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Zwei Wochen ist die Trennung der beiden nun her und Lena hat es inzwischen geschafft, eine Mauer um sich aufzubauen. Sie hat keine Zeit gehabt, ihre Gefühle zu sortieren oder gar zu verarbeiten. Die Tränen sind inzwischen versiegt, doch nicht, weil sie mit der Trennung klar kommt, sondern weil sie sie nicht zulässt.

Einmal mehr verbringt sie den Tag im Studio. Sie ist dankbar, dass sämtliche Lieder fertig geschrieben ist. Sie muss sie lediglich einsingen und das Album muss produziert werden. Das ist zwar auch nicht immer leicht, aber gefühlsmäßig weniger intensiv. Und so singt Lena immer wieder die selben Lieder, bis sie selbst und alle um sie herum damit zufrieden sind.

Dass sie dabei nicht ganz bei der Sache ist, merken alle Anwesenden, doch die meisten schieben es wohl auf den Stress und so spricht sie vorerst niemand darauf an. Lena selbst spürt natürlich, dass es ihr alles andere als gut geht, geht jedoch davon aus, dass sie das gut überspielt. Deshalb bemerkt sie auch Bellas kritische Blicke nicht.

Erst als sie dann am späten Nachmittag nur noch zu zweit sind, spürt Lena, dass Bella etwas sagen will. Lange überlegt diese, wie sie anfangen soll, bis ihr Handyklingeln das Schweigen unterbricht. Bella verlässt den Raum, was Lena kaum bemerkt. Ihre Gedanken kreisen beinahe unentwegt um Mark, auch wenn sie das weder steuern noch beeinflussen kann.

Als Bella kurze Zeit später wieder eintritt, fällt ihr Lenas geistige Abwesenheit sofort auf. Leise räuspert sie sich. Langsam hebt die Sängerin daraufhin den Blick. „Das mit dem Bild ist nun endgültig geklärt.“ Lena schluckt den Klos in ihrem Hals runter, murmelt dann nur leise: „Okay.“ Bella runzelt die Stirn, schweigt eine Sekunde, hakt dann doch nach. „Ich hätte gedacht, dass du dich etwas mehr freust.“ Lenas blickt sie erneut überrascht an. „Ich bin ganz froh darüber.“, antwortet die Sängerin, doch erleichtert sieht sie keineswegs aus. „Ich hätte mit etwas mehr Begeisterung gerechnet.“, gibt Bella zurück. Schließlich war das alles mit viel Arbeit und Schleimerei verbunden und sie mussten ganz schön lange zappeln, bis es endlich Entwarnung gab.

Lenas Augen verengen sich etwas. „Entschuldigung, dass ich jetzt keine Jubelschreie von mir lasse.“ Der bissige Unterton ist deutlich zu hören und lässt Bella wiederum genervt aufseufzen. „Ich kann verstehen, dass es dir aktuell nicht gut geht, aber ein bisschen zusammenreißen könntest du dich schon. Ich mache hier meinen Job.“ Diese deutlichen Worte überraschen Lena und kurz schaut sie Bella perplex an, doch dann platzt es aus ihr heraus.

„Ihr seid es doch, die der Meinung sind, dass das nicht funktionierte kann. Dabei hat es funktioniert. Ich war glücklich, wirklich glücklich. Zum ersten Mal seit über einem Jahr. Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist es vernünftiger. Aber erwartest du jetzt tatsächlich von mir, meine Gefühle einfach abzustellen? Dann kennst du mich wirklich schlecht.“ Lena spricht deutlich lauter und ihre Stimmung ist von traurig zu wütend umgeschlagen. Sie ist enttäuscht, dass Bella sie nicht verstehen kann.

„Natürlich nicht. Aber ich hatte einen erwachsenen Umgang damit erwartet, so wie du es vor einem halben Jahr bei Max doch auch geschafft hast.“ „Vergiss es einfach. Komm Kiwi, wir gehen.“ Lena fühlt sich gerade nicht in der Lage, weiter darüber zu sprechen und so schnappt sie ihre Jacke und die Hündin und verlässt den Raum sowie kurz darauf das Gebäude. Etwas ungläubig starrt Bella ihr hinterher und seufzt dann frustriert.

Sie weiß doch, dass es ihr schlecht geht. Sie will ihr doch nur helfen. Sie will nur das Beste für Lena. Doch diese ist offenbar noch viel zu gefangen in ihren eigenen Gefühlen, um dies zu erkennen. Bella überlegt fieberhaft, was sie tun könnte, um die Gesamtsituation zu verbessern. Sie kann sich vorstellen, dass es Mark kaum anders geht und schon bald steht das Finale an und die beiden werden einige Tage zusammenarbeiten. Wenn Lenas Nervenkostüm dann immer noch so dünn ist, wie jetzt gerade, wird jeder sofort spüren, dass etwas nicht stimmt. Eine Lösung muss her.

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