Müdigkeit

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Der Tag der Hochzeit ist gekommen, undallerlei Leute sind gekommen. Freunde, Familie und natürlich aucheinige Leute von Toman. Während mein Blick durch die Menge schweiftum dich zu finden, sehe ich einige bekannte Gesichter. Zum BeispielDraken und Mikeys Schwester mit ihren Kindern. Draken war vor einpaar Jahren bei Toman ausgestiegen, er wollte ein ruhigeres Lebenführen und gründete lieber eine Familie und einen Familienbetrieb.Dann war da noch Mitsuya, der ebenso Toman vor noch längerer Zeitverließ um Modedesign zu studieren und sogar das Hochzeitskleidselbst anfertigte. Hakkai, mit dem Mitsuya zusammen lebte und seinModel und Muse war. Ich sehe auch mal diese ominöse Senju, MikeysFrau, welche sich trotz fortgeschrittener Schwangerschaft in einhautenges Kleid presste. Ich sehe auch einige Arbeitskollegen, egalob Führungsriege oder nicht. Einige tuscheln, hören aber auf wennich zu ihnen schaue. Ich weiß schon worum es geht, „Hanma Shujiist mit einem Kerl gekommen". Ja, ich hatte meine Sexualität sehrlange verschwiegen, heute ist es das erste mal das ich sie offenzeige. Ehrlich gesagt ist es mir auch egal, sollen sie nur sagen unddenken was sie wollen.

Endlich habe ich dich in der Mengeentdeckt, du siehst gut aus. Ja, du trägst ständig einen Anzug,doch dieser steht dir besonders gut. Er sitzt etwas enger als sonst,ist sehr gut geschnitten, dunkelblau, an sich sehr schlicht, und dochmuss ich sagen das dieser deinem Körper noch mehr schmeichelt. Ichfange an zu lächeln, allein dich zu sehen bringt mich dazu. Dochkaum hatte ich dich entdeckt, sehe ich auch die Frau an deiner Seite.Recht groß für eine Japanerin, hellbraunes Haar, hochgesteckt, eindezentes Make-Up, ein schönes, hellblaues Kleid und hochwertigerSchmuck an ihrem Hals. Sie war wirklich wunderschön.

Während ich die Frau an deiner Seitemit einem finsteren Blick verfolge, nähert sich Makoto. Plötzlichspüre ich eine Hand an meinem Hintern. Hat er mir in allerÖffentlichkeit gerade auf den Hintern geklopft?! Er grinst michbreit an während mein Blick sich noch weiter verfinstert. „Wirsind hier auf einer Hochzeit, nicht Zuhause!", fauche ich ihn andoch Makoto, so dümmlich wie er nun einmal ist, grinst mich nurweiter an. „Ach Shuji, sei nicht so ein Miesepeter. Auf einerHochzeit sollen doch alle Spaß haben!" Shuji. Shuji. Shuji. Ichrolle mit den Augen. Verdammt, ich hasse es wenn man mich so nennt,und ich habe es ihm schon tausend Mal gesagt. „Bist du dement odereinfach nur blöd. Ich will nicht Shuji genannt werden. Nenn michHanma, wie alle anderen!" Ich reiße mich von ihm los und gehe einpaar Schritte zum Empfang, wo bereits mehrere Kellner mit Tablettsvoller Sektgläser darauf warten das sich die Gäste eines schnappen.Und genau das mache ich auch. Wäre ich mit Kisaki hier, hätte ichihm eines mitgebracht, so greife nur eines. Es ist mir scheiß egalob Makoto auch eines trinken will oder nicht. Er ist alt genug umsich zu bedienen. Ja, mir ist klar das ich ihn fragte ob er michbegleiten will, und doch nervt er mich nur noch.

Ich lass das Programm auf michzukommen, sehe zu wie ich Hinata und Takemichi das Ja-Wort geben. Malwieder fällt mein Blick zu dir. Wie geht es dir? Erträgst du es?Ist die Frau an deiner Seite ein guter Trost? Der Mann an meinerSeite ist es nicht.

