Eine verzichtbare Einladung

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Feierabend, ich bin Zuhause. Wie immer öffne ich meinen Briefkasten, zwischen Werbung und Rechnungen finde ich einen quadratischen Briefumschlag. Das Papier sieht schon hochwertiger aus, ein wenig eingestanzt und mit feinster Kalligraphie wurde mein Name und Adresse aufgeschrieben. Ich erahne was darin zufinden ist, weshalb ich in die Wohnung gehe um den Brief zu öffnen.Und ja, was ich lese gefällt mir nicht. Es ist eine Einladung zu einer Hochzeit. Aber nicht irgendeine Hochzeit, es ist die vonTachibana Hinata und Hanagaki Takemichi. Ich wundere mich warum man mich einlädt, doch ich vermute das sich Takemichi verpflichtet fühlt alle Vorstandsmitglieder und höher einzuladen. Ich rolle mit den Augen. Ich mag Hochzeiten an sich nicht, sie spiegeln meine Einsamkeit. Und zu gleich mag ich diese eine bestimmte Hochzeit nicht. Denn ich brauche nur eins und eins zusammen zählen um zu wissen das Kisaki ebenso eine Einladung in seinem Briefkasten findet. Ich knirsche mit den Zähnen. Ob du dich heute wieder besaufen willst? Langsam sinke ich auf einen der Stühle, ich spüre Zorn undSchmerz, denn ich bin sicher das du dich so fühlst.

Ich lege diese Einladung achtlos in einen meiner Schubladen ab. Du darfst sie nicht sehen, vielleicht hast du noch gar nicht geschaut. Ich entscheide mich dazu mir etwas lockeres anzuziehen, zwei Gläser und einen Softdrink auf den Wohnzimmertisch zu stellen. Ich schnappe meine Fernbedienung und gucke was Netflix zu bieten hat. Ich will heute keinen Alkohol sehen, ich will nicht sehen das du wieder trinkst. Also gucke ich nach einen guten Film, ich will dich ablenken, heute gelingt es mir, oder? Während ich scrolle schiele ich zu meinem Handy. Du hast mir ein Bild geschickt? Bitte lass es ein Meme oder so sein. Ich öffne deine Nachricht und koche vor Wut. Es ist ein Bild von Hinas Einladung,darunter ein hochroter Smiley der wütender nicht aussehen könnte. „Scheiß drauf, komm einfach rüber.", schreibe ich ihm und es dauert außergewöhnlich lang, für deine Verhältnisse, bis du mir antwortest. Es ist zwar nur geschrieben, und doch kann ich den Widerwillen deutlich heraus lesen. „Ok." Zwei Buchstaben könnenmehr Intensität haben als man glauben könnte.

Tatsächlich bist du gekommen, und irgendwie schaffen wir es das Thema „Hochzeit" ein ganze Weile zu umgehen. Du fragst nicht nach Alkohol, wahrscheinlich weil ich dieses Mal auch nichts hinstellte. Du trinkst brav deine Limo, isst deine Pizza, während wir den Thriller bis zum Ende schauen. Der Abspann läuft, und ich will ansetzen was zum Film zu sagen, als du plötzlich zu sprechen beginnst. „Ich kreuze zwei Personen an." Du kreuzt zwei an? Ist es wegen dem Gespräch von heute? Mein Herz macht einen Sprung, doch nein, zu optimistisch sollte ich nicht denken, du würdest mich niemals mitnehmen. Dein „Experiment" soll niemand erfahren. „Wen willst du mitnehmen?" „Keine Ahnung, vielleicht eine Hostess." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Jetzt bist du total irre. Du kannst doch keine Nutte zu Hanagakis Hochzeit mitnehmen. Am besten noch eine aus Bajis Puff damit jeder weiß was los ist." Eine Hostess, fuck, was sollte das?! Ich dachte wir gehen als Singles, beste Freunde die so tun als würden sie die Brautjungfern klar machen. Aber nein, du entscheidest dich dafür mir weh zu tun, eine Nutte, ich fasse es nicht. „Ich will den beiden eins auswischen. Wenn ich allein komme, wird Hina mich bemitleiden und Takemichi wird sich wie ein Sieger fühlen. Ich will eine Frau an meiner Seite haben, wunderschön und stilvoll. Und nein, es wird keine Nutte, ich werde eine sehr professionelle und teure Begleitung wählen. Jemand, dem man nicht ansieht was sie beruflich macht."„Dennoch ist es eine Nutte. Willst du nicht lieber eine normale Frau kennen lernen?" „Wie soll ich innerhalb von zwei Monaten eine Frau kennenlernen die es sich lohnt mit zur Hochzeit zu nehmen?"Ich murre. „Wie wäre es mit online Dating." Schon habe ich ein Kissen im Gesicht, ich fange an zu lachen, obwohl mir nicht zum Lachen ist. „Shuji, mir ist das ernst. Ich gehe mit einer Frau hin und dann wird Hina sehen das ich auch meinen Marktwert habe." Shuji. Mein Vorname. Ich hasse es wenn die Menschen mich so ansprechen, und du weißt das auch. Der Name erinnert mich an meinem Vater, und doch nennst mich gerade so, es scheint mir, als wäre eseine letzte Warnung. Ich soll dich ernst nehmen. Na gut, dann nimm mich auch ernst. „Wieso gehst du nicht mit mir dort hin?" Mutig, ja, das bin ich, denn ich weiß das er nun etwas verletzendes sagen wird. Doch noch starrst du mich nur an. „Hanma, darüber haben wir schon geredet. Ich wollte mich nur ausprobieren. Ich... du und ich,das geht auf diese Weise nicht. Ich denke ich gehe jetzt auch, daswird mir gerade zu..." Zu was? Zu brenzlig? Ich seufze, bringe dich zur Tür. Tolles Gespräch. Immer blockst du ab und lässt mich im Regen stehen. Man könnte ja meinen ich wäre selbst schuld, und doch musste es aus mir heraus. Die Frage nach dem warum. Und auch wenn ich die Antwort kannte, ich somit nichts erhoffte, bin ich dennoch enttäuscht. Wäre ich deine Hina hättest du nie so mit mir geredet,aber vermutlich behandelst du die Nutter sogar besser als mich!

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