Tag der Abrechnung

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Heute ist dein Todestag. Heute voreinem Jahr bist du gestorben. Wie habe ich die Zeit ohne dich nurertragen? Eigentlich gar nicht. Denn mein Leben fühlt sich seitdemso leer und erschwert an. Hanma, ich wünschte du wärst jetzt hier.

Ich schlucke meine Tränen hinter,während ich die Blumen auf deinem Grad niederlege. Deine Grabpflegeist mittlerweile fast schon ein Hobby geworden, keines der Gräberwird so oft umdekoriert wie deines. Es fühlt sich an, als würdenwir dann etwas gemeinsam tun. Immer wenn ich die alten Blumen aus derErde ziehe, die Erde neu auflockere und anschließend neu bepflanzehabe ich das Gefühl das ich dir nahe bin. Aber bald, warte nur nochein kleines bisschen, bald werde ich bei dir sein, ich muss noch eineSache erledigen.

So küsse ich den Grabstein und drehemich um.

Mit meinen Auto fahre ich ins Büro, esist alles wie immer. Ich arbeite, mache heute allerdings pünktlichFeierabend. Ich habe etwas vor, einen wichtigen Termin, den icheinfach nicht verschieben kann. Ein letztes Mal schaue ich zu deinenBild, ich lächle. „Mach dir keine Sorgen. Bald bist du nicht mehrallein.", flüster ich dir zu während ich aufstehe. Es an der Zeitgekommen mich zu meinen Termin zu begeben. Es fällt mir zwar schwer,doch freue ich mich auch darauf. Ja, es ist eine gruselige Vorfreudevon der ich selbst nicht wusste das sie in mir existiert, doch ichfreue mich wirklich sehr auf den heutigen Abend.

In fast schon ausgelassener Stimmungklopfe ich an die Tür. „Hallo Kisaki. Es ist so schön das dugekommen bist." „Guten Abend, Hina." Ich betrete ihre Wohnung,rieche bereits das frisch gekochte Essen. Sie führt mich in dasEsszimmer, wo auch er auf mich wartet. „Kisaki! Ich danke dir dasdu meiner Einladung gefolgt bist. Ich weiß das es dir schwer fällt."Nun, so schwer fällt es mir wieder nicht. „Heute fällt es mirsehr schwer. Aber wie sagt man, die großen Tage einer Beziehungsollte man feiern, nicht wahr?" Entsetzt schauen sich Hinata undTakemichi an. Sie scheinen meinen Scherz nicht ganz verstanden zu haben, doch nachdem ich anfange zu lachen, zwingen sie sich dazuebenso zu lächeln und künzeln ein trockenes Gelächter.


Er ist seltsam. Warum wollte er sichausgerechnet heute treffen? Ich schlug doch ein anderes Datum vor.Warum muss es heute sein, an diesen Tag?! Ich werde aus Kisaki nichtschlau, er benimmt sich in letzter Zeit immer seltsamer. Mikeyerzählte mir das er immer in seinem Büro sitzt und redet, als wäreJemand dort, doch wenn er den Raum betritt, ist niemand anwesend.Drehst du durch? Passiert das mit einen trauernden Kisaki? Er wirdverrückt? Doch ich sage nichts, ich brauche diesen Abend, denn ichbrauche sein Vertrauen. Wenn ich ihn nicht die Hand geben kann, werdeich Hanma niemals zurück holen können. Denn ja, die Schuld frisstauch mich auf. Ich habe Jemanden umgebracht, ich war dumm und fuhr zuschnell. Das kostete einen Menschen das Leben. Eigentlich kostete eszwei Menschen das Leben, denn Kisaki ist nicht mehr er selbst. Immerwenn ich ihn so sehe, wird mir bewusst wie intensiv dieser Mann dochlieben muss. Ich erinnere mich an damals, er war bereit zu töten,weil er Hinata nicht bekommen konnte. Es hat mich hunderte vonZeitsprüngen gekostet eine Gegenwart zu erschaffen in der alleglücklich sein können. Und auch wenn ich mir schwor nie wieder indie Vergangenheit zu reisen, muss ich es noch einmal. Ich muss Hanmazurück holen, denn ich habe ein schlechtes Gefühl. Ich fürchteeinen Kisaki der durchdreht, denn er ist gefährlich, das hat er inden anderen Zeitsprüngen viel zu oft bewiesen.

Hina serviert das essen, er isst kaumetwas, stochert eher auf dem Teller herum. Es ist erschreckend wiedünn er in den letzten Monaten wurde. Allerdings ist sein Glas immerleer, wie viel Wein hat er inzwischen getrunken? Die erste Flascheist leer, und weder Hina noch ich haben mehr als ein Glas getrunken.Er redet belangloses Zeug, manchmal driftet er vollkommen ab, erspricht schnell und manchmal wirkt das was er sagt komplett aus demZusammenhang gezogen. Ob er Tabletten genommen hat? Oder braucht ereinen Arzt? Wenn er heute meine Hand nimmt, dann wird er das nichtmehr brauchen, dann werde ich all das verhindern. Ich muss es nurschaffen.

Das er offensichtlich ein kleinesAlkoholproblem entwickelt hat wird mir helfen, dann fülle ich ihneben ab und nehme dann seine Hand. Ja, so wird es klappen.

Nach dem Essen bestehst Kisaki daraufHina in der Küche zu helfen, ich hingegen richte den Tisch mitSchnapsgläsern und einer Menge Alkohol her. Er muss nur besoffengenug sein, doch das werde ich schon hinbekommen.

Auf einmal höre ich einen Knall, nein,kein Knall. Einen Schuss! Meine Augen weiten sich, ich renne in dieKüche, und dann sehe ich es. Die Küchenzeile ist voller Blut,Hinata liegt auf dem Boden, ihr wurde rücklings in den Kopfgeschossen. Sie ist tot. Ich schreie: „Kisaki, du Psycho! Warumhast du das getan? Sie hat nichts damit zu tun!" Langsam dreht ersich um, er hat ein irres Grinsen aufgesetzt. „Ich wollte deinGesicht sehen, wenn du Jemanden verlierst, den du liebst."

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