Ich kann das nicht

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"Dean? DEAN! Wo bist du verdammt!", Panik macht sich in mir breit, ich will ihn nicht schon wieder verlieren. Der Boden zittert, während ich mit meinem Blick die Landschaft absuche. Da!, er liegt im hohen Gras. Mit großen Schritten, stürze ich mich auf ihn, um ihn zu schützen. Ein Bruchteil des Bodens löst sich und wir stürzen in das Loch. Doch diesmal landen wir nicht weich, sondern hart auf Stein.
"Ugh, Dean", er landete auf mir und erdrückt mich fast mit seinem Gewicht. Als Dean merkt dass er auf mir liegt lächelt er kurz, bevor er sich von mir erhebt. Schnell Rappel ich mich auf und suche die Landschaft ab. Wow, wir stehen auf einer riesen Steinplatte deren Ende eine Klippe wartet.
Je länger ich sie ansehe desto mehr kommt es vor alle wolle sie mich verschlingen. Es ist wie ein sog als würde der Abgrund der Klippe mich anziehen. "Hey, Aaiden komm wir müssen uns umsehen.", meint Dean als er merkt dass ich die Klippe anstarre. "Was? Warum umschauen, was suchen wir?", warum sollten wir etwas suchen, verstehe ich nicht. "Wir müssen uns auf die Suche nach einem Haus begeben, es ist klein und unbewohnt, wir sollten es so schnell wie möglich finden sonst geschieht wieder ein jump, also ein Weltenwechsel. Es wird Zeit für die Entscheidung. Es ist schon fast eine Woche her als du hierherkamst.", meint er nur als wäre nichts. "WAS!? Eine Woche? Ich bin höchsten seit einer Stunde da.", jetzt verstehe ich noch weniger. Dean streckt mir seine Hand entgegen und ich schlinge mich um ihn. Dean weiß dass es sich nicht lohnt weitere Erklärungsversuche zu versuchen ich hätte nicht zugehört, er weiß dass ich selber draufkomme, für dieses Chaos.
"Kannst du dich noch erinnern, als du mich verlassen hast?", frage ich nach einer Weile vorsichtig, denn die Angst ihn zu verletzen ist zu groß. "Pff, Aaiden ich weiß noch wie ich die Straße überquerte und mich dann ein Truck oder so etwas, jedenfalls etwas großes mich erwischte und ich gegen die Wand geschleudert wurde. Als der Truck mich traf spürte ich während ich durch die Luft geworfen war wie all meine Knochen brachen, von dem Aufprall brauchen wir gar nicht erst anfangen.", während Dean mir das erzählte haben sich Tränen in meine Augen gesammelt. Das darf doch nicht wahr sein. Die Ärzte meinten doch er hätte keine Schmerzen. "Und danach? Was passierte darauf?", stammelte ich noch immer aus der Fassung. "Auf einmal setzten alle Gefühle aus ich konnte nichts mehr spüren, dann wurde alles schwarz und plötzlich so grell dass man kaum blinzeln konnte. Kurz darauf fiel ich in eine Art Schlaf und wurde in einer der Welten wach. Seitdem bin ich hier und konnte dich jeden Tag sehen. Immer wieder Bruchstücke, deines Alltags. Ich malte dir auch den Traum, doch auf das Ende hatte ich keinen Einfluss. Es war so eine Qual dich zu sehen. Anfangs rief ich dir noch zu, doch du machtest keine Anstalt mich zu hören. Ich wanderte umher, und plötzlich kamen Gedanken von denen ich nie gedacht hätte ich wüsste so etwas. Wie zum Beispiel mit dem Häuschen, dass fiel mir einfach so ein.". Wow, mit so viel Text hätte ich nicht gerechnet. Dean redet eigentlich sehr wenig. Jetzt wird mir alles klar, dass meine Sonnenblume mir es gar nicht versuchte es zu erklären weil er wusste, dass es mir selbst einfällt.
Ok, mhm ich schlucke muss nur kurz Atmen. "Und du sahst wirklich wie ich meinen Alltag bekämpfte? Oh, Dean was musstest du durchmachen, oh Gott", meine Brust schnürt sich zu wie ein viel zu enges Korsett, ich Range nach Luft mir scheint es so als würde mir jemand oder etwas die Luft zum Atmen nehmen. Wie ein Fisch dem man dass Wasser nimmt. Wie ein Wolf, dem man das Fell raubt, wie ein Vogel dem die Federn ausreißt, wie ein Elefant ohne Stoßzähne. Es ist wieder so als würde mir jemand Dean nehmen. Ich kann das nicht. "Hey Aaiden, komm Aaiden hörst du mich.", Deans Worte erreichen mich nur stumpf. Ich spüre wie Arme mich hochheben und mich fortragen in das weite.
Eine kühle Brise weht durch das schon viel zu unterkühlte Zimmer. Das einzige was ich wahrnehme ist ein leises Pochen immer wieder und wieder. Poch. Poch. Poch. Langsam öffne ich die Augen und sehe dunkle zusammengenagelte Holzbretter die eine Decke bilden. Vorsichtig sitze ich mich auf und sehe mich um. Was zum Teufel? Wo bin ich? Mittlerweile verschwand das Pochen. Ich befinde mich auf einer einfachen Holzbank, in einem kleinen dunklen Raum. Außer diese Bank mit dem dazugehörigen Tisch haben und der Schrank in der Ecke sonst nicht viel mehr Platz. Ein lautes Knarren erfüllt den Raum und eine Tür geht stockend auf. Eine Silhouette betretet den Raum und die Angst schleicht sich meinen Rücken hinauf, langsam bohrt sie sich mit ihren klauen in mein Fleisch. Sie lähmt mich. Drängt mich in ihre Ecke und wartet nur darauf mich in ihren Bann zu verschlingen. Als der Schein der Öllampe die auf dem Tisch steht, dem Gesicht die Dunkelheit nimmt, verschwindet die Angst mit einem Schlag. Es ist nur Dean. "Endlich. Wurde auch Zeit, du hast einen Monat geschlafen.", meinte Dean ohne irgendetwas beunruhigendes in der Stimme. "WAS!? Das wären vier stunden oder? Mein Gott, warum hast du mich nicht einfach geweckt?", vollkommen fassungslos starre ich Dean mit entsetztem Blick an. "Versuchte ich.". "Ist das das Haus von dem du gesprochen hast?", meine Stimme zittert aus Angst jetzt gehen zu müssen. Dean blieb stumm er weiß dass ich es weiß. Er schweigt oft in solchen Momenten, er hasst überflüssige Fragen. In der Schule fiel es ihm besonders Schwer den er musste antworten. Er meinte immer: ja aber Sie wissen ja die Antwort und wissen dass auch ich sie weiß. Dean verstand nie das Schulsystem. "Sorry", entgegne ich nur. "Komm mit, es wird Zeit", seine Stimme war rau als hätte er für stunden geschrien, mein Freund sieht fertig aus. Was passierte nur? Ich erhebe mich von der Bank und gehe auf ihn zu. Dean nimmt meine Hand und geht mit mir aus dem Raum, langsam und träge. Wir wissen beide die Entscheidung. Wussten sie schon von Anfang an. Deshalb fällt das gehen um so schwerer. Dean führt mich aus dem Häuschen, zu einem See. Tränen verlassen unsere Seelenspiegel, sie sind so schmerzerfüllt. "Ich kann das nicht", flüstere ich immer und immer wieder wie eine Trance. "Du musst es selbst tun, du musst einfach fort schwimmen. Du starbst in einem Fluss also muss es jetzt wieder Wasser sein.". Wir stehen am Ufer es fällt uns unfassbar schwer. Unsere Lippen berühren sich ein letztes mal. Ein letztes mal spüre ich ihn. Ein letztes Mal lasse ich meine Finger über seine Haut gleiten. "Aaiden, du musst jetzt gehen. Ich werde dich immer lieben, dich immer in meinem Herzen haben doch ich muss jetzt weiter es wird Zeit jetzt loszulassen. Muss jetzt weiter Sterne shoppen gehen. Wir werden uns irgendwann wieder sehen. Pass auf dich auf. Ich liebe dich", das sind die letzten Worte die Dean an mich richtet, bevor ich immer weiter im Wasser mich von Dean entferne. Ich muss nach Hause, man braucht mich. Immer weiter schwimme ich bis alles schwarz wurde...

Mit dir starb die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt