5. Verloren

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Am nächsten Morgen saß ich wieder an meinem Fenster. Dieses mal hatte ich allerdings meinen Laptop auf dem Schoß, hörte mir Lieder von One Direction an und schaute Videos von ihnen auf Youtube, während Tante Molly bei der Arbeit war. Nach dem gestrigen Tag musste ich mir wohl eingestehen, dass sie als Band vielleicht gar nicht mal so schlecht waren.

Ok, als Menschen sind sie eventuell auch ganz in Ordnung...obwohl Harrys Gestarre schon ziemlich gruselig war. Es war mir immer noch ein Rätsel, warum er mich die ganze Zeit so angestarrt hatte. Aber ich sehe ihn wahrscheinlich sowieso nie mehr, also sollte ich das einfach vergessen. Außerdem ist er DER Harry Styles, er könnte praktisch jede haben und hat bestimmt kein Interesse an einem Mädchen, dass im Rollstuhl sitzt.

Wahrscheinlich hatte ich doch einfach irgendetwas im Gesicht und er hatte mich deswegen die ganze Zeit angestarrt.

Nach ein paar Minuten klickte ich auf ein weiteres Video von den Jungs, in denen sie auf Konzerten die lyrics von ihren Songs immer mal wieder änderten. Manche Zeilen waren einfach so bescheuert, dass ich unkontrolliert anfing zu lachen. Es war schon lange her, seit dem ich das letzte Mal so gelacht hatte und die Tatsache, dass diese Jungs mich nur durch ein Video so zum Lachen gebracht hatten, schockierte mich zugegebenermaßen ziemlich.

Tief in Gedanken wanderte meine rechte Hand zu meinem linken Handgelenk um mit dem Armband meiner Mutter zu spielen, so wie ich es oft tat, doch meine Finger ertasteten diesmal nicht das Material des Armbandes, sondern nur Haut. Meine Augen weiteten sich augenblicklich, als das bekannte Schmuckstück nicht wie immer an meinem Handgelenk lag und ich bagann panisch zu werden. Nomalerweise habe ich es immer um. Ich nehme es nie ab, NIE! Meine Hände klappten hastig den Laptop zu und legten ihn auf die Fensterbank vor mir. Dann fuhr ich so schnell ich konnte in mein Zimmer und sah mich gehetzt um, aber auch hier war keine Spur von dem Erbstück meiner Mutter.

Ich schaute in der ganzen Wohnung überall um...also überall wo ich dran kam, doch es war einfach unauffindbar. Wenn ich es wirklich verloren haben sollte, wüsste ich nicht was ich machen würde. Dieses Armband war eins der wenigen Dinge die ich noch als Erinnerung an meine Mutter und an meine Eltern hatte. Eine Träne entwich meinen Augen und lief still meine Wange herunter.

Ich wusste nicht was ich tun sollte.

Das klirren von Schlüsseln erweckte mich aus meiner Trance und ich sah Molly mit einem Lächeln auf den Lippen eintreten, welches aber schnell erlosch, als sie mich völlig aufgelöst im Wohnzimmer in meinem Rollstuhl sitzen sah.

Mit schnellen Schritten kam sie auf mich zu und hockte sich vor mich.

"Was ist los, Grace? Ist etwas passiert?" Fragte sie mich alarmiert.

Ich versuchte ihr zu antworten, doch es kam kein Ton heraus. Stattdessen hielt ich ihr mein linkes Handgelenk hin, da sie wusste, dass ich immer das Armband ihrer verstorbenen Schwester bei mir trug.

Ihre Augen weiteten sich in Schock und sie sah mich aufmerksam an.

"Wo ist es? Hast dues verloren?" hakte sie nach.

Ich nickte leicht, bevor weitere Tränen meinen Augen entwichen. Molly reagierte sofort und schlang ihre Arme um mich.

"Wir finden es schon, ok? Wann hast du es denn das letzte mal gesehen?" fragte sie.

In meinem Kopf begann es zu rattern. Ich ließ den gestrigen Tag noch einmal revue passieren, denn ich war mir sicher, dass ich es gestern Morgen noch hatte. Das letzte mal, dass ich es gesehen hatte, war beim Konzert gewesen.

In der Umkleidekabine von One Direction.

Oh nein.

Ich konnte es eigentlich nur dort verloren haben, denn danach waren wir direkt nach Hause gefahren und seit dem war ich nirgendswo anders mehr und hier in der Wohnung hatte ich ja schon alles abgesucht. Panik machte sich wieder in mir breit, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich es je wiederbekommen sollte.

Als ich einmal geschüttelt wurde, erwachte ich wieder aus meinen Gedanken und ich sah meine Tante erschrocken an.

"Das letzte mal habe ich es beim Konzert gesehen, in der Umkleidekabine der Jungs," brachte ich mit zitternder Stimme hervor.

Mollys Gesichtsausdruck fiel automatisch und sie sah mich bemitleidend an, bevor sie mich wieder an sich drückte.

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Den Rest des Tages verbrachte ich mit Molly fernsehguckend und weinend auf der Couch. Wir hatten ewig darüber nachgedacht, wie wir das Armband wiederbekommen könnten, aber das einzige hilfreiche was uns eingefallen war, war bei der Verwaltung der O2 world anzurufen und nachzufragen, ob es zufällig jemand gefunden hatte, doch es hatte wohl niemand ein Armband gefunden. Das einzige was mir noch eingefallen war, war die Jungs von One Direction auf Twitter anzuschreiben und sie zu fragen, ob sie es gefunden hatten, aber die Chancen, dass sie meine Nachricht sahen, standen seeeehr gering, also hatte ich es gar nicht erst versucht.

Manche Leute würden jetzt vielleicht sagen, dass es ziemlich übertrieben war, nur wegen einem Armband so einen Aufstand zu machen, doch dieses Armband war eines der letzten Dinge, die ich von mener Mutter hatte und es bedeutete mir einfach unglaublich viel.

Nach dem enttäuschenden Anruf bei der Verwaltung hatten wir es also aufgegeben, da es schier unmöglich war, das Armband jemals wiederzufinden.Gerade waren wir also dabei, einen Film nach dem aderen zu gucken und nach einer Weile wurde mir dann langweilig. Also holte ich mein Handy heraus und öffnete die Twitter app. Ich hatte nicht viele Follower, da der Kontakt zu meinen alten Freunden nach dem Unfall abgebrochen war. Es lag nicht an ihnen. Sie wollten für mich da sein und mir durch diese Zeit helfen, aber ich habe sie von mir gestoßen, da ich ihre mitleidigen Blicke einfach nicht ertragen habe. Nun hatte ich also überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihnen.

Nach einer Weile in der ich nur runtergescrollt war und mir ab und zu mal einen Tweet durchgelesen habe, bekam ich plötzlich haufenweise Mitteilungen. Als ich auf mein Profil gegangen war, hatte ich dutzende neue Tweets, in denen mich Leute fragten, wie ich das geschafft hatte.

Die Frage war nur, was sie damit meinten.

Zehn Minuten später hatte ich schon über Tausend Follower und ich sah dann auch, wieso.

Harry Styles war mir gefolgt.

Und kurz danach auch der Rest der Band.

Das erklärte natürlich die drastisch ansteigende Followerzahl und die ganzen Tweets.

Das piepen meines Handys signalisierte mir, dass ich eine neue Privatnachricht hatte und ich klickte sofort darauf.

Harry Styles: Hii Grace, wir haben dieses Armband hier in unserer Umkleidekabine gefunden. Ist das zufällig deins?:)

Angehängt war ein Bild von einem Armband. Das Armband meiner Mutter.

Ich quiekte vor Glück laut auf und Molly drehte sich erschrocken zu mir. Mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht hielt ich ihr mein Handy hin und ihre Augen weiteten sich leicht, bevor sie glücklich lächelte. Schnell schrieb ich ihm zurück.

 Grace Brown: Hey, ja das ist meins! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich ich bin, dass ihr es gefunden habt! Ich brauche es unbedingt zurück!

Keine zwei Minuten später kam auch schon die Antwort.

Harry Styles: Könntest du die Jungs und mich morgen um 3 Uhr im Starbucks treffen?:) Dann könnte ich es dir zurückgeben.

Grace Brown: Ja, das wäre super! Danke Harry! Bis morgen:)

Harry Styles: Bis morgen x

Überglücklich erzählte ich Tante Molly davon und nach einer Weile ging bzw. fuhr ich dann in mein Zimmer, wo ich mich Bettfertig machte und mich hinlegte. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich schließlich ein, in Gedanken an morgen.

Hallihallo:))

Ich muss mich schon wieder entschuldigen, dass ich jetzt erst update, aber jemand aus meiner Familie ist gestorben und deswegen war halt alles etwas schwer...Das Kapitel ist nicht soo megainteressant, aber es wird besser! Versprochen!

Also dann, bis bald meine Lieben:)*

BOUND | h.s. -ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt