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Nebeneinander betreten Lena und Mark das Studio, Kiwi trabt sanft hinterher. „Weist du schon, wie lange es heute geht?“, fragt der Sänger. Kopfschüttelnd antwortet sie: „Nein. Ich weiß nur, dass Bella und ich danach noch eine Videokonferenz mit einem Kunden haben, wegen eines Fotoshootings nächste Woche.“ Kurz schweigt Mark. „Also sehen wir uns heute nicht?“, fragt er und die Enttäuschung kann der Sänger einfach nicht unterdrücken. Leise muss Lena lachen. „Was hältst du davon, wenn ich anschließend noch bei dir vorbei kommen.“ Sofort ziehen sich Marks Mundwinkel nach oben. „Davon halte ich sehr viel.“ „Gut.“, lacht Lena. Inzwischen sind an dem Proberaum angekommen, an dem Mark mit seinem Team verabredet ist. „Bis später.“, verabschiedet sich Lena, läuft dann schon weiter in Richtung ihrer Garderobe. Mark steht da, schaut ihr nur wie benebelt hinterher. Lena spürt seinen Blick genau, dreht sich nochmal um, schickt ihm einen Luftkuss und verschwindet dann um die Ecke. Mark muss grinsend den Kopf schütteln, atmet tief durch und betritt dann den Raum.

Lena läuft währenddessen weiter durch die Gänge, bis sie an ihrer Garderobe ankommt. Als sie die Tür öffnet, ist sie kurz überrascht, dass Bella bereits im Raum ist. „Hey, du bist ja schon da.“, sagt sie, schließt die Tür und begrüßt ihre Assistentin mit einer Umarmung. Kaum sitzt sie auf dem Sofa, dreht Bella sich zu ihr und beäugt sie intensiv. „Du bist mit Mark gekommen.“ Es ist keine Frage, es ist eine Feststellung. Und Lena kann nicht ausmachen, was Bellas Intuition dahinter ist. „Ja, bin ich.“, antwortet die Sängerin und spürt, wie ruhig sie ist. Bella nickt und schweigt einen Augenblick. „Was hat das zu bedeuten?“, fragt sie dann und Lena seufzt kurz.

„Weist du Bella, ich bin mir noch nicht sicher, was das zu bedeuten hat. Aber ich weiß, dass ich meinem Herzen folgen will. Ganz egal, was du und was andere sagen. Ihr meint es alle gut, aber es tut mir nicht gut, wenn ich meine Gefühle unterdrücke. Vielleicht sind wir da leichtsinnig oder blauäugig. Vielleicht fahren wir das vor die Wand und bereuen das. Aber noch viel mehr würde ich es bereuen, es nicht probiert zu haben. Ich hoffe, du kannst das verstehen.“ Von Lenas plötzlicher direkter Art etwas überfordert, schweigt Bella für einige Zeit, muss sich die Worte der Sängerin erstmal durch den Kopf gehen lassen. Gerade will sie antworten, da klopft es an der Tür der Garderobe und ein Produktionsleiter steckt den Kopf hinein.

„Seid ihr soweit, dass wir mit unserer Besprechung jetzt schon starten könnten? Es gibt ein paar Verschiebungen im Zeitplan und so haben wir einen kleinen Puffer.“ „Klar, kein Problem.“, antwortet Lena und geht sofort auf die Tür zu, um dem Mitarbeiter zu folgen. Bella tut es ihr gleich und so steht noch einiges unausgesprochen zwischen ihnen.

Drei Stunden später sitzen Lena und Mark dann in seiner Garderobe. Gerade haben sie eine kurze, gemeinsame Pause, während die Talents einige Beautyshots haben. „Was denkst du, wie lange eure Videokonferenz heute dauern wird?“, will Mark von der Sängerin wissen, während sie gemeinsam auf dem Sofa sitzen. „Nicht genau. Aber vermutlich wird es ein Stück dauern, es sollen wohl auch ein paar Vertragsdetails besprochen werden.“ „Okay, soll ich uns was kochen?“, fragt Mark. „Das wäre toll.“ „Worauf hast du Appetit?“ „Hm, vielleicht…“ Weiter kommt Lena nicht, denn da öffnet sich bereits die Tür und Bella und Frank stehen in Marks Garderobe. Erwartungsvoll wandern die Blicke der zwei Musiker zu den beiden. „Wir müssen mit euch reden.“, sagt Bella, während Frank die Tür schließt. Lena seufzt leise, während Mark keine Ahnung hat, was er erwarten soll. Lena hat ihm noch nicht von ihrem Gespräch mit Bella berichtet.

„Wir müssen uns bei euch entschuldigen.“, beginnt Bella dann, ihr Anliegen ohne große Umschweife loszuwerden. „Ihr seid erwachsene Menschen und ihr solltet auf jeden Fall das tun, was sich richtig anfühlt.“ Überrascht blickt Lena ihre Assistentin an, als Frank schon das Wort übernimmt. „Es war nicht richtig von uns, euch da reinzureden. Wir haben gesehen, dass es nicht der richtige Weg ist. Ihr macht euch offensichtlich gegenseitig glücklich. Das letzte was wir wollen, ist euch im Weg zu stehen.“ Etwas ungläubig blickt Lena zwischen den beiden hin und her. „Leni, was du vorhin gesagt hast… du hast absolut recht. Mein Job ist es, dich so gut es geht zu unterstützen und wenn da eben zukünftig dazu gehört, eure Termine miteinander abzustimmen oder irgendwelchen Pressefuzzis eine Klage anzuhängen, dann mache ich das.“

Von der Ehrlichkeit und positiven Wendung dermaßen überrascht, kann Lena nur Bella lachend in die Arme fallen. „Ich habe dich so lieb.“, flüstert sie ihr noch zu, bevor die beiden Frauen in einer innigen Umarmung verweilen. Mark beobachtet das nur lächelnd und spürt in seinem Inneren diese tiefe Zuversicht. Sie werden das schaffen. Er will es schaffen. Mit ihr. Als Lena sich von Bella löst, kann er deutlich das Glänzen ihrer Augen sehen und so zieht er sie einfach direkt in die nächste Umarmung, küsst dabei vorsichtig ihren Scheitel. Tief atmet sie seinen Duft ein und beginnt dabei zu realisieren, was hier passiert ist. „Wir sind ein Team.“, sagt sie leise und doch kann es jeder im Raum verstehen.

Und vor allem fühlen.

Gegen jede Vernunft Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt