Als Niek wieder wach wurde, beugte sich Anton über ihn, der gerade dabei war ihn vorsichtig an der Schulter wachzurütteln.
„Die Truppe ist wieder zurück und wir werden dann jetzt auch aufbrechen", berichtete der Brünette.
Niek war augenblicklich hellwach und setze sich kerzengerade hin. Er hätte nicht erwartet, dass der Abschied von Ekliptik so schnell eintreffen würde. Es hatte sich angefühlt, als ob er gerade einmal für eine Minute die Augen geschlossen hatte, doch als er mit Anton herab auf die Lichtung kletterte, war die Sonne bereits dabei unterzugehen und die Klippe warf einen tiefen, langen Schatten über das Lager.
Auf der Lichtung davor waren die Flugtiere bereits gelandet und machten sich bereit für eine letzte Reise in die Berge. Danach wäre restlos jeder aus dem Lager verschwunden und sie würden nie wieder zurückkehren.
Zwei verletzte Kinder nahmen auf Kjells Rücken Platz, während die letzte Verletzte Person sich herüber zu Isalies freien Geier begab. Der Vogel mit dem langen, dürren Hals, säuberte Gerade sein glänzendes Gefieder.
Skalli stand vor Nino und blickte noch ein letztes Mal auf das Lager zurück. „Es ist traurig, es so zu sehen", sagte er an seine Kameraden gewandt, als er diese über die Lichtung in seine Richtung spazieren sah. Das lange Gras, strich ihnen dabei um die müden Beine.
Femke stand bereits zusammen mit Ningyo und Bente am zerstörten Lagerzaun und auch die restlichen Aufständler gesellten sich nach und nach zu ihnen.
„Wir werden einen Ort finden, der genau so schön ist", versicherte Femke ihm mit einem Lächeln.
„Womöglich", meinte Skalli nicht ganz überzeugt und schmiss seine improvisierten Krücken beiseite, um sich schwerfällig auf Ninos Rücken zu hieven.
Der Drache gab einen protestierenden Laut von sich, so als ob er sich fragen würde, warum der General sich wie ein nasser Sack auf sein Rückgrat fallen lassen musste, wenn er sonst doch alles immer so elegant hinbekam.
„Hauptsache, ihr kommt mir bloß alle heile da oben an", sprach Skalli nun in einem bestimmteren Tonfall und deutete dabei hinauf zu den Berggipfeln, die man in der Ferne hinter einem Schleier aus Wolken matt erkennen konnte.
„Wir geben auf jeden Fall unser Bestes", versprach Jelger ihm, wobei er so breit grinste wie sonst auch immer.
Niek konnte sich nicht vorstellen, dass er Jelgers gute Laune jemals wieder als so erleichternd empfinden würde, wie früher. Von nun an würde es immer einen bitteren Beigeschmack mit sich tragen.
„Mach's gut", verabschiedete sich Jorik winkend von seinem Freund und General.
Skalli winkte zurück und dann erhoben die Flugtiere sich mit schweren Flügelