6 - Eine böse Überraschung

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Mein Herz hämmert viel zu schnell gegen meine Brust, als mich Hutson am Freitagabend vor einem schicken Reihenhaus mit gepflegtem Vorgarten absetzt. Fast schon habe ich das Gefühl, es könnte mir jeden Moment vor lauter Nervosität aus der Brust springen.

Ich habe lange darüber nachgedacht, die Einladung von Mister Thompson doch noch zu ignorieren. Letztlich hat aber mein schlechtes Gewissen gesiegt, sodass ich mich von Hutson in die Palmstreet 3 fahren lassen habe.

„Viel Spaß, Baby", säuselt mein Freund leise in mein Ohr. „Tu nichts, das ich nicht auch tun würde. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll, ja?" Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, ehe er sich mit einem leichten Klapps auf den Hintern von mir verabschiedet.

Kaum stehe ich mit beiden Füßen auf dem Bürgersteig, braust Hutson mit quietschenden Reifen davon.

Insgeheim habe ich mir gewünscht, er würde warten, bis ich im Inneren des Hauses verschwunden bin, doch natürlich wurde mir dieser Wunsch verwehrt.

Hutson ist nicht mehr der Typ Mensch, der sich übermäßig um andere sorgt.

Vor zwei Jahren hätte er mich sicherlich noch bis zur Haustür begleitet, um sich einen ersten Eindruck von Mister Thompson zu verschaffen, doch in der Zwischenzeit ist viel passiert.

Es tut weh, mir das eingestehen zu müssen, aber ich bin Hutson ein Stück weit gleichgültiger geworden.

Statt weiter über die Mängel meines Freundes nachzudenken, gehe ich nun mit zittrigen Schritten auf das riesige Haus, das sich vor mir bis in den Himmel erhebt, zu.

Die Fassade ist weiß gestrichen und sieht makellos aus. Auch die vielen Fenster, in denen Blumen oder andere Dekoartikel zu sehen sind, glänzen sauber im Schein der Abendsonne.

Fast schon könnte man meinen, Mister Thompson würde in einer Villa leben.

Da mich der riesige Gebäudekomplex etwas einschüchtert und ich immer noch ein flaues Gefühl im Magen habe, ziehe ich zunächst mein Handy aus der Hosentasche, um die Uhrzeit zu prüfen.

18:03 Uhr.

Ob Carry wohl schon da ist? Oder hat sie womöglich doch noch einen Rückzieher gemacht?

Ich überlege, ob ich ihr eine Nachricht schreiben soll, entschließe mich letztlich aber dagegen.

Carry ist kein Mensch, der Rückzieher macht. Wenn sie sich einmal für etwas entschieden hat, dann zieht sie das auch durch.

Außerdem würde meine beste Freundin niemals zu spät kommen. Viel eher zählt sie zu der Sorte von Mensch, die schon fünf oder zehn Minuten eher auf der Fußmatte stehen.

Begleitet von diesem Gedanken lasse ich mein Handy wieder verschwinden.

Ich atme ein letztes Mal tief durch, bevor ich all meinen Mut zusammennehme und die vergoldete Klingel, die die Aufschrift Thompson trägt, betätige.

Wie von selbst rast mein Puls in die Höhe und mir wird schwindelig.

Irgendetwas an diesem Treffen beschert mir schon seit zwei Tagen Bauchschmerzen. Ich kann nicht einmal genau sagen, was der Auslöser für dieses mulmige Gefühl ist, doch wohl fühle ich mich nicht, als ich auf Mister Thompson warte.

Ungeduldig trete ich von einem Bein auf das andere. Sollte die Tür nicht in zehn Sekunden geöffnet werden, mache ich doch noch einen Rückzieher.

Kaum ist dieser Gedankengang vollendet, schwingt die riesige Eingangstür auf. Zum Vorschein kommt ein Mann mit grauen Haaren, grünen Augen und faltiger Haut.

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