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Es dauert tatsächlich nur zwei Tage, bis die beiden Musiker sich erneut treffen wollen. Mark ist noch im Studio und Frank hat bemerkt, dass es ihm besser geht. Ganz der alte ist er zwar noch nicht, aber offensichtlich leidet er nicht mehr so stark. Auch Daniel und die anderen Crewmitglieder können die Veränderung feststellen, jedoch wissen sie bis heute nicht, was sein Down in den vergangenen Wochen ausgelöst hat. Sie haben sich alle Sorgen um ihm gemacht, doch Mark hat zugemacht. Wie so oft. Nun wächst vorsichtig die Hoffnung in ihnen, dass er bald wieder das lustige Kerlchen ist, das doch alle kennen. Und diesen Prozess will Nitti beschleunigen.

„Hast du noch Lust, heute Abend etwas Trinken zu gehen?“, fragt er seinen Kumpel deshalb, als sie die Bandprobe gerade beenden. „An einem anderen Tag gerne, aber heute habe ich noch was vor.“, antwortet er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, das mal wieder durch den Gedanken an Lena ausgelöst wird. „Scheint ja ein guter Abend zu werden.“, sagt Daniel nur mit einem Zwinkern. Er freut sich, dass Mark offensichtlich wieder aktiv am Leben teilnimmt. „Das wird es.“, gibt der Sänger zurück, haut Nitti schon freundschaftlich auf die Schulter und kurz darauf verabschiedet er sich von allen. Im Treppenhaus schreibt er Lena schnell und kündigt sich für in einer Stunde an.

Und so verlässt er nach einer Dusche und kurzen Pause seine Wohnung wenig später wieder und macht sich auf den Weg zu Lena. Fast schon leichtfüßig läuft er durch die Straßen, getragen von Vorfreude klingelt Mark dann an Lenas Tür. Diese atmet einmal tief durch, bevor sie den Türöffner betätigt. Ihr Herz klopft schon wieder etwas schneller, doch sie ermahnt sich selbst erneut, ihre Gefühle zu kontrollieren. Und so zieht sie die Mundwinkel nur leicht nach oben, als Mark mit einem breiten Grinsen die Treppen nach oben steigt und ihre Blicke sich treffen. Lena kann nicht leugnen, dass ihr Herz etwas schneller schlägt, doch sie will dies sofort unterbinden. Diese Gefühle sollen endlich verschwinden, damit alles wieder so wird, wie es mal war.

Mark hingegen zieht sie sofort in eine freudige Umarmung, denn tatsächlich hat er sie in diesen zwei Tagen ziemlich vermisst. Zufrieden schließt er die Augen und atmet ihren unvergleichlichen Duft ein. Auch Lena kann nicht verhindern, dass ihre Augenlider sehnsüchtig zuklappen. Doch schon im nächsten Moment realisiert sie, dass das überhaupt nicht zu ihrem Plan passt, nämlich ihre Gefühle für ihn in den Griff zu bekommen und so löst sie sich dann doch recht schnell aus seiner Umarmung. Mark ist kurz etwas enttäuscht, aber lässt sich davon nicht beirren. Er betritt mit Lena gemeinsam ihre Wohnung und streift sich schnell Schuhe und Jacke ab. Kaum stehen die Schuhe auf dem Abtreter, beugt er sich schon wieder nach unten, um Kiwi zu begrüßen. Die Hündin genießt diese Streicheleinheiten sichtlich und Lenas Herz schmilzt bei dem Anblick. Das Seufzen muss sie unterdrücken, als sie ihre Gefühle realisiert. Irgendwie hat sie sich das leichter vorgestellt.

„Lena?“, fragt Mark und holt sie damit aus ihren Gedanken. „Hm?“ Überrascht hebt sie den Blick. Offensichtlich hat sie verpasst, was er zu ihr gesagt hat. „Ob du schon eine Idee hast, was wir kochen können und ob du dafür alles da hast?“ „Ähm… ich hätte Lust auf Ofengemüse. Und ich glaube, dafür müssen wir nicht nochmal los. Zumindest, wenn das für dich okay ist.“ Sofort nickt Mark, legt dann seine Hände auf seinen Bauch. „Kann meiner Tourfigur nicht schaden.“, sagt er lachend. „Ach komm, übertreib mal nicht.“, antwortet Lena grinsend. „Du siehst gut aus.“, fügt sie hinzu und sofort färben sich ihre Wangen rot. Außerdem ärgert sie sich ziemlich darüber, vor allem, da sie das Lächeln auf Marks Lippen genau erkennt. Doch zu ihrem Glück läuft er nur mit einem Zwinkern an ihr vorbei in die Küche.

Lena folgt ihm etwas unsicher und ruft sich erneut ins Gedächtnis, dass sie nur mit ihm befreundet sein will. Die einzige Möglichkeit, die sie sieht, um aus dieser Situation heraus zu kommen. Immerhin stehen sie bald wieder gemeinsam vor der Kamera und… „Hast du heute keine Lust mit mir zu sprechen?“, wird sie schließlich von Mark aus ihren Gedanken gerissen. Schnell schüttelt die Sängerin den Kopf. „Sorry.“, murmelt sie schuldbewusst.

Tatsächlich beginnt sie langsam von der ganzen Situation genervt zu sein. Sie will doch nur wieder normal mit ihm umgehen können, doch jeder seiner Blicke bringt sie aus dem Konzept, jedes Lächeln lässt ihr Herz schneller schlagen. Augenblicklich wird ihr bewusst, dass ihr Plan wohl nicht aufgehen wird. Und mit dieser Erkenntnis ist sie ziemlich überfordert. Lena will sich dies jedoch nicht anmerken lassen, denn sie will mit Mark darüber nicht reden. Sie könnte es vermutlich auch gar nicht. Am liebsten wäre sie jetzt alleine, um ihre Gedanken aufzuschreiben.

Und so merkt sie gar nicht, wie abweisend sie in den folgenden Stunden ist. Mark kann sich ihr Verhalten nicht erklären. Sie ist so anders als vor zwei Tagen, die ganze Situation ist so angespannt. Er würde gern ihre Gedanken lesen können, doch er spürt förmlich, wie sie immer mehr zumacht. Das wiederum verletzt ihn und seine Laune sinkt innerhalb kürzester Zeit. So ist es kein Wunder, dass er sich sehr früh verabschiedet, um den Heimweg anzutreten. „Vielleicht sehen wir uns ja nochmal vor dem Finale.“, sagt Lena während der Umarmung, die jedoch deutlich kühler als zur Begrüßung ist. „Ja vielleicht.“, antwortet Mark nur und Lena kann deutlich hören, dass das nicht überzeugend klingt. Sie verkneift sich ein Seufzen. Irgendwie lief das alles ganz anders, als sie sich das vorgestellt hat. Mit einem letzten Blick verabschiedet sich Mark und das Gefühlschaos ist ihn beiden förmlich anzusehen.

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