Kapitel 3

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,,Wieso kann ich denn nicht fahren?'' schmollte Nick, der sich an die Beifahrertür lehnte, während ich den Kofferraum schloss.
,,Weil dein Fahrstil wie der letzte Dreck und es mein Auto ist'' entgegnete ich ihm.
,,Da kommt er ganz nach seinem Vater'' hörte ich Ella lachen. Seine und meine Eltern standen am Straßenrand, da wir uns vor wenigen Sekunden verabschiedet hatten. Ich schaute noch einmal zu meiner Mutter, die dort schluchzend stand. Ich lief auf sie zu und schloss sie nochmal in eine Umarmung, ehe ich ins Auto einstieg und wir los fuhren.
Während wir die Straße hinunter fuhren, erinnerte ich mich noch ein letztes mal an das Auto von George's Eltern, dass Jahre zuvor ebenfalls dort lang fuhr und ich sie nie wieder sah. Ich seufzte, es war wohl an der Zeit die Sache hinter mich zu lassen und nach vorne zu schauen. Ich konnte schließlich nicht mein ganzes Leben damit verbringen meiner Jugendliebe hinterher zu trauern. Das Leben ging weiter, auch wenn ich es mir mit ihm vorgestellt hatte.
,,Wir werden erwachsen Bro'' hörte ich Nick sagen.
,,Bei dir braucht es sicher noch was, bevor du wirklich erwachsen wirst'' lachte ich, woraufhin er nur schnaubte, dennoch lachte.
,,Steckt nicht in jedem noch ein kleines Stück Kind?'' kam es von ihm.
,,Das klingt dezent verstörend'' antwortete ich.
,,Nur, wenn du es dir verstörend vorstellst'' sagte er.
,,Ja und bei dir ist man sich nie sicher, was du wirklich meinst'' lachte ich.

Wir kamen gerade auf dem Campus an und suchten nach einem freien Parkplatz. Wie froh ich war, dass man nur einen suchen musste, wenn man weg fuhr, da Nick und ich schließlich auf dem Campus auch wohnen würden. Andere wohnten weiterhin Zuhause oder irgendwo in der Nähe und mussten dementsprechend auch jeden Tag irgendwie hier her gelangen, wir zum Glück nicht.
Nachdem wir parkten, liefen wir erst einmal herein an die Rezeption und fragten nach unserem Zimmer.
,,Nick Blaese und Clay...'' murmelte die Frau und schaute auf ihre Unterlagen.
,,Connor - Clay Connor'' half ich ihr.
,,Ah, hier stehen Sie doch!'' kam es nun von ihr. Sie kramte ein wenig herum und übergab mir schließlich einen Schlüssel.
,,Ihr Zimmer ist auf der westlichen Seite des Gebäudes mit der Raumnummer 404, viel Spaß'' sagte sie dabei. 404? Das würde wohl schwer werden mit der Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne zu schauen...

,,Was ist deine Lieblingszahl?'' fragte mich George.
,,Hmm...ich weiß nicht, 111 sieht cool aus'' antwortete ich ihm, während wir auf dem Spielplatz mit Stöcken in dem Sand malten.
,,Langweilig! Meine ist viel cooler!'' rief er.
,,Welche ist denn deine?'' fragte ich ihn also.
,,404! Sie sieht nämlich aus wie ein lustiges Gesicht, wenn man genauer hinschaut!'' entgegnete er stolz. Ich schaute mir an, was er in den Sand gemalt hatte und es war sogar eine 404.
,,Sieht genauso dumm wie du aus'' lachte ich.
,,Nimm das sofort zurück!'' rief er und zeigte mit seinem Stock auf mich.
,,Nö'' rief ich zurück und rannte bereits weg, während er mir hinterher rannte.

Wir waren dort 10 und 11. Noch so jung, unschuldig und unerfahren in allem. Es gab jedoch nicht nur diesen Moment, an den ich mich zurück erinnerte. Sondern auch einen, bei dem wir etwas älter und bereits zusammen waren. Es war sogar noch wenige Monate zuvor, bevor er für immer ging.

,,Der Mist funktioniert nicht'' entfuhr es George genervt. Er saß an seinem neuen Pc und versuchte ihn mit dem WLAN zu verbinden. Ich stand von seinem Bett auf und lief auf ihn zu. Ich lehnte mich auf seinem Stuhl hinter ihm ab und schaute es mir an. Die Seite zeigte 404 Error an, woraufhin mir ein kleines Lachen entfuhr. George richtete seinen Kopf nach oben und schaute mich von unten an.
,,Was ist so witzig?'' fragte er leicht irritiert.
,,Die Zahl, sie sieht genauso dumm wie du gerade aus'' sprach ich den altbekannten Satz nach und lachte. George schien sich zu erinnern, ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
,,Idiot'' murmelte er.

Gott, wie ich diese Zeiten vermisste. Wie sehr ich ihn einfach noch immer vermisste. Vermutlich würde sich dieses Gefühl nie legen.
Ich schloss gerade die Zimmertüre auf. Während wir herein liefen und uns umschauten. Mir fiel auf, wie groß der Raum eigentlich war. Ich hatte mir ihn immer kleiner vorgestellt, aber es war wirklich genug Platz für uns. Er war sogar mit Möbeln schon eingerichtet. Jeweils auf der rechten und linken Seite stand ein Bett, Schrank, Schreibtisch und noch einmal ein anderer kleiner Schrank, auf dem ein Fernseher stand. Der einzige Nachteil war, dass es nur ein Badezimmer gab, was aber zum Glück am Raum angebaut war.
,,Ich nehme die rechte Seite!'' rief Nick und schmiss sich auf das Bett.
,,Was man auf diesem Bett noch so alles treiben kann?'' kam es von ihm mit einem Grinsen.
,,Mach was du willst, nur nicht in meinem Beisein'' entgegnete ich ihm lachend.
,,Gibt es eigentlich zwei Schlüssel oder müssen wir uns den jetzt echt teilen?'' fragte er, als er sich auf seinem Bett aufrichtete und mich anschaute.
,,Soweit ich gelesen habe zwei, wir müssen da dann noch einmal nachfragen'' antwortete ich ihm. Nun schaute er mich mit seinem Schmollblick an. Der Sack war echt noch zu faul, um nach seinem Schlüssel fragen zu gehen.
,,Nur dieses eine mal'' machte ich ihm mit einer hochgezogenen Augenbraue klar und stand von meinem Bett auf, auf das ich mich zuvor gesetzt hatte und machte mich wieder auf den Weg zu der Frau an der Rezeption.


Was glaubt ihr passiert als nächstes?
Kann man sich eigentlich schon denken, nicht haha? Wird schließlich doch langsam mal Zeit, dass sie aufeinander treffen. 😌

(Nick ist wieder einfach zu gut in dieser Story😂)

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