Tag 12

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Wir kamen erst in den frühen Morgenstunden zum Fuchsbau zurück. Während Fred die halbe Nacht lang geschlafen hatte, hatten George und ich am Strand gelegen und uns einfach unterhalten. Ich fand es schön zu hören, wie er vom Leben und der Liebe dachte. Ich hatte das Gefühl, lange nicht mehr so gelacht zu haben wie in der vergangenen Nacht. Seine Stimme klang neben dem knisternden Lagerfeuer nochmal ruhiger und hatte beinahe eine hypnotisierende Wirkung auf mich.
Müde kehrten wir also während der Dämmerung zum Fuchsbau zurück, wo unsere Abwesenheit hoffentlich noch nicht bemerkt worden war. Wir schlichen uns in unsere Betten und standen erst auf, als Mrs Weasley schon gekocht hatte.

Danach beschlossen wir, in die Winkelgasse zu gehen. Die Zwillinge brauchten einige Zutaten für ihre Scherzartikel. Da ihre Mutter fast alles weggeworfen hatte, brauchten sie praktisch alles wieder. Ich bot an, ihnen einen Vorwand zu geben, da ich wusste, ihre Mutter würde hellhörig werden, wenn sie erfuhr, dass die beiden alleine in die Winkelgasse wollten.
Also bemerkte ich am Mittagstisch, dass ich noch einige Bücher brauchte. Mrs Weasley schlug vor, das zu erledigen, wenn wir unsere Listen aus Hogwarts erhalten hatten. Doch ich sagte, dass es äußerst wichtige Bücher waren, die ich noch in den Ferien brauchte und so stimmte sie zu.
,,Schaffst du denn, sie alleine zu tragen. Du klingst, als seien es wirklich viele Bücher", sagte sie besorgt.
,,Ja, natürlich, so schwer sind sie nicht", sagte ich schnell.
Doch Mrs Weasley wollte sich damit nicht zufrieden geben.
,,Es wäre mir wirklich lieber, du würdest nicht alleine gehen", murmelte sie.
,,Wir können jedenfalls nicht. Wir haben hier noch Wichtiges zu erledigen", erklärte Fred laut.
Mrs Weasley bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick, dann schüttelte sie entschieden den Kopf.
,,Nein, ihr stellt hier drinnen sowieso nur Unfug an. Ihr begleitet sie", sagte sie mit Nachdruck.
Die Zwillinge gaben ein paar Widerworte und eine halbe Stunde später standen wir lachend in der Winkelgasse.

,,Sie ist so versessen darauf, uns von Dummheiten abzuhalten, dass sie nicht sieht, dass wir so nur noch größere begehen", erklärte Fred, als wir bei Florean Fortescue saßen und auf unser Eis warteten.
Die beiden waren ihren Besorgungen nachgegangen. Mit vollen Tüten saßen wir in dem gemütlichen Café und beobachteten die Leute, die auf der Straße vorbei gingen.
,,Es sind nur noch wenige Tage bis zur Quidditch WM", bemerkte George plötzlich.
,,Das wird großartig", schwärmte Fred.
Sie unterhielten sich eine ganze Weile über Quidditch, als ich ein bekanntes Gesicht in der Menge erkannte. Mein Herz wollte nicht mehr schlagen, als ich ihn klar und deutlich vor dem Café stehen sah. Seine rabenschwarzen Locken fielen ihm ins Gesicht. Er musste sich länger nicht mehr rasiert haben, denn sein Bart war länger, als früher.
Mit einem schweren Schock verstand ich plötzlich, dass auch er mich entdeckt hatte. Ich fürchtete, er würde zu mir kommen, doch dann wandte er sich ab und ging mit schnellen Schritten davon.
Fred und George schienen nichts bemerkt zu haben, denn sie sprachen immer noch über Quidditch.

,,Wir müssen noch zu Flourish und Blotts", sagte ich, als die beiden schon zurück wollten.
,,Oh, das hatte ich fast vergessen", erklärte Fred.
,,Brauchst du denn überhaupt Bücher? Wäre doch blöd, wenn du sie nur kaufst, um uns ein glaubwürdiges Alibi zu verschaffen", sagte George aufmerksam.
,,Ich brauche immer Bücher und ich schätze, Hermine wird sich auch über welche freuen, keine Sorge. Die Frage ist nur, wie wir eure Sachen hinein schmuggeln wollen. Stellt euch vor, sie sitzt gerade im Wohnzimmer und strickt, wenn wir mit den ganzen Sachen durch den Kamin rutschen."
,,Darum haben wir uns schon Gedanken gemacht", sagte Fred stolz.
,,Wart's ab, dann wirst du es sehen", fügte George hinzu.

Flourish und Blotts schien wie ausgestorben. Die meisten kamen erst hierher, wenn sie ihre Listen hatten. Und so konnten wir uns ganz in Ruhe umsehen. Als ich mich für einige entschieden hatte, nahm George sie mir ab.
,,Hey, gib sie mir zurück", bat ich.
,,Wieso? Das ist doch der einzige Grund, weshalb wir überhaupt hier sind", antwortete er mit einem Zwinkern.
Fred kramte ein Päckchen aus einer der Tüten heraus. Er packte es aus und hielt etwas Seidenes hoch.
,,Das ist eigentlich eine ziemliche Verarsche. Im Laden verkaufen sie sie als Tarnumhänge, dabei können sie bei dem Preis überhaupt nichts taugen, aber manche Leute lassen sich wohl gerne betrügen. Sie halten vielleicht ein, zwei Male, dann verlieren sie ihre Wirkung. Aber für uns soll es reichen", erklärte er und legte den Tarnumhang über die Tüten in seinen Händen.
Wir nahmen unser Flohpulver und stiegen in den Kamin. Wenige Sekunden später standen wir wieder im Fuchsbau.

Ein Monat im Fuchsbau - George Weasley ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt