1. London

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5 Monate waren vergangen.

5 Monate war er her, der Tag, der mein Leben verändert hatte.

Der Tag, der mein Leben zerstört hatte.

Der Tag, der mir alles genommen hatte.

Er hatte mir meine Familie genommen, meine Eltern.

Er hatte mir die Fähigkeit zu gehen genommen.

Schuld daran war dieser Autofahrer.

Ein Geisterfahrer.

Ein Mann Mitte dreißig, hatte Frau und Kind, hatte es wohl nicht mehr ausgehalten. Das hatten mir jedenfalls die Polizisten erzählt. Er wollte sein Leben beenden und hat es geschafft, doch mit ihm mussten zwei Unschuldige gehen...und meine Beine.

Sie waren zwar noch an meinem Körper dran, aber sie könnten genauso gut weg sein, denn ich spürte von der Hüfte abwärts nichts mehr. Es war schrecklich als ich es erfahren hatte. Man sagte mir am Anfang, im Krankenhaus, dass die Lähmung mit großer Wahrscheinlichkeit bald wieder verschwinden würde.

Doch das tat sie nicht.

Ich hatte noch diesen Funken Hoffnung in mir, der mir sagte, dass alles wieder gut werden würde, aber er wurde Zerschmettert, bis nichts mehr von ihm übrig blieb.

"Wie geht es dir Grace?" fragte mich Tante Molly. Ich saß in dem Rollstuhl, den das Krankenhaus mir zur Verfügung gestellt hatte. Molly war direkt nach dem Unfall ins Krankenhaus gekommen.

Sie war für mich da.

Sie hatte mit mir geweint.

Ich dürfte heute endlich das Krankenhaus verlassen und würde zu ihr ziehen

"Es geht mir gut" antwortete ich ihr, hatte die Frage schon fast vergessen.

"Schatz, du musst nicht-"

Die Tür wurde geöffnet und ein Mann mit grauen Haaren und Arztkittel kam herein. Er war mein behandelnder Arzt, hieß Mr. Cowen und war ganz in Ordnung.

"Entschuldigung, Miss Brown, könnte ich vielleicht kurz mit ihnen unter vier Augen reden? Es ist wichtig," sagte er.

Meine Tante nickte nur und folgte ihm dann aus dem Raum.

Still starrte ich auf die Tür vor mir. Es waren nun schon mehrere Minuten vergangen und sie waren immer noch nicht wieder da. Langsam legte ich meine Hände an die Räder des Rollstuhls und schob sie sanft nach vorne, bis ich vor der Tür stand und sie einen Spalt breit öffnen konnte.

"Aber sie haben gesagt sie wird wieder Laufen können! Sie haben es gesagt!" hörte ich Tante Molly rufen. Sie weinte.

" Zu dem Zeitpunkt sah es auch noch ganz anders aus! Aber jetzt...

Die Chancen das sie jemals wieder Laufen können wird stehen sehr gering."

"Wie gering?"

" Um die 10%, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass sie wieder gehen können wird. Es tut mir leid," sagte Mr. Cowen.

Ich war mit meinem Rollstuhl zurück zum Bett gerollt, hatte so getan als hätte ich nichts gehört.

Es tat weh so etwas zu hören, diese 90 prozentige Gewissheit, dass ich für immer an den Rollstuhl gefesselt sein würde.

Ich starrte aus dem Fenster runter auf die Straße und beobachtete die Leute. Sie konnten sich glücklich schätzen, gehen zu können. Ich war neidisch auf sie

Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür riss mich aus meinen Gedanken, doch ich starrte weiter vor mich hin.

Tante Molly betrat das Wohnzimmer und hockte schon bald darauf vor mir.

Wie jeden Tag.

"Grace, Schatz, so kann das doch nicht weitergehen," sagte sie traurig und sah mir dabei in die Augen.

"Ich kann verstehen, dass diese Situation schwierig ist und...und das du deine Eltern vermisst. Ich vermisse sie ja auch! Aber du kannst nicht dein ganzes Leben lang vor diesem Fenster sitzen und nach draußen starren! Auch Rollstuhlfahrer können Freude am Leben haben!" Mit jedem Wort da sie sagte wurde ihre Stimme ein bisschen lauter. Ich weiß, dass sie nicht böse auf mich war. Sie war nur verzweifelt und wusste nicht, was sie mit mir anfangen sollte. Und ich konnte sie verstehen, doch ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, hatte Angst, dass sie mich anstarren würden.

"Was hältst du davon, wenn wir in den Park gehen? Mal raus hier!"

Ja, vielleicht war das gar keine so schlechte Idee. Mal raus hier.

"Ok," war alles, was ich dazu sagte.

Alleine schon wegen dem Lächeln, dass sich jetzt auf dem Gesicht meiner Tante ausbreitete, war es das Wert. Sie hatte schon genug Kummer durch mich, da konnte ich ihr diesen Gefallen ruhig mal tun. Auch wenn es mir weh tun würde.

Zehn Minuten später befanden wir uns im Aufzug auf dem Weg nach unten. Als wir unten angekommen waren, ging die Tür auf und Tante Molly schob mich durch die kleine Lobby. Schon jetzt spürte ich die Blicke der Leute auf mir, sie schienen mich zu durchlöchern.Meine Tante ignorierte sie gekonnt und schob mich munter weiter. Draußen wehte mir die kühle Frühlingsluft um die Nase. Für März war es allerdings schon recht warm. Ich holte tief Luft und entspannte mich sofort ein bisschen. Es tat gut endlich mal wieder draußen zu sein. Seit dem Unfall war ich nur an der frischen Luft, wenn es unbedingt nötig war und wenn Molly mich zwang, wenigstens eine halbe Stunde raus zu gehen/fahren, was in letzter Zeit aber seltener geschehen war. Nach ein paar Minuten, in denen wir geschwiegen hatten, kamen wir an einem kleinen Park, mitten in London an. Tante Molly stellte mich neben einer Bank ab und setzte sich dann hin. "Tut es nicht gut mal wieder draußen zu sein?" sagte sie mit einem warmen Lächeln.

"Ja...ja, ehrlich gesagt schon."

Auch auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln, welches immer größer und größer wurde. Ich sog alles in mich auf, meine komplette Umgebung. Die Kinder, die auf dem kleinen Spielplatz kletterten, rutschten und schaukelten. Die Jungs, ungefähr 10 Jahre alt, wie sie einen Ball über die große Wiese jagten. Etwas abseits war ein Paar zu sehen, das händchenhaltend und lachend auf einer Picknickdecke saß. Würde ich auch jemals so etwas haben? So etwas fühlen? Wer wollte denn schon ein fast depressives Mädchen haben, das dazu auch noch im Rollstuhl sitzt.

"Ist alles in Ordnung, Grace? Wieso weinst du?" hörte ich Tante Mollys Stimme.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. Tatsächlich spürte ich heiße Tränen meine Wangen runterlaufen.

"Es ist alles gut, mach dir keine Sorgen," lächelte ich sie an. Ein gezwungenes Lächeln.

"Bist du sicher? Du weißt, du kannst mir alles-"

Lautes Kreischen unterbrach sie und ich richtete automatisch meinen Oberkörper auf. Wir drehten unsere Köpfe in die Richtung, aus der dieser Lärm kam und ich riss meine Augen auf. Konnte nicht glauben was, oder besser gesagt wen ich da sah.

Hallöchen:-)

Das zweite Kapitel ist da! Ich denke man kann erkennen, dass die Jungs dann im nächsten Kapitel kommen, oder?:D

Ihr könnt mir gerne in die Kommentare schreiben, wie ihr es bis jetzt findet. Kritik nehme ich auch immer gerne an:)

Byee<3

BOUND | h.s. -ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt