Kapitel 14

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Mit glühenden Wangen lehne ich an den Wänden des Aufzugs, der mich und Kian, aber auch ein älteres Ehepaar in die Etagen über uns transportiert.

Kian kaut auf seiner Lippe und ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm nehmen. Mit einem Mal fühlt sich alles doppelt so intensiv an und ich frage mich, ob ich vorher zu blind oder schlichtweg verdrängt habe, dass ich Kian auch nur im Ansatz attraktiv finden könnte. Es vergeht eine Ewigkeit bis der Aufzug schließlich hält. Mit dem Öffnen der Türen schleicht sich ein merkwürdiges Gefühl in meine Magengegend und ich presse die Lippen aufeinander.

"Einen schönen Abend noch", wünscht uns der ältere Herr, während die Dame uns ein Lächeln schenkt.

"Ebenso", erwidert Kian vermeintlich höflich, doch man kann ihm nicht anmerken, dass sich gerade etwas verändert.

Zwischen uns.

An unserer Freundschaft.

Mit einem Schlag wirkt alles anders und neu, wo Kian mir doch so schnell das Gefühl vermittelt hat, dass ich ihm vertrauen könnte. Zwar weiß ich, dass ich noch immer auf ihn zählen kann, aber die Tatsache, dass er an mir Interesse hat und ich diesen Gedanken nicht als störend empfinde, fasziniert mich. Dennoch mischt sich Angst unter das Gefühl der Neugier. Wie ich mich zu verhalten habe, kann ich mir schlichtweg nicht ausmalen.

Das ältere Paar tritt aus dem Fahrstuhl und die Türen schließen sich.

Kian und ich sind einander überlassen, doch keiner spricht ein Wort während wir die letzten zwei Etagen nach oben fahren, um zu meinem Zimmer zu gelangen.

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Mit meinen Worten könnte ich Kian falsche Hoffnungen gemacht haben. Er könnte denken, dass ...

Ich schüttele den Kopf, werde dann aber von einem hohen Ton unterbrochen. Der Fahrstuhl hält auf der Ebene, auf der auch mein Zimmer liegt.

Kian sieht mich an - weder abwartend, noch drängend. Das gefällt mir an ihm. Er lässt mir Zeit, die ich ganz offensichtlich benötige, um meine Gedanken zu sammeln. Um herauszufinden, wohin dieser Abend führen soll.

Ich beiße mir unsicher auf die Unterlippe, dann schaue ich hinunter.

Kian deutet das als Zeichen, das Wort zu ergreifen. "Du bist mir nichts schuldig, Al. Aus welchem Grund du vorgeschlagen hast, nach oben zu gehen, es ist egal. Wenn du dich umentscheiden solltest, dann werde ich es dir nicht übel nehmen. Du hast jederzeit das Recht zu sagen, wenn es dir zu schnell geht oder das hier ... ich ... nicht das bin, was du möchtest."

Seine Worte erstaunen mich und bringen mein Herz dazu ein schnelleres Tempo zu schlagen. In meinen Ohren dröhnt mein Puls, doch ich kann einfach nicht aufhören Kian anzusehen. Ganz automatisch stoße ich mich von der Wand hinter mir ab und laufe auf ihn zu. Als ich meine Hand in seine lege zucken seine Mundwinkel und der Anschein eines Lächelns schleicht sich auf seine Lippen.

"Ich wollte dich nicht überfallen", gestehe ich. "Eben, als wir an der Bar waren, da hat mein Kopf einfach gemacht, was er wollte. Falls es wie eine Einladung klang, dass heute Nacht ..."

"Nein", sagt er und unterbricht mich. "Das habe ich nicht so interpretiert."
"Ich schon", sage ich heiser und trete auf ihn zu. "Aber vielleicht sollten wir nichts überstürzen und einen Moment darüber nachdenken, ob das hier ... richtig ist."

Meine Worte schmälern das Lächeln auf seinen Lippen, weshalb er sie zusammen presst und nickt.

"Ich verstehe", erwidert er. "Womöglich habe ich dich überfallen."
"Das hast du definitiv, aber ich empfinde es nicht als störend oder übergriffig, Kian. Ehrlich gesagt, habe ich vorher keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich dich auch auf diese Art und Weise mögen könnte. Du bist ein Freund und ich habe Angst, dass wir die Dinge überstürzen, in dem wir so beschleunigt handeln."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 01, 2022 ⏰

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