Die Feierlichkeiten beginnen, es folgtein gutes Essen, eine Menge Alkohol, diverse Reden, Spiele und Musik.Die meisten feiern ganz ausgelassen, einige von Toman, dieoffensichtlich nur eingeladen wurden, weil Takemichi höflich war,waren schon verschwunden, andere wieder nicht. Ich sehe dich nochimmer am Tisch gegenüber sitzen, du sprichst ja ganz angeregt mitdeiner Begleitung. Ich hoffe du vergisst nicht das sie nur hier ist,weil du ihr eine Menge Geld dafür bezahlst. Angepisst trink ich einweiteres Glas Sekt, ehe ich die Hand hebe um die Bedienung zu mir zurufen. Ich bestelle etwas „härteres" mir egal was es ist, siesoll mich überraschen. Makoto, der mich eine Weile lang zu gelaberthatte, ging mittlerweile von Tisch zu Tisch. Was denkt er eigentlichwer er ist? Er tut fast so als würde er hier alle kennen und redetüber was weiß ich, ich hoffe nur er erzählt keine Bettgeschichtenüber uns, oder sonst einen Käse den nun wirklich keinemInteressiert.

Die Kellnerin bringt mir meinen Drink,ich schnappe ihn mir und gehe raus, ich muss hier raus, ich brauchefrische Luft, ich brauche einen Moment für mich, ich will einfachnur allein sein, wenigstens einen Moment. Ich setzte mich auf eineBank im Eingangsbereich, zünde mir eine Zigarette an und schauehinauf zu den Sternen. Es ist inzwischen schon ziemlich spät. Wiehabe ich die Zeit hier nur ertragen? Eigentlich gar nicht, ich habeden ganzen Tag nur gedämpft wahrgenommen. Ich schließe die Augen,nicht weil ich schläfrig bin, sondern weil ich emotional müde bin.Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Du solltestdeine Begleitung zurückpfeifen, er legt sich gerade mit Mitsuyawegen des Brautkleides an.", höre ich eine vertraute Stimme, undspüre sofort wie meine Mundwinkel nach oben schnellen. „Lass KarlLagerfeld doch machen, Mitsuya wird ihn schon nicht gleich die Nasebrechen." Du lachst und setzt dich neben mich. „Ich denke ichgehe gleich. Ich habe den Tag ganz gut überstanden, findest dunicht?" „Ja, du warst heute ein mutiger kleiner Kisaki.", sageich witzelnd, und spüre einen drohenden, aber nett gemeinten Klapsauf meinem Schenkel. „Hey, mach dich heute lieber nicht über michlustig, das ist ein harter Tag für mich.", höre ich dich sagen,doch das einzige was ich spüre ist deine Hand auf meinem Schenkel.Du lächelst noch einmal, dann nimmst du deine Hand weg, istvermutlich besser so. „Ich wollte dir eigentlich nur sagen das ichverschwinde, und dir raten deinen Freund zu retten, bevor Mitsuyaseine Haut für sein neustes Design verwendet." Du lachst, ichlache, dann stehst du auf, nickst mir noch mal zu. „Bis Montag!"„Ja, bis Montag." Er geht, und ich trinke meinen Drink auf Ex,ehe ich wieder reingehe und Makoto am Tisch mit Mitsuya, Hakkai,Chifuyu und Baji finde. Die vier machen sich offensichtlich über ihnlustig, doch er ist so dämlich das er es nicht mal merkt. Er ist sodumm, Gott, wieso ist er so dumm?! Kisaki hätte jede kleine Form desSarkasmus, jeden Witz auf seine Kosten sofort bemerkt und hätte mitLeichtigkeit und Eleganz gekontert.

Als ich mich die vier bemerken, hörensie schlagartig auf. Ich werfe allen einen bösen Blick zu, ehe ichMakoto an der Schulter berühre. „Komm, lass uns gehen." „Aberwieso? Ich habe hier gerade so viel Spaß. Baji-San wollte mich inseiner Agentur einstellen. Nicht wahr? Was machst du noch mal?"Baji fängt an zu lachen, versucht etwas zu sagen, doch erneut werfeich einen tödlichen Blick. „Er verarscht dich. Und jetzt komm!",sagte ich ziemlich barsch. Makoto zuckt zusammen, alle schauen michverwundert an, und meine Begleitung steht ein wenig eingeschüchtertauf.

Ich bringe ihn nach Hause, sage ihmnoch im Auto das ich keine Gefühle habe und ihn nicht mehr sehenwill. Makoto will noch diskutieren, doch ich werfe ihn förmlich ausdem Auto. Ich bin ein Arschloch, das ist mir bewusst, doch es ist miregal. Ich fahre lieber Heim und lege mich ins Bett. Es war ein langerund harter Tag.



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