Tag 7

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Percy konnte es auch am nächsten Morgen nicht unterlassen, über die schwer geheime Arbeit im Ministerium zu reden. Die Geheimnisse plauderte er dabei natürlich nicht aus, dafür war er viel zu gewissenhaft. Aber er ließ keine einzige Andeutung aus, dass etwas Spannendes in Planung war.
Worüber er aber jedes einzelne Detail erklärte, waren seine Kesselberichte und andere wichtige Studien, die er gerade durchging. Und ich musste wohl oder übel zugeben, dass er auch mir mittlerweile damit auf die Nerven ging. Doch dann sah ich da wieder meinen eigenen Bruder, den wir verloren hatten.
Und so kam es, dass ich an diesem Morgen alleine mit Percy beim Frühstück saß, die anderen waren alle schon aufgestanden, und mir alles genau erzählen ließ.
,,Percy?", fragte ich, als er seine Erzählungen beendet hatte.
Er sah erwartungsvoll zu mir auf.
Ich sah ihn nachdenklich an und überlegte, wie ich es ihm sagen sollte.
,,Du solltest aufhören, Leute nach ihren Leistungen zu beurteilen. Insbesondere dich selbst", sagte ich vorsichtig.
Sein Blick verfinsterte sich etwas.
,,Ich weiß nicht, wie viel du vom Leben verstehst. Aber lass mich dir sagen: Beende deine Schule mit guten Noten, dann kannst du was aus deinem Leben machen", tadelte er.
Ich atmete schwer aus. Mit ihm ließ sich fast noch schlechter sprechen als mit seinen jüngeren Brüdern. Klar, ich war jünger als er, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, mich als unwissend darzustellen.
,,Ich finde es wirklich beachtenswert, was du bisher alles geschafft hast. Was ich sagen möchte ist, dass du trotzdem etwas Wert wärst, wenn du nicht so viel leisten würdest", erklärte ich.
Ich versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen und sprach ruhig weiter.
,,Deine Familie mag dich auch, wenn du nicht so viel arbeiten würdest. Es würde deinen Wert nicht senken, wenn du nicht immer perfekt wärst und dich stattdessen einfach mal zu deinen Geschwistern setzten und etwas mit ihnen spielen würdest."
Er schaute nachdenklich an mir vorbei. Für einen kurzen Moment glaubte ich, Emotionen in ihm zu sehen. Es herrschte eine kurze Stille, in der man nur das Ticken der Wanduhr hörte.
,,Und sie sind auch nicht weniger Wert, weil sie sich nicht für den gleichen Weg interessieren, den du eingeschlagen hast", endete ich.
Nun blickte er mir direkt in die Augen. Sein Blick war wieder kalt und versteckte sämtliche Gefühle.
,,Ich finde es äußerst befremdlich, dass du die Fehler meiner Geschwister zu rechtfertigen versuchst. Ich denke nicht, dass du davon viel verstehst."
Er richtete sich auf und ging die Treppe hoch. Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. Wieso war er nur so ein Sturkopf?
Ich selbst bin auch so verbissen gewesen, hatte immer perfekt sein wollen, aber diese Zeiten waren vorbei. Ich dachte an all die Tage, in denen ich Hausaufgaben gemacht hatte, anstatt mit meinem Bruder zu spielen. Was würde ich jetzt dafür geben, wieder mit ihm spielen zu können? Vermutlich alles.

,,Vergiss den Schwachkopf."
Ich schaute auf und sah die Zwillinge vor mir stehen.
,,Nenn ihn nicht so", sagte ich matt.
Fred schüttelte den Kopf.
,,Komische Freundin hast du da. Erst lässt sie sich beleidigen und dann nimmt sie ihn auch noch in Schutz", sagte er an George gewandt.
George lächelte mich nachdenklich an und schien zu verstehen, was mir im Kopf schwebte.
,,Ich denke auch, dass du ihn vergessen solltest. Komm mit uns", sagte er.
Ich sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Jetzt war wirklich nicht der beste Moment, um mit den beiden etwas zu unternehmen. Ich brauchte dringend meine Ruhe.
,,Das war keine Frage", sagte er bestimmt.
,,Seit wann lasse ich mir Befehle erteilen?", fragte ich und lächelte provokant.
,,Spätestens, wenn du die Konsequenzen einer Verweigerung kennst", sagte George und lächelte ebenfalls.
Irritiert sah ich ihm in die Augen. Im selben Moment wurde mein Stuhl vom Tisch weg gezogen und George war in wenigen Sekunden bei mir und packte mich. Er hob mich hoch und warf mich über seine Schulter.
,,George!", rief Mrs Weasley plötzlich hinter uns.
,,Lass das arme Mädchen runter", rief sie, doch es war vergeblich.
Fred stieß die Tür auf und George eilte hinter ihm aus dem Haus.

,,Was sollte das denn?", schnaubte ich wütend, als George mich endlich absetzte.
,,Noch nie Quidditch gespielt?", fragte Fred.
Ich warf George noch einen letzten bösen Blick zu, ehe ich mich seinem Bruder zuwandte, auf den ich ebenfalls sauer war.
,,Nein", knurrte ich.
,,Dann wird es doch mal Zeit", sagte Fred.
Er grinste unverschämt, bevor er in einem Schuppen verschwand. Ich drehte mich wieder zu George.
,,Beantwortest du es mir jetzt?", fragte ich genervt.
Er antwortete mir nicht. Stattdessen trat er einen Schritt näher an mich heran und wischte mir eine Strähne aus dem Gesicht. Er sah mir tief in die Augen. Wie sehr ich mir wünschte, ihm sauer sein zu können.
Aber ich konnte es nicht, denn mein Herz schlug plötzlich wieder ein wenig schneller als zuvor. Und der Grund dafür stand direkt vor mir und schaute lächelnd zu mir herunter.
Die Tür vom Schuppen wurde aufgestoßen und Fred kam mit drei Besen raus.

Ein Monat im Fuchsbau - George Weasley ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt