunger?", fragte der fremde Mann freundlich.

Zion schüttelte den Kopf, doch sein Magen knurrte in diesem Moment so laut, dass er rot wurde. Der Mann schaute ihn mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck an. Schweigend ging er zu einem Verkaufsstand und kaufte etwas zu essen. Dieses stellte er vor den kleinen Jungen, der es mit großen Augen betrachtete.

Nimm nichts von Fremden an, sie wollen immer eine Gegenleistung. Doch sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er das dampfende Essen sah. „Was wollen Sie dafür?", fragte er den Erwachsenen, rührte sich nicht.

„Nichts. Greif einfach zu."

Vorsichtig griff er nach dem Essen und begann zu essen. Es schmeckte köstlich und schon bald aß er es ohne Zurückhaltung.

„Wo sind deine Eltern?", fragte der Mann.

„Tot", antwortete Zion kurz.

Der Mann schaute ihn nachdenklich an. „Willst du ein Zuhause, ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen?", fragte dieser den Jungen, der ihn misstrauisch ansah.

„Ich werde kein Sklave", sagte Zion mit zusammengegriffenen Augen.

„Das war niemals meine Absicht. Mein Anführer hat eine Organisation gegründet, die Waisen wie dir hilft. Alles über Spenden finanziert. Möchtest du mit mir kommen?", fragte er den Jungen.

Zion zögerte, denn er hatte davon noch nichts gehört. Ihm war jedoch aufgefallen, dass einige Kinder, die ebenfalls auf der Straße gelebt haben, plötzlich verschwunden waren. Nicht, dass es jemanden gekümmert hätte.

Es dauerte eine Woche, bis Zion entschied, es zu versuchen. Er folgte dem Mann und er brachte ihn weit weg von der Stadt in ein großes Herrenhaus, das mehrere Gebäude um sich hatte. Dort wurde er in einen Bau gebracht, in dem schon zahlreiche andere Jungen waren. Das Zimmer war voll von Stockbetten und es gab auch nicht so viel Platz, doch da Zion so oder so nichts besaß, reichte es.

Aleksander - eine schicksalhafte Entscheidung (BAND 6) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt