Kapitel 38

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POV Hope

Erschrocken schaue ich in die, mit Angst erfüllten, braunen Augen von Quinn, welche mich mindestens genauso geschockt anschaut.

Ich versuche mich zu sammeln und spreche mir innerlich ruhig zu.
»Okay okay... ganz ruhig, ihr schafft das!«

Erst jetzt erwache ich aus meiner, gar regelrechten, Starre, ziehe mich blitzschnell an und bringe meine nassen Haare halbwegs in Form.

Dann lege ich meine Hände sanft an Quinn's Schultern und schaue sie ernst an.

„Ich werde jetzt runter gehen und ihm sagen, dass du hier übernachtet hast oder so. Zieh dich in Ruhe um und geh dann besser heim. Ich denke, dass ich noch einiges mit ihm klären muss."

Ich beobachte das junge Mädchen vor mir aufmerksam und entdecke ihre Unsicherheit, welche sich in ihre wunderschönen braunen Augen geschlichen hat.
Um sie ihr zu nehmen, hauche ich ihr noch einen kurzen Kuss auf die Lippen und verschwinde dann nach draußen.

Gespielt selbstsicher bewege ich mich langsam die alte Holztreppe hinunter, nur um meinen Verlobten in der Küche wiederzufinden. Er lehnt lässig an der Küchenplatte und seine Giftgrünen Augen starren mich zu Grund und Boden.

„Wir haben Besuch?", fragt er nun mit ruhiger Stimme, doch ich bemerke den säuerlichen Unterton, welchen er zu überspielen versucht.

„Ja, Quinn hat hier übernachtet", antworte ich nur knapp.

Florian mustert mich mit einem skeptischen Blick, bevor er bereits weiterfragt.
„Warum? Sie wohnt doch direkt gegenüber."

„Sie hatte Stress mit ihren Eltern, aber mehr brauchst du eigentlich auch nicht wissen."

„Aha."

Ich runzle meine Stirn und werfe ihm einen genervten Blick zu.
„Was ist eigentlich dein scheiß P-"

Kurz bevor ich richtig in Rage kommen kann, erscheint Quinn in der Tür und schaut unsicher in die Runde.

„Ich werde jetzt heim gehen. Nochmal Danke und bis Montag", sagt sie mit leicht zitternder Stimme, verabschiedet sich noch schnell von Florian und verschwindet im Flur.
Ich folge ihr, um sie nochmal schnell in meinen Arm zu schließen.

„Ich schreib dir", flüstere ich noch gegen ihren Kopf, dann verschwindet sie.

Wohl oder übel bewege ich mich erneut Richtung Küche, wo Florian sich kein bisschen bewegt hat.
Ich mustere ihn skeptisch, bevor ich ihm symbolisiere, mir ins Wohnzimmer zu folgen.

„Jetzt mal ehrlich, was ist los mit dir?", ich schaue ihn fragend an.

„Du fragst mich ernsthaft, was mit mir los ist? Du bist doch die jenige, die sich kein bisschen über unsere Verlobung freut. Du hast gestern keine Spur von Freude gezeigt und meinen Ring trägst du auch nicht! Und was ist das eigentlich mit Quinn?", sprudelt es ungehalten aus ihm raus.
Ich verdrehe die Augen, in welchem Kindergartendrama bin ich hier eigentlich gerade gelandet.

„Soll ich vielleicht gleich nh riesige Verlobungsparty planen und direkt eine Woche vor Freude rum heulen oder was erwartest du jetzt von mir. Und lass Quinn aus der ganze scheiße raus, sie hat damit doch überhaupt nichts zutun!", erbost verdrehe ich die Augen.
Meine Versuche mich selbst zu beruhigen scheiterten, bereits Minuten vorher, kläglich.

„Denkst du ich bin so blöd und merke nicht, was da zwischen euch läuft?!"

„Was zur Hölle meinst du?"

Florian hält inne und durchbohrt mich förmlich mit seinen wütenden Blicken.
Würden seine Blicke Kugeln einer geladenen Waffe sein, wäre ich bereits durchlöcherter als so mancher Käse.

„Ich bin doch nicht Blöd Hope! Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich eure Blicke nicht mitbekomme. Ihr zieht euch doch förmlich gegenseitig aus. Außerdem durfte in deinen Jahren als Trainerin keine deiner "Schüler" jemals bei dir übernachten, gar in dein Haus oder privat mit dir zutun haben. Du wahrst auch sonst deine private Mauer, beschwerst dich viel über die Inkompetenz in Teams.
Und plötzlich ist da dieses junge braunhaarige Mädchen, was dir anscheinend komplett den Kopf verdreht."

Geschockt suche ich nach Worten, um mich zu verteidigen. Wie kann er so verdammt aufmerksam sein, ich war mir so sicher, dass wir uns unauffällig verhalten.

„Du steigerst dich in unvollendete Tatsachen. Das ist doch alles völliger Unsinn! Ich mag das Team hier halt gerne..."
Ich merke selbst, wie absolut schwachsinnig meine Antwort ist.

„Hope verdammt, du verbringst gefühlt mehr Zeit mit dem Mädchen als mit mir. Du fährst sie bei Unwetter unzählige Kilometer zum Tierarzt, nur um irgendeine Katze zu retten, die nicht mal ihr gehört. Dann buchst du ihr noch extra ein Hotel, damit sie in der Nähe bleiben kann?! Weißt du wie unglaublich bescheuert das ist?!"

„Ich-", meine Stimme erstickt förmlich und ich kann nicht anders, als schweigend zu Boden zu schauen.

„Sag mir bloß eins, liebst du mich noch? Willst du mich überhaupt heiraten?"

Geschockt, über seine direkten Fragen, bekomme ich, für die nächsten Sekunden, kein einziges Wort über die Lippen.
Dann schüttle ich nur wortlos den Kopf.

„Unglaublich... meine Freundin wechselt mal eben nach Jahren der Beziehung das Ufer und vögelt fremd. Und ausgerechnet eine 18 jährige."

Ich spüre die Verzweiflung, gegen die ich in den letzten Minuten so krampfhaft angekämpft habe, überhand nehmen und die ersten Tränen kullern meine Wangen hinab.

Hingegen meiner Erwartung, schlingen sich plötzlich zwei starke Arme um meinen Körper und ich lege meinen Kopf sanft gegen Florians starke Brust.
Meinen Tränen lasse ich freien Lauf, welche bereits nach kürzester Zeit einen nassen Fleck auf Florians Shirt hinterlassen.
„Es tut mir so unglaublich leid. Ich wollte nicht, dass es so endet", säusle ich leise vor mich hin.

Florian löst sich langsam von mir und schaut mir tief in die Augen, in denen nur noch minimale Rückstände seines Wutausbruches zu sehen sind.

„Wir schaffen das schon irgendwie, Gefühle kann niemand richtig steuern. Doch du musst mich auch verstehen, dass ist alles so plötzlich und ich brauche jetzt erstmal ein bisschen Abstand, bevor wir das alles klären."

......

Es ist bereits zwanzig Uhr, als ich mich erschöpft auf die Couch fallen lasse und ein Stück meiner Schokoladentafel abbreche, um dieses auf meiner Zunge schmelzen zu lassen.

Ich starre einige Zeit wortlos an die graue Wand vor mir und überdenke meinen kompletten Tag, überdenke meine Gefühle und die damit verbundene Lage, in der ich mich nun befinde.
Florian weiß nun von uns, was in mir ziemliche Erleichterung auslöst und gleichzeitig viele neue Probleme aufwirft.
Wie wird das nun alles weitergehen? Quinn's Eltern werden Fragen stellen, schließlich wollten wir gestern noch heiraten.
Soll ich ihnen dann einfach mal so erklären, dass ich ihre vier Jahre jüngere Tochter liebe?
Der Gedanke, an ihre Reaktion löst in mir ein mulmiges Gefühl aus.

Irgendwann greife ich nach meinem Handy und öffne den Chat zwischen Quinn und mir.
Ich überlege kurz, bevor ich einige Zeilen tippe und mein Handy danach wieder ausschalte, um mir irgendeinen schnulzigen Film reinzuziehen.

»Hi, wir müssen dringend reden. Am besten direkt Montag nach dem Training... Komm einfach zu meinem Auto.«

[ Hi, das heutige Kapitel mal aus Hope's Sicht, da ich es an dieser Stelle doch recht passend fand. Allerdings wird es wohl das einzige bleiben, da sich die Geschichte allgemein dem Ende nähert.
Ich wünsche euch einen schönen Tag! ^^ ]

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