Kapitel 6

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»Was treibst du denn hier?«, fragt sie und sieht mich überrascht an. Ein Lächeln liegt auf ihren Lippen.

Zögernd blicke ich sie an, beschließe es dann aber einfach bei der Wahrheit zu belassen. Zumindest bei einem Teil der Wahrheit. »Quinn und Delia haben mich eingeladen. Wir sind gemeinsam hier - mit Kian und Jonah«, erkläre ich. »Und Chris, natürlich.«

Überrascht blickt Stacy mich an. Wenn mehr von dieser Emotion überhaupt möglich ist. Sicherlich hätte sie nicht gedacht, mich in einem dieser Bars anzutreffen. Das sage ich, ohne meiner Chefin eine solche Denkweise anhängen zu wollen, denn ich selbst hätte heute Morgen nicht gedacht, hier zu sein. »Oh, richtig. Sie treffen sich fast immer hier. Das hatte ich ganz vergessen«, sagt sie lachend und schaut mich an. »Gut siehst du aus.«

»Dankeschön«, sage ich sichtlich erleichtert über ihre Reaktion und lächle. »Dasselbe Kompliment gebe ich gerne zurück.«

Stacy lächelt, erwidert aber nichts. Stattdessen greift sie nach meinem Arm und hakt sich bei mir unter. »Dann sollten wir unsere Freunde wohl nicht länger warten lassen, hm?«

Ich nicke.

Zusammen verlassen wir den Sanitärbereich und mischen uns wieder unter die Leute. Die Hintergrundmusik ist bei all den Gesprächen der Besucher kaum noch zu hören, doch dafür, dass es bereits Mitternacht ist und der Alkoholpegel steigt, geht es noch ruhig zu. Wenn ich an eine der berühmten Dorffeiern in Spring Hill denke, muss ich grinsen. Niemand kann so ausgiebig feiern wie wir. Das ist Fakt.

»Da bist du ja«, ruft Quinn mir zu und als sie Stacy entdeckt, verrutscht für wenige Sekunden ihr Lächeln. Bevor ich mir darüber allerdings Gedanken machen kann, löst sich Stacy von mir und umarmt erst ihren Bruder, dann begrüßt sie Jonah, Quinn, Delia und Chris mit einem Lächeln.

»Hey. Was für ein Zufall, dass ihr hier seid«, sagt sie. »Und dann auch noch mit Allison.«

»Wir haben uns auf der Toilette getroffen«, erkläre ich, als Kian mich fragend ansieht. Er nickt langsam, dann liegt sein Blick wieder auf Stacy.

»Wir sind doch immer hier«, antwortet Quinn. »Das weißt du.«

»Heute ist es mir wohl entfallen. Habt ihr was dagegen, wenn wir zu euch stoßen?«, fragt sie lächelnd.

»Wir?«, hakt Kian nach.

Stacy lächelt geheimnisvoll. »Eigentlich wollte ich es noch nicht verraten, aber wenn ihr schon alle hier seid. Mit Allison – dann kann ich es auch verraten«, sagt sie und lächelt. Sie dreht sich und ruft ihre Begleitung – wer auch immer das sein mag – zu sich. Ich folge ihrer Blickrichtung und wenige Sekunden später entdecke ich eine große, schlanke Frau, die auf uns zukommt. Sie trägt eine schwarze High-Waist-Jeans aus Leder und dazu ein dunkelrotes Top, das ihren Bauchnabel nur halb verdeckt. Ihr Dekolleté sieht darin wunderbar aus und das Lächeln, das sie erst Stacy, dann uns zuwirft, spricht Bände. »Hallo«, sagt sie freundlich und im Gegensatz zu ihrem selbstsicheren Auftreten spricht sie sehr schüchtern.

»Hi«, erwidert Quinn. Obwohl sie sichtlich verwirrt ist, lächelt sie.

»Das ist Liz«, spricht Stacy dann und atmet tief durch. »Wir sind seit einem halben Jahr ein Paar.«

Offensichtlich ist das nicht nur für mich, sondern für alle, selbst Kian, eine Überraschung. Geschockte und überraschte Gesichter blicken Stacy und Liz entgegen und ich bin die Erste, die das Wort ergreift. Ich laufe auf Liz zu, strecke ihr meine Hand entgegen und werfe ihr ein Lächeln zu. »Ich bin Allison Brady. Vielleicht hat Stacy schon erwähnt, dass ich seit Montag ihre Assistentin bin. Es freut mich, dich kennenzulernen.«

TendernessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt