Falling Apart

Kapitel 1

Wenn Kursiv geschrieben wird, ist es eine Erinnerung aus der Vergangenheit.

Clay's PoV

Jedes mal, wenn ich vor unserem Haus stand und die Straße hinunter schaute, sah ich noch immer sein Gesicht, dass mich aus dem weg fahrendem Auto anschaute. Dieser Tag - dieser Moment hatte mir meine restliche Jugend verdorben bis Nick in sein Haus nur wenige Monate später eingezogen und zu meinem heutigen besten Freund wurde. Ob es Glück im Unglück war? Vielleicht. Es änderte jedoch nie die Tatsache, dass ich an diesem einen Tag die Liebe meines Lebens verloren hatte - George Dewey.

,,Schon wieder am Tagträumen?'' brachte mich Nick's Stimme wieder zu mir, der plötzlich vor mir stand.
,,Witzig'' entgegnete ich ihm, doch setzte ein leichtes Grinsen auf. Nick wusste über George nichts. Er wusste nicht, dass er in dem Haus wohnte, in dem einst die Person lebte, mit der ich zusammen war. Ich hatte ihm davon nämlich nie erzählt. Es war für mich leichter nicht darüber zu sprechen, statt darüber zu sprechen. Denn alles, was mich an George erinnerte, katapultierte mich in mein 17 Jähriges ich zurück. Mittlerweile war ich 21 Jahre, George müsste 20 inzwischen sein. Ich hatte ihn die Jahre über nie vergessen. Täglich schmuggelte er sich immer wieder in meine Gedanken und brachte mich somit zurück in die Vergangenheit. Ich fragte mich wo er war, was er tat, wie er sich weiterentwickelt hatte, ob er überhaupt noch an mich dachte oder schon komplett vergessen hatte. Nick war ebenfalls 21 und der Grund wieso wir beide noch bei unseren Eltern Zuhause wohnte war der, dass wir uns für das College beworben hatten und dort demnächst hinziehen würden. Eine neue Zeit unseres Leben, bei dem wir auf uns alleine gestellt waren, begann nun.

,,Denkst du wir werden eines Tages auf dem selben College sein und danach zusammen studieren?'' fragte mich George, während er mit den Schnüren meines Pullovers rum spielte.
,,Ich werde nirgendswo ohne dich hingehen'' entgegnete ich ihm lächelnd.

Ich war auch nie irgendwo ohne ihn hingegangen. Er war derjenige der gezwungen wurde zu gehen. Wir wollten immer zusammen aufs College und danach zusammen studieren. Es gab nie etwas, dass wir alleine unternommen hatten. Es gab immer nur entweder uns beide oder gar nichts. Verdammt, ich war so dermaßen Hals über Kopf in ihn verliebt und dennoch hatten wir immer von unseren Eltern gehört zu bekommen, dass es nur eine Phase aus unserem Teenager Leben sein würde. Doch er war mehr als das für mich, von Anfang an war er das. Als er ging, ging ein Stück von mir mit ihm und das war selbst heute noch zu spüren.
,,Erde an Clay?'' kam es von Nick, der mir nun mit seiner Hand vor der Nase rum fuchtelte. Ich schaute ihn an.
,,Wollen wir endlich los?'' fragte er, woraufhin ich nickte.
,,Wieso willst du eigentlich so unbedingt zu diesem komischen Baum?'' fragte er nun, als wir fast dort waren.
,,Ich habe früher viel Zeit dort verbracht, ich verbinde eine menge Erinnerungen mit ihm'' fing ich an zu erzählen. An diesem Baum hatten George und ich uns damals von klein auf immer aufgehalten. Wir hatten ihn sogar als unseren Baum markiert, in dem wir unsere Initialen dort eingeritzt hatten.
Als wir dort ankamen, machte sich Nick kurz vom Acker.
,,Ich geh kurz pinkeln'' rief er.
,,Hier laufen Kinder rum, Nick'' rief ich ihm fassungslos hinterher.
,,Und? Ich pinkele denen doch nicht ins Gesicht?'' kam es von ihm, während er in ein Gebüsch verschwand. Manchmal fragte ich mich, wie ich zulassen konnte, dass dieser Idiot mein bester Freund wurde.
Während Nick sein Geschäft dort am erledigen war, suchte ich nach dem eingeritzten von George und mir und tatsächlich war es nach all den Jahren noch dort. Ich strich mit meinem Daumen darüber und wurde sofort wieder in eine Erinnerung meines 14 Jährigen ich's gepackt.

,,Darf man das überhaupt?'' fragte mich George unsicher, während er dabei zusah, wie ich unsere Anfangsbuchstaben in den Baum einritzte.
,,Was soll schon dabei sein? Wir tun ihm ja nicht weh oder so'' entgegnete ich ihm.
,,Warum machst du das überhaupt?'' fragte mich der 13 Jährige George nun.
,,Solange unsere Buchstaben dort stehen, solange wird es uns zusammen geben!'' rief ich stolz.
,,Das ist doch Blödsinn'' lachte er.
,,Nicht, wenn wir uns daran halten'' sagte ich und hielt ihm meinen kleinen Finger hin. Er schaute mich irritiert an.
,,Versprichst du mich nie zu verlassen?'' fragte ich ihn nun. Er erhob ebenfalls seinen kleinen Finger und umrahmte damit meinen.
,,Habe ich nicht vor'' sagte er lächelnd.

Ein Schwur, der nicht eingehalten werden konnte, da wir noch zu jung waren. Mit 16 und 17 vielleicht nicht unbedingt so jung mehr, doch dennoch hatten wir dort noch nicht die nötige Macht, um uns beisammen zu halten. Hätte ich die gehabt, hätte ich alles in meiner Macht stehende versucht, um ihn nicht zu verlieren. Genau das tat ich eigentlich auch, doch es hatte nicht gereicht. Weder er, noch ich hatte eine Wahl oder waren auf diesen unerträglichen Herzschmerz vorbereitet. Ich hatte mir immer geschworen, dass wenn ich ihm eines Tages je wieder begegnen sollte, dafür sorgen würde ihn nicht noch einmal zu verlieren.

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