,,Du solltest jetzt wirklich aufstehen, wenn du noch was vom Frühstück haben möchtest."
Ich zog mir die Decke über den Kopf und wusste, dass das Frühstück nun meine geringste Sorge war. Ginny hatte ja keine Ahnung. Schließlich hatte ich noch vor wenigen Stunden mit ihrem großen Bruder getanzt, nachdem ich ihm von meinem verstorbenen Bruder erzählt hatte. Von dem, was danach gekommen war, möchte ich gar nicht erst sprechen.
Allerdings fürchtete ich, Mrs Weasley würde sich nach meinem gestrigen Verschwinden noch mehr Sorgen machen, wenn ich nun auch beim Frühstück fehlte. Irgendwann musste ich George so oder so begegnen, schließlich lebte er hier. Also beschloss ich, nach unten zu gehen und alles so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.Die Atmosphäre beim Frühstück war so angenehm wie in den ganzen Tagen bisher nicht.
,,Guten Morgen", sagte Mrs Weasley freundlich.
Der Rest der Familie begrüßte mich ebenfalls, stellte aber keine weiteren Fragen, was mich ein wenig aufatmen ließ. Ich setzte mich neben George, der sich gut gelaunt mit Fred unterhielt und mich nicht einmal bemerkt zu haben schien. Eigentlich hätte es mich freuen sollen, da die Situation dadurch nur halb so unangenehm war, aber irgendwie vermisste ich es, ihm so nah zu sein.
,,Habt ihr Lust auf Quidditch?", fragte George an seine Brüder gewandt.
Alle nickten, aßen schnell den Rest ihrer Brote und eilten nach draußen.
Ich sah ihnen etwas unentschlossen hinterher. War er meinetwegen so schnell aufgesprungen? Ich schämte mich dafür, ihm so viel erzählt zu haben.
Plötzlich wurde ein Gedanke so deutlich, dass ich mich wunderte, wie ich ihn so lange übersehen haben konnte. Die Wette hatte nie besagt, dass er sich auch in mich verlieben würde. Es ging einzig und allein um meine Gefühle. Aber warum? Hatte er vielleicht Spaß daran, mit den Gefühlen anderer zu spielen?
,,Alles in Ordnung?", fragte Hermine leise über den Tisch.
Ich sah irritiert zu ihr auf, als hätte ich den Inhalt ihrer Frage nicht ganz verstanden, nickte aber schnell. Mein Teller stand leer vor mir, aber nicht, weil ich alles gegessen, sondern weil ich erst gar nichts auf ihn gelegt hatte.
Ich wusste, es dürfte mir kein zweites Mal passieren. Meine Gefühle gingen ihn genauso wenig an, wie meine Vergangenheit oder meine Familie.
Männer brachten nie etwas Gutes mit sich, das hatte ich bei meiner Mutter gesehen.Am Nachmittag spielte ich einige Runden Schach mit Ron.
,,Ich hab doch gesagt, du musst mich nicht gewinnen lassen", sagte Ron nach der vierten Partie fast etwas verärgert.
,,Tu ich doch auch gar nicht", sagte ich wahrheitsgemäß.
Nach den ersten zwei Runden hatte er sich gefreut, doch dann langweilte es ihn anscheinend. Aber meine Gedanken blieben einfach nicht bei diesem verflixten Brett.
,,Letztes Mal hast du irgendwie besser gespielt", sagte er enttäuscht.
,,Sorry", murmelte ich und lehnte mich in den Sessel.
Das Wohnzimmer der Weasleys war unglaublich gemütlich. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag in diesem Sessel verbracht.
,,Wann genau kommt Harry eigentlich?", fragte ich.
,,Erst einen Tag vor der WM", erklärte Hermine.
In ihrer Stimme lag ein wenig Trauer. Ich wusste, sie vermisste ihn und auch wenn sie Ron, Ginny und mich hatte, waren wir nicht komplett.Der Tag schien sich ewig hinzuziehen, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass George nur mit Fred in seinem Zimmer war.
Auch beim Abendessen lächelte er mir nur ein kurzes Mal zu, ehe er sich wieder Fred zuwandte. Ich überlegte, ob ich ihn vielleicht mit meiner Geschichte gelangweilt hatte. Schließlich hatte er nur ein bisschen Spaß haben wollen und deshalb die Wette vorgeschlagen. Und nicht, um sich letztlich meine ganzen Probleme anhören zu müssen.
Abends gingen Ginny, Hermine und ich früh ins Bett. Wir hatten eigentlich noch ein wenig reden wollen, als die beiden auch schon eingenickt waren. Ich war noch nicht müde, versuchte aber trotzdem einzuschlafen.Ich kam mir plötzlich so unbeweglich vor. Als ich an mir hinunter sah, merkte ich, dass ich knallrot und im Waldboden verwurzelt war. Ein Pilz. Was wollte mein Unterbewusstsein denn damit ausdrücken?
Ein Vogel kam angeflogen und hackte auf mich ein. Ich spürte einen leichten Schmerz, das laute Hämmern war unerträglich. Ich öffnete meine Augen kurz und wurde sofort geblendet. Eine Eule kam angeflogen und hatte eine Taschenlampe dabei, die in ihrem Schnabel baumelte.
Als nun noch ein Wurm aus der Erde kroch und meinen Namen flüsterte, wusste ich, dass das nun doch ein bisschen zu abgedreht war.
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Ein Monat im Fuchsbau - George Weasley ff
FanfictionEigentlich ist die Regel ganz einfach: Sie darf sich bloß nicht verlieben. Lydia Frost wird von ihrer besten Freundin Hermine Granger dazu eingeladen, die Sommerferien im Fuchsbau zu verbringen. Die Weasleys sind eine nette Familie, doch einer stell...