Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schluchzend vor Hutsons Auto knie und versuche, die Scherben meines Herzens zusammenzukleben, doch irgendwann ertönt Carrys besorgte Stimme.
„Ist alles okay, Helin?", möchte sie wissen, während sie sich neben mich hockt und mir tröstend über den Rücken streicht.
Sofort lasse ich mich in ihre Arme fallen und schluchze unkontrolliert.
Da ist so viel Schmerz in meiner Brust, dass ich nicht mehr klar denken kann. Ich habe das Gefühl, in meinem eigenen Meer aus Tränen und Selbstmitleid zu ertrinken. Einen Anker, der mich über Wasser hält, gibt es nicht, denn der existiert auch im echten Leben nicht.
Zwar gibt es einige Menschen, die mir ihren Halt und ihre Unterstützung geben, doch den Schmerz kann mir niemand nehmen.
Keine Granny.
Keine Carry.
Kein Rider.
Und auch kein Kaden.
Es ist egal, wie sehr ich mich versuche abzulenken, denn der Schmerz findet seinen Weg immer wieder zurück in mein Herz.
„Helin?" Carrys moosgrüne Augen schauen besorgt in meine.
Erst jetzt bemerke ich, dass ich ihr immer noch eine Antwort schulde.
„H-H-Hutson", schniefe ich leise. „E-Er... Po-Polizei." Ich schaffe es nicht, zusammenhängende Sätze von mir zu geben. Dafür dreht sich das Gedankenkarussell in meinem Kopf viel zu schnell.
Noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit und alles explodiert.
„Ganz ruhig." Carry zieht mich enger an ihre Brust. „Ich habe Kaden geschrieben, dass du Hilfe brauchst. Er ist gekommen und hat dich beschützt. Alles wird gut werden, Helin."
Das bezweifele ich, denn die Fragezeichen in meinem Kopf werden immer größer.
„Ge-Gesch-schrieben?", hake ich verwirrt nach.
Für einen kurzen Moment lässt der Schock, den Hutson in meinem Inneren hinterlassen hat, nach. Stattdessen mischen sich neue Fragen in mein Chaos an Gedanken, welche meine Kopfschmerzen bloß verstärken.
Bei dem Abendessen von Mister Thompson hat es nicht den Anschein erweckt, als würden sich Carry und Kaden kennen. Ob sie wohl ihre Nummern ausgetauscht haben, um einander besser kennenzulernen?
In Anbetracht von Carrys Sexualität würde das aber keinen Sinn ergeben. Sie ist schließlich nicht an Männern interessiert.
Oder ist sie eventuell bisexuell?
„Kaden hat mir seine Handynummer gegeben, damit ich ihn im Notfall erreichen kann", bringt Carry etwas Licht in die Dunkelheit. „Sozusagen als Dank, dass ich seinem Vater das Leben gerettet habe."
Mehr als ein schwaches Nicken bringe ich nicht zustande. Die letzten Tage und vor allem die letzten Stunden haben mich so sehr ausgelaugt, dass ich nur noch tot in mein Bett fallen möchte.
Einfach die Gedanken ausschalten und schlafen.
Und am besten erst dann wieder aufwachen, wenn das ganze Chaos beseitigt wurde.
„Hutson kann dir jetzt nichts mehr antun", versucht mich Carry zu beruhigen, obwohl meine Gedanken ganz woanders sind. „Dafür wird Kaden schon sorgen."
Ich wünschte, ich könnte ihr glauben, aber das kann ich leider nicht. Die Angst, dass Hutson zurückkehrt, um seinen Rachefeldzug zu beenden, bleibt bestehen.
Was, wenn die Polizei nichts gegen ihn ausrichten kann?
Ich schaffe es nicht noch einmal, mich von ihm einengen zu lassen. In den vergangenen Monaten hat er mich so lange psychisch gequält, bis meine Seele auseinandergefallen ist.
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Don't mess with a cop
Romanzi rosa / ChickLitEin normales Leben: Das ist es, was sich die 20-jährige Helin Wright wünscht. Leider machen ihr der Tod ihrer Eltern, ihr drogenabhängiger Bruder, ihre wütende beste Freundin und ihr toxischer Freund einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Volle...