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„Okay Forster, jetzt mal Tacheles. Was ist los?“ Steff schaut den Sänger mit intensivem Blick an, als dieser seine leere Bierflasche vor sich auf den Tisch stellt. „Was?“, stellt er verwirrt und etwas abweisend die Gegenfrage. Seit etwa einer Stunde sitzen sie zusammen mit Steffs Mann bei den Silbermond-Mitgliedern zuhause, Thomas ist gerade dabei, den kleinen Noah ins Bett zu bringen. „Ich bitte dich.“ Eindringlich schaut Steff den Sänger an und er fühlt sich  als würde Natalie ihm gegenüber sitzen. Warum nur haben Frauen diese Eigenschaft an sich?

„Wovon redest du?“, fragte er, um etwas Zeit zu gewinnen. „Mark, das war dein drittes Bier, in weniger als einer Stunde. Du schaust, wie sieben Tage Regenwetter. Dazu dein Verhalten heute… von Lena ganz zu schweigen.“ Als ihr Name fällt, hebt Mark fragend dem Blick. „Während sie gestern noch durch die Gänge lief, wie ein Honigkuchenpferd, war sie heute total niedergeschlagen, teilweise abwesend.“ Mark schweigt nur, schaut in die Ferne und spielt mit dem Flaschenetikett.

„Was ist zwischen euch passiert?“ Leise seufzt Mark, wendet den Blick zu Steff. „Ich… ich kann es dir nicht sagen.“ „Also ist was vorgefallen.“ „Steff, es ist kompliziert und…“ „Natürlich ist es kompliziert, wenn man mit seiner besten Freundin in die Kiste steigt.“ Augenblick werden Marks Augen groß, entsetzt schaut der Sänger sie an. „Nein, wir… nein.“, antwortet er empört. „Ich muss erstmal meine Gedanken sortieren und dann mit Lena reden. Und jetzt würde ich auch gern das Thema wechseln.“ Steff schaut ihn nachdenklich an, schweigt kurz. „Okay, ich will dich zu nichts drängen. Aber rede mit ihr. Wirklich. Ihr müsst das klären.“

Lena liegt in ihrem Bett, links neben ihr steht der Laptop, auf dem Netflix läuft, auf der rechten Seite liegt Kiwi, die sich genüsslich kraulen lässt. Lena bekommt von der Serie kaum etwas mit. Immer wieder driften ihre Gedanken zu Mark. Zu dem Kuss. Zu dieser komischen Stimmung heute zwischen ihnen. Hatten sie alles kaputt gemacht? Schon wieder greift sie nach ihrem Handy, öffnet den Chat mit Mark, legt es weg, nimmt es wieder in die Hand, tippt ein paar Wörter und lässt es frustriert seufzend wieder sinken.

„Ach Kiwi, ich hätte ihn nicht küssen sollen.“, spricht sie leise zu der Hündin, die daraufhin den Kopf hebt und ihr unwissend entgegen blickt. Doch sobald sie an den Kuss denkt, spürt sie das Kribbeln auf ihren Lippen, als könne sie ihn immer noch fühlen. Genervt stöhnt sie auf, greift nach ihrem Telefon, das just in diesem Moment klingelt. Für eine Sekunde glaubt Lena zu träumen, als dort Marks Namen zu lesen ist. Sie schluckt, bevor sie das Gespräch annimmt. „Ja?“, gibt sie fragend von sich. „Lena. Wir müssen reden.“

Wow, was für eine Erkenntnis. Aber dass es einfach so aus ihm heraus platzt, ist eindeutig ungewöhnlich. „Wie viel hattest du?“, fragt Lena, hofft, damit etwas die Stimmung aufzulockern. „Drei Bier und… einige bohrende Blicke und Fragen von Steff.“ „Du hast es ihr gesagt?“, platzt es sofort entsetzt aus der Braunhaarigen, die augenblicklich aufrecht im Bett sitzt. „Nei-Nein. Natürlich nicht. Aber… du kennst doch Steff. Ich musste gar nichts sagen und sie wusste trotzdem Bescheid.“ Lena seufzt leise. Er hat Recht. „Okay. Und… jetzt?“, fragt sie, hört die Stille am anderen Ende der Leitung.

„Mark?“ „Ja, ich… tut mir leid. Also… Haben wir unsere Freundschaft zerstört?“ Nun ist es Lena, die schweigt. „Ich…hoffe nicht. Wi-Wir können das schaffen.“, sagt sie, versucht sich selbst und ihn zu überzeugen. „Das denke ich auch.“, antwortet er ohne Zögern, will nicht den leisesten Zweifel aufkommen lassen. „Aber wie?“ Die Frage kommt nur leise über Lenas Lippen. Vielleicht, weil sie Angst vor der Antwort hat. „Wir… vielleicht… sollten wir versuchen den Kuss zu vergessen.“ Marks Stimme klingt genauso unsicher, wie ihre. „Vergessen?“, hakt sie etwas ungläubig nach.

„Lena, so war das nicht gemeint… Verdammt, ich… ich weiß doch auch nicht.“ „Nein, Mark. Schon gut. Vermutlich hast du Recht. Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir es… verdrängen.“ Ein leises Lachen vernimmt Lena vom anderen Ende und es lässt ihr Herz augenblicklich etwas schneller schlagen. „Du bist mir verdammt wichtig, Leni.“ Ein sanftes Lächeln schiebt sich auf ihre Lippen. „Du mir auch.“ Eine kurze Stille entsteht, bis Mark sich räuspert. „Lena?“ „Hm?“ „Der Kuss… war schön. Richtig schön.“ „Welcher Kuss?“, fragt Lena, ironisch genug, um ihn ein Lachen zu entlocken. „Der, den wir… verdrängen wollen.“ Leise seufzt Lena. „Das war er.“, antwortet sie, weiß jedoch, dass er nur dank des Alkohols so offen darüber spricht.

„Wann sehen wir uns das nächste Mal?“, fragt Mark plötzlich. „Weiß nicht. Wann bist du morgen im Studio?“ „Erst am späteren Nachmittag.“ „Ich bin nur Vormittag da.“ Für einige Sekunden ist es still, Lena kann Marks Atem hören. „Dann wird es wohl erst in anderthalb Wochen bei Luke sein, oder?“ „Ja. Vielleicht ist das auch besser so.“, murmelt Lena leise. „Vielleicht hast du Recht.“, antwortet Mark, klingt ziemlich nachdenklich. „Marki?“ „Hm?“ „Ich habe dich lieb. Vergiss das nicht. Egal, was passiert.“ Sie spricht leise und etwas langsamer, um ihren Worten besonderen Nachdruck zu verleihen. „Ich habe dich auch lieb. Sehr.“ „Wir hören uns.“ „Bis bald, Leni.“

Gegen jede Vernunft Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt