KAPITEL XI | Ekliptik

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Gina und Skalli waren diejenigen, die am schwersten verletzt waren. Jorik und Kappa wandten sich deshalb zuerst diesen beiden zu. Für Ginas Arm konnte nicht mehr viel getan werden, die Wunde wurde immerhin bereits ausgebrannt.

Jorik hatte noch ein wenig Somnium gefunden. Einige von den Pilzen, die trotz der Regenmonate trocken in der Höhle gelagert und nicht geschimmelt waren, waren bis zum letzten Rest ausgetrocknet, aber dennoch verwendbar. Gina und Skalli erhielten die letzten Reste, denn sie hatten wohl die größten Schmerzen. Alle anderen erhielten leichtere Schmerzmittel und antiseptisch wirkende Kräuter.

Während Jorik zusammen mit Kappa die Kranken versorgte, hatte Femke sofort eine Jagdpatrouille aufgestellt, die zum Fluss ging, um dort Beeren zu sammeln und Fische zu fangen. Die Flusstiere waren in diesem Augenblick die einfachste und ungefährlichste Beute, die sie machen konnten.

Niek war trotzdem froh, dass er nicht für die Jagdpatrouille eingeteilt worden war. Stattdessen war er zur Wache aufgestellt worden, was allerdings auch nicht gerade einfach war, da seine Augenlider schwer wie Blei schienen und jeden Augenblick drohten, zuzufallen. Die Zeit schien nur schleichend zu verstreichen und dennoch bemerkte er nach einer Weile, dass die Schatten im Wald kürzer wurden, je höher die Sonne am Horizont kroch.

Zusammen mit ihm hielt Bente Wache. Dieser saß auf dem Ausguck, den die Aufständler schon immer für die Wächter genutzt hatten - der Baum, der am oberen Rand der Klippe wuchs und sich dort hartnäckig in das Gestein krallte. Niek hingegen war auf Skallis Baum geklettert und saß dort am Eingang zu seiner Holzhütte, die hoch im Geäst lag und ihm deshalb freien Blick auf die Lichtung vor Ekliptik bot.

Aus dem Wald konnte er die zurückkehrende Jagdpatrouille treten sehen. Sie war vollbepackt mit einem Eimer Fischen und einen Arm voll Früchten und Beeren, die in saftigen Farben im Sonnenlicht glänzten. Niek knurrte der Magen bei dem Anblick.

Mittlerweile war es später Morgen und die Sonne sandte ihre wärmenden Strahlen hinab auf die Erde, wo sie durch das Blätterdach helle Flecken auf den Waldboden warf. Die Farnwedel auf dem Boden schwenkten im sachten Windhauch auf und ab, doch eine Gefahr ging von dem Wald nicht aus. Alles war friedlich.

Was wohl gerade in Zodiac vor sich ging? Ob die Piraten ihnen an die Oberwelt folgen würden? Oder gaben sie sich damit zufrieden, dass sie Zodiac nun für sich hatten?

„Mares?", schallte es plötzlich zu ihm empor.

Niek senkte seinen Blick auf das Lager von Ekliptik und erkannte Lir vor dem breiten Baumstamm stehen. Seine rechte Hand zierte nun ein Verband, vermutlich war sie geprellt.

Der Pirat neigte zur Begrüßung - oder aus Respekt - kurz den Kopf, während er sagte: „Kuipers hat eine Versammlung gestartet und wollt, dass ich dich dazu hol."

„Wer bewacht dann das Lager?", fragte er nach unten.

„Wir halten Augen und Ohren offen. Alle sollen bei der Versammlung dabei sein", antwortete Lir.

Niek warf einen letzten Blick in den Wald vor sich. Der Wind raschelte in den Bäumen und die Vögel sangen. Seufzend erhob er sich von seinem Platz und kam die Sprossen herab ins Lager geklettert.

„Dann lass uns gehen", sagte er.

Lir senkte erneut seinen Kopf und folgte ihm dann herüber zu der Versammlung.

Femke und die restlichen Aufständler hatten sich vor der Klippe zusammengefunden. Um sie herum wuselten einige Zodiac-Bewohner - alle, die nicht krank und verletzt vor oder in der Heilerhöhle untergebracht worden waren. Die wenigen Wächter und Soldaten, die Freyning bis an die Oberwelt gefolgt waren, hatten sich am Rande der Versammlung aufgestellt und behielten ein Auge auf die Umgebung.

Dragontale - Etappe IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt