Morgen ist egal

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Es ist Freitag und ich habe michtatsächlich die ganze Woche auf heute gefreut. Einen neuen Clubeinzuweihen war schon ziemlich cool, zumal ich annehme das eine ganzeMenge Leute dort sind, was ich ganz gerne mag. Ich habe mich zurechtgemacht, war duschen, habe meine Haare gestylt, mich in eine enge,schwarze Jeans gepresst, mich dazu in ein tailliertes petrolgefärbtes Hemd geschmissen und mir die Ärmel bis zu den Ellbogenhochgekrempelt. Es ist halb zwölf und du holst mich ab, als ich zudir ins Auto steige erkenne ich mal wieder wie gut wir befreundetsind. Wie sagt man? Man erkennt beste Freunde daran, das sie meistdas selbe Outfit tragen. Und bis auf das du Bluejeans und ein cremefarbenes Hemd gewählt hast, könnte man meinen wir hätten unsgegenseitig eingekleidet. Wir müssen beide deswegen schmunzeln,sagen aber nichts weiter dazu. Ich allerdings denke mir, das obwohlwir den selben Stil haben, du immer ein bisschen bieder aussiehst.Irgendwie eine Mischung aus Bürohengst und Yakuza. Na ja, wenn ichnäher darüber nachdenke bist du das ja auch. Wir fahren wir los.

Da wir zu Toman gehören und dieTürsteher ebenso zur Gang gehören, lassen sie uns direkt an derSchlange aus Menschen vorbei ziehen und gewähren uns direktenEinlass. Manchmal hat es wirklich Vorteile zu den oberen Reihen zugehören. Recht schnell finden wir noch einen Platz in einen derschickeren ecken des Clubs. Er sieht wirklich hammer aus, und ichmuss sagen das Takemichi, der eine Menge zum Design beitrug, dochGeschmack hat. Es ist alles dunkel gehalten, aber mit Silberabgesetzt, das macht es edel. Der glänzende, schwarze Bodenreflektiert die vielen Lichter. Die Bar ist mit Spiegeln und Mosaikabgesetzt, sie ist ziemlich groß und gleich neun Barkeeper versuchendas durstige Volk zu versorgen. Es gibt mehrere Sitzgelegenheiten ausLeder und einem Tisch. Diese sind zwar belegt, aber einer derSicherheitsleute hat wohl bemerkt das wir einen Platz suchen, weshalber eine kleine Gruppe von Typen von dem Sofa verjagt und unshinführt. Ich fühle mich ein bisschen wie ein VIP, wobei ich daseigentlich nicht sonderlich mag. Du hingegen grinst und freust dichdarüber das man dich offensichtlich so behandelt wie du esverdienst. Es muss dir gut tun zwar in SEINEM Club zu sein aber dochder Boss zu sein. Ich lass es dich genießen und schweige. Natürlichorderst du gleich zwei teure Drinks, wobei ich dich stoppe, denn ichwill einen Zombie. Kein anderer Cocktail passt so gut zu mir wiedieser!

Ich höre die Musik und will tanzen,ich versuche dich zu überreden doch du willst nicht, du schaust dichlieber nach den Damen um und überlegst welcher von ihnen du einenChampagner ausgeben willst. Ich rolle mit den Augen, nehme denletzten Schluck meines Zombies und gehe auf die Tanzfläche. Ichspüre den Bass und bewegen mit rhythmisch zur Musik. Es nichtunbedingt mein Style, aber ich kann zu allem tanzen, wenn ich dasmöchte. Irgendwann spüre ich zwei Hände an meiner Hüfte, die michvon hinten greifen, ich werde enger an Jemanden gepresst, Hüfte anHüfte. Ein Kopf ist auf meiner Schulter, ich spüre den warmen Atem.Ich lasse mich drauf ein, ehe ich zurück schaue. Oh man, das kannich nicht glauben. Du bist es. Du stehst hinter mir, presst mich nochenger an dich heran, eine andere Hand wandert zu meinem Bauch. Mirwird ganz warm, es kribbelt in meinem ganzen Körper. Schon allenweil deine Lippen meinem Hals so nah sind glaube ich fast demWahnsinn zu verfallen. Du siehst meine Verwirrung, lächelst abernur. Irgendwann löst du deinen festen Griff und greifst meine Hand.Ich soll mit dir kommen, ich gehorche.


Ein paar Minuten zuvor


Ich sitze hier, du hast dichentschieden tanzen zu gehen, doch ich möchte nicht. Ich kann michnicht bewegen und wirke vermutlich wie ein Idiot. Also schaue ichmich um, ich habe einen guten Platz, ich kann die Tanzfläche sehen,aber auch noch die Bar. Viele schöne Frauen sind hier. Sie wackelnan mir vorbei in ihren hohen Schuhen, den kurzen Röcken und dentiefen Ausschnitten. So manch eine scheint eine Nase dafür zu habenwer ein „dicker Fisch" ist, denn die eine oder andere lächeltmich an. Es ist wohl weniger mein Aussehen oder meine Ausstrahlung.Viel eher die teure Uhr, die angebrochene Flasche Champagner und diehochwertige Kleidung. Gut, der Autoschlüssel meines Mercedes wirdwohl auch den einen oder anderen Blick auf sich gezogen haben.Allerdings kann ich den Flirt nicht erwidern. Ich nicke kurz zu,schaue dann wieder weg. Sie war wohl nicht mein Typ, denke ich. MeinBlick schweift immer wieder über die Tanzfläche. Ich rede mir immerwieder ein das ich dort nach den Mädels gucke, aber nein, mein Blickfällt immer zu dir. Du siehst wirklich gut aus in diesen fast schonverboten engen Klamotten. Ich mag es wie du dich bewegst. Du tanztmit niemanden, nur für dich selbst. Ich erinnere mich an den Tag imBüro, als wir den heutigen Abend ausmachten. Als du aus Spaß mitmir flirtest wurde mir ganz warm. Ich wusste das du nur einen Scherzmachtest, und doch gefiel es mir. Ich muss schon seit Tagen an dichdenken. Eigentlich wollte ich sitzen bleiben, doch ich bewege mich.

Es ist fast so als wäre ich aufAutopilot. Ich gehe durch die tanzende Menge, finde dich endlich.Endlich habe ich dich. Meine Hände wandern wie von selbst zu deinemKörper. Ich will dich spüren, jetzt sofort. Gerade ist es mir egalob einer von Toman mich hier sieht, was ich morgen darüber denke istmir ebenso egal. Ich schiebe das Morgen bei Seite, viel lieber halteich dich jetzt. Du tanzt weiter, schmiegst dich an mir an, ob duweißt wer da hinter dir steht? Dein Hinter reibt an meinem Schritt,das ist heiß. Mein Kinn liegt auf deiner Schulter, ich atme tiefein. Du hast einen ganz angenehmen Duft, inzwischen hat sich dein Deound Parfüm mit Schweiß vermischt, du hast ausgiebig getanzt. Esgefällt mir. Du schaust endlich hinter dir, und wirkst verwirrt abernicht abgeneigt. Ich greife deine Hand, es ist fast so als hätte ichAngst du könntest weg laufen. „Lass uns gehen.", sage ich zu ihmund gehe mit ihm zum Auto. Heute entkommst du mir nicht, und ichwerde auch nicht mehr vor dir weglaufen. Angst vor den Konsequenzenhabe ich im Moment nicht, ich habe mein Gehirn ausgeschaltet undfreue mich nur noch auf das bevorstehende.

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