,,Ich bezweifle, dass ich einen deiner Ratschläge für mein Leben brauche."
,,Keine Sorge, ich habe verstanden, dass du keine Karrieretipps von mir haben möchtest, auch wenn sie dir wirklich nicht schaden würden. Aber mir geht es um dein Liebesleben."
Ich blieb stocksteif stehen, als ich Percys Worte vernahm. Er hatte George nach dem Frühstück zu sich gerufen. Ich war aus Respekt schon nach draußen gegangen, doch als ich nun hörte was er sagte, blieb ich unter dem Fenster stehen und versteckte mich ein wenig besser. Mir war klar, dass man nicht lauschte, aber schließlich schien es um mich zu gehen. Außer George hatte noch eine zweite Geliebte, was sein Kuss und seine Worte am Vorabend allerdings widerlegt hatten.
,,Percy, dein Geschwafel interessiert mich nicht. Du wirst mir gleich sagen, dass ich die Hände von ihr lassen sollte, damit wir uns beide besser auf die Schule konzentrieren können, um irgendwann im Ministerium arbeiten zu dürfen. Und ich werde dir sagen, du sollst deine geschwätzige Klappe halten, also lass es einfach, ja?"
Percy schnaubte entsetzt.
,,Ich bin immer noch dein Bruder und dein Wohl liegt mir am Herzen. Ich wollte es so eigentlich nicht sagen, aber wenn du mich nicht verstehen willst muss ich es wohl deutlicher sagen.
Lydia ist gefährlich. Ich habe Informationen, die streng geheim sind, aber ich kann dir so viel sagen: Meide sie so gut du kannst."
George lachte nun laut auf.
,,Und was sind das für streng geheime Informationen? Hat sie vielleicht ein paar Äpfel geklaut, als sie ein Kind war? Oder ihre Hausaufgaben zu spät eingereicht?"
,,Es ist mir ernst. Hat sie dir von ihrem Bruder erzählt?"
Plötzlich erstarb Georges Lachen und seine Stimme wurde sehr ernst.
,,Ihr Bruder geht dich überhaupt nichts an."
,,Von mir aus, aber dich sollte er etwas angehen", schnaubte Percy wütend.
,,Percy, sag mir endlich, was du von mir willst oder ich verfüttere dich an den Ghoul."
,,Ginny denkt, Lydias Bruder sei von einem Auto überfahren worden. Wenn sie dir das auch erzählt hat, dann muss ich dich nämlich enttäuschen."
Mein Blut kochte. Ich wollte kein weiteres Wort mehr hören, aber ich hatte Angst, dass meine Schritte mich verraten würden.
,,Was ist mit ihm passiert?", fragte George.
In meinen Ohren rauschte es so laut, dass ich Percys nächste Worte kaum verstehen konnte. Wie konnte er es wagen, uns das alles kaputt zu machen?
,,Mir glaubst du ja nicht, also frag sie lieber mal selbst, was wirklich mit ihrem Bruder passiert ist. Und vielleicht sagt ihr der Name Codie Ionsson ja auch etwas. Vermutlich wird sie dir das aber auch nicht sagen."
George schien es die Sprache verschlagen zu haben.
,,Was glaubst du denn, warum sie so nett zu mir ist? Sie hat bloß Angst, dass ich sie verraten würde."
,,Du solltest aufhören, so viel zu schnüffeln, Perce", sagte George und beendete damit das Gespräch.Am Nachmittag spielten wir gemeinsam Quidditch, dieses Mal durfte sogar Ginny mit uns mitspielen.
George hatte bis dahin kein Wort mit mir gesprochen und während des gesamten Spiels sah er mich kein einziges Mal an. Ab und zu hatte ich das Gefühl, seine Bälle würden mich extra treffen. Als mich wieder einmal einer ziemlich hart am Arm traf, beschwerte sich Ginny laut bei ihrem Bruder.
,,So macht es echt keinen Spaß, zu spielen", sagte sie.
Nun sah er mich zum ersten Mal wirklich an, Wut stand in seinem Gesicht.
,,'tschuldigung, kommt nicht mehr vor."
Wir wechselten Positionen und ich flog zwischen die Bäume, die unsere Torringe darstellten. Der erste Ball kam von Charlie und ich schaffte es, ihn abzuwehren.
Der nächste Ball kam so hart angeflogen, dass ich kaum eine Chance hatte, ihn abzuwehren, ohne mich dabei zu verletzen.
,,Hör zu, George. So funktioniert das nicht", rief Bill nun auch.
Die anderen flogen auf den Boden, um George zu zeigen, dass sie so nicht spielen wollten. Doch George blieb oben und fixierte mich mit seinen Augen. Einen Moment lang überlegte ich, zu den anderen nach unten zu fliegen, aber ich wusste, ich würde mich ihm sowieso irgendwann stellen müssen. Und so hatten wir wenigstens den Abstand zwischen uns.
,,Was ist dein Problem?", fragte ich wütend.
George warf einen weiteren Ball, den ich mit meinem Fuß weit weg kickte. Wenn er spielen wollte, bitte.
,,Mein Problem? Was ist denn dein Problem? Ich dachte, wir wären ehrlich miteinander."
Der nächste Ball kam angesaust, auch ihn fing ich auf.
,,Okay, ich war nicht ganz ehrlich, aber bist du mal auf die Idee gekommen, dass ich das nicht aus Bosheit mache, sondern vielleicht gute Gründe habe. Was ist denn das für eine Art? Percy glauben und mich mit Bällen bewerfen, statt mich erstmal selbst zu fragen."
George hielt im Wurf inne. Ich sah nach unten und bemerkte, dass die anderen Richtung Fuchsbau zurück gegangen waren.
,,Du hast es also mitgehört?", fragte er und warf den nächsten Ball.
,,Siehst du, so ehrlich bin ich mit dir", sagte ich und schoss den Ball zurück.
,,Dann kannst du mir auch sagen, was mit deinem Bruder wirklich passiert ist. Und wer ist Codie?"
Der nächste Ball kam etwas sanfter angeflogen, was mich schon mal beruhigte.
,,Ich habe dir doch erzählt, dass ich mich ungünstig verliebt habe."
George hätte den Ball fast fallen gelassen, fing ihn aber in der letzten Sekunde noch auf.
,,In Codie?", fragte er mit bitterer Stimme.
Ich nickte.
,,Und warum meinte Percy, ich sollte dich nach ihm fragen? Und was war mit deinem Bruder?"
Ich biss die Zähne fest zusammen und atmete tief ein. Sein nächster Ball traf genau zwischen die Bäume.
,,George, ich hab dir gestern gesagt, ich habe mich in die falsche Person verliebt. Und ich habe dich gewarnt, dass du nicht weißt, wer ich bin. Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt, aber ich habe dich auch nicht angelogen.
Ich kann nichts dafür, dass du mir gestern nicht glauben wolltest."
,,Das beantwortet nicht meine Fragen", sagte er.
Ich hielt den Ball fest in meinen Händen und rang mit mir.
,,Du erwartest zu viel. Ich habe Codie das letzte Mal gesehen, als mein Bruder starb. Keiner der beiden soll uns jetzt noch im Weg stehen, nicht nach der langen Zeit."
Er kam auf mich zugeflogen.
,,Aber warum starb er?"
,,Wenn ich dich nicht anlügen soll, musst du aufhören, mir diese Frage zu stellen."
Er nahm mir den Ball aus den Händen und flog nach unten, ich kam ihm hinterher.
,,George, bitte lass das nicht zwischen uns kommen."
Er kam auf dem Boden an und drehte sich zu mir um.
,,Lydia, ich muss es wissen. Percy klang, als hättest du ihn eigenständig umgebracht."
Mein Herz hörte zu schlagen auf, als ich ihn nun ansah.
,,Denkst du ehrlich, dass ich dazu fähig wäre?"
Er schwieg und mied meinen Blick.
,,Ich verspreche dir, ich werde es dir alles erklären, aber ich kann noch nicht darüber sprechen. Aber solltest du es vorziehen, mir lieber aus dem Weg zu gehen, bitte. Ich zwinge niemandem meine Anwesenheit auf."
Ich hatte mich gerade in Richtung des Fuchsbaus aufgemacht, als er meinen Arm packte.
,,Entschuldigung, es war dumm von mir, das zu glauben. Es war einfach frustrierend, zu denken, du würdest mich belügen.",,Ausgesprochen?", fragte Ginny, als wir zum Abendessen kamen.
,,Ja und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es uns alle sehr freuen würde, wenn Percy mal öfter seinen Mund halten würde", entgegnete George mit einem vernichtenden Blick an seinen älteren Bruder.
,,Bestätige ich", sagte Fred und rutschte ein wenig, damit George und ich uns setzen konnten.
Mein Mitleid für Percy hielt sich nach dem Morgen ziemlich in Grenzen und so sagte ich nichts zu seiner Verteidigung.Am Abend saßen Fred, George und ich am See und sahen uns den Vollmond an.
,,Jetzt wissen wir jedenfalls sicher, dass du kein Werwolf bist", erklärte Fred und lachte.
Ich lehnte mich an Georges Schulter.
,,Ich bin dafür, dass wir die Rollen hier mal neu mischen", sagte Fred mit einem Blick auf uns.
Er packte mich, warf mich über seine linke Schulter und rannte mit mir ins Wasser.
,,Bist du verrückt?", rief ich. ,,Ich habe noch meine Sachen an."
,,Im Gegensatz zu meinem Bruder stört mich das kein bisschen", erwidert er und warf sich mit mir ins kalte Wasser, in dem sich der helle Nachthimmel spiegelte.
George kam uns hinterher gerannt, sprang ins Wasser und schwamm in unsere Richtung, ebenfalls noch komplett angezogen.
Als er uns eingeholt hatte, spritzte er seinem Bruder eine große Ladung Wasser ins Gesicht und versuchte, nach meiner Hand zu greifen, doch Fred war schneller und schirmte mich ab.
,,Komm schon, Georgie, du kannst auch mal das dritte Rad sein. Sie ist es sowieso, weil wir nun mal Zwillinge sind und ich nehme langsam ihre Rolle ein, wenn ihr so weiter macht. Jetzt darfst du auch mal", sagte er lachend und überschüttete seinen Bruder im nächsten Moment mit einer großen Welle.
Ich überraschte ihn von hinten und in der nächsten Sekunde war eine große Wasserschlacht ausgebrochen.Lachend saßen wir fast eine halbe Stunde später wieder am Ufer. George hatte mich fest an sich gezogen, während Fred einige Äste suchte, um ein Feuer zu machen.
,,Du weißt nicht, wie froh ich bin, dass du erst mich gesehen hast und nicht Fred. Wie ich mich ärgern würde, wenn ich dich mit ihm sehen müsste."
Ich lächelte stumm, bevor ich mich zu ihm drehte.
,,Denkst du, das hätte etwas an meiner Wahl geändert?", fragte ich.
,,Na hoffentlich nicht", lachte er und legte die Arme wieder fester um mich.
,,Ich hoffe, ich störe", sagte Fred mit einem großen Haufen Holz im Arm.
,,Kannst du ein Feuer ohne Magie entzünden?", fragte ich verwundert.
Fred grinste verschwörerisch.
,,Du würdest staunen, wenn du wüsstest, was wir alles können."
Und im nächsten Augenblick brannte ein herrliches Feuer im Sand, an dem wir uns und unsere Kleidung trockneten.Wie ich dort am Feuer saß, Georges Arme fest um mich geschlungen, den Nachthimmel über uns, den dunklen Wald um uns herum, die herrliche Luft, die nach Feuer und Wasser roch und Fred und George, die eine lustige Geschichte nach der anderen erzählten, dachte ich, ich könnte kaum glücklicher sein.
Fred hatte sich hingelegt und als ein leises Schnarchen ertönte, stand George auf und reichte mir die Hand.
,,Kommst du noch eine Runde mit mir schwimmen?"
Ich nickte und folgte ihm. Meine Klamotten waren zwar schon getrocknet, aber das würden sie später sicher auch wieder so schnell. Außerdem hatten wir noch kurze Sachen an, da es selbst nachts immer noch sehr warm war.
Wir gingen so weit ins Wasser, dass wir gerade noch stehen konnten. Als er mir aus Versehen ein wenig Wasser ins Gesicht spritzte, bekam er eine große Ladung zurück und wir brachen in lautes Gelächter aus.
Doch statt weiter zu machen, packte er mich und zog mich fest an sich.
,,Willst du dich wirklich mit mir anlegen?", fragte er und sah mich eindringlich an. ,,Ich meine, wir könnten die Zeit doch irgendwie sinnvoller nutzen."
Mein Herz setzte aus, als ich verstand, wie er es meinte.
,,Hältst du das für eine gute Idee?", fragte ich leise, obwohl uns keiner hören konnte.
,,George, was soll das mit uns werden?", fragte ich und lehnte mich an seine Brust.
,,Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht. Aber dafür weiß ich umso besser wie die Gegenwart aussieht. Oder sagen wir mal, wie sie aussehen sollte."
Seine Hand strich mir sanft das nasse Haar aus dem Gesicht.
,,Und wie sähe sie aus?"
Er stieß ein rauhes Lachen aus.
,,Bist du dir sicher, dass du das hören möchtest?"
Ich hob meinen Kopf, um ihn ansehen zu können. Seine Hand glitt über meine Wange und ich nickte leicht.
,,Also in erster Linie hättest du weniger an."
Meine Wangen röteten sich unter seinen Fingern und ich wollte meinen Blick von ihm abwenden, als er seine Hand sanft unter mein Kinn legte.
,,Bitte sieh mich an, der Mond leuchtet so schön in deinen Augen."
Ich sah zu ihm auf. Das Wasser um uns bewegte sich in seichten Wellen. Er schaute mir so tief in die Augen, dass meine Knie unter meinem Körper wegbrechen wollten.
,,Und dann wäre mein Bruder Zuhause, damit ich dich zum Strand tragen könnte. Es wären nur wir zwei und ich würde vermutlich erst langsam in dich eindringen, bevor ich dich richtig-"
,,George", hauchte ich empört.
Er kicherte leise.
,,Ich habe dich extra gefragt, ob du es hören willst. Dir ist aber hoffentlich klar, dass das zwar mein innerster Wunsch ist, ich aber nichts tun werde, was du nicht möchtest. Weißt du das?"
Ich nickte. Er hob mein Kinn ein wenig an, senkte seinen Kopf und küsste mich mit all der Zärtlichkeit, die in ihm zu stecken schien.
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Ein Monat im Fuchsbau - George Weasley ff
FanfictionEigentlich ist die Regel ganz einfach: Sie darf sich bloß nicht verlieben. Lydia Frost wird von ihrer besten Freundin Hermine Granger dazu eingeladen, die Sommerferien im Fuchsbau zu verbringen. Die Weasleys sind eine nette Familie, doch einer stell...