11. Was ist los?

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Zwei Stunden später saß ich in Tante Mollys Auto und war auf dem Weg nach Hause. Ich hatte den Jungs noch etwas bei den Proben zugesehen, aber ansonsten war nicht mehr viel passiert. Bis jetzt hatte Molly noch nicht viel zu mir gesagt und ich fragte mich immer noch was auf der Arbeit vorgefallen war das sie so lange da bleiben musste und sich nicht einmal melden konnte. Als ich zu ihr rüber sah wirkte sie steif in ihrem Sitz. Sie fuhr sich immer wieder nervös durch die Haare und ihr Blick war durchgehend auf den Londoner Verkehr gerichtet. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und die bunten Lichter zogen an uns vorbei während wir schweigend nebeneinander saßen.

Diese Stille zwischen uns war unnormal. Normalerweise hatten wir fast immer irgendetwas miteinander zu bereden, aber nicht heute. Molly war die einzige Person mit der ich in den letzten Monaten immer sprechen konnte, über alles und jeden. Egal ob es um meine Eltern ging, über welche ich aber fast nie sprach, ob es etwas anderes war das mich mitnahm oder einfach irgendetwas belangloses, doch heute war es anders.

Ich wollte fragen was los war, aber ihr ungewöhnliches Verhalten hielt mich davon ab. Es war etwas was ich von ihr überhaupt nicht gewohnt war, denn sonst fing sie immer eine Konversation an, da sie immer ein Thema fand über das wir reden konnten.

Ein paar Minuten später parkten wir vor unserer Wohnung. Immer noch schweigend holte Molly meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum, half mir hinein und brachte uns dann nach oben in unser kleines Apartment.

"Möchtest du etwas essen? Ich kann schnell Spaghetti machen wenn du möchtest." Ich zuckte kurz zusammen, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie aufeinmal die Stille brechen würde, fing mich dann aber schnell wieder.

"Ehm...ja, gerne." Mit einem kurzen Nicken machte sie sich auf den Weg in die Küche, woraufhin ich mich ins Wohnzimmer begab um ein wenig Fernsehen zu schauen. Da mal wieder nichts spannendes kam sappte ich durch die Kanäle bis ich irgendwann einfach die Nachrichten laufen ließ.

Als Molly mit zwei Tellern zu mir ins Wohnzimmer kam wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sie setzte den Teller auf meinem Schoß ab, gab mir Besteck und gesellte sich dann neben mich auf die Couch.

"Danke," flüsterte ich und begann zu essen. Molly schenkte mir ein kleines Lächeln und fing dann ebenfalls an.

Stille umhüllte uns wieder und ich suchte verzweifelt nach einem Gesprächsthema.

Wieso fiel mir das heute so schwer?

"Schmeckt gut," sagte ich leise, einfach um irgendetwas zu sagen und das Schweigen zu brechen.

"Danke." Sie schenkte mir wieder nur ein schmales Lächeln und wand sich dann wieder ihrem Essen zu.

Frustriert aß ich weiter und als wir beide schließlich fertig waren setzte ich meinen Teller auf dem kleinen Couchtisch vor uns ab.

"Was ist los?" fragte ich schließlich gerade heraus.

Überrascht sah sie von ihrem Schoß auf. Verzweiflung spiegelte sich in ihren Augen wieder, wodurch ich noch dringender wissen wollte, was in ihrem Kopf gerade vorging.

"Was meinst du?" Sie versuchte ahnungslos zu klingen, doch ihre Stimme brach am Ende etwas.

"Wieso bist du die ganze Zeit so still? Was ist passiert?" Ihre Augen blickten unruhig durch den Raum, nach einer Fluchtmöglichkeit suchend, doch ich wollte jetzt wissen was vorgefallen war.

"Es- es ist nichts, Grace, wirklich," sagte sie, doch es hörte sich eher so an als ob sie ihren eigenen Worten nicht glauben würde.

"Das glaube ich dir nicht. Du bist die ganze Zeit total unruhig und sprichst nicht mit mir. Sonst bist du nie so! Ist es wegen etwas bei der Arbeit?"

BOUND | h.s. -ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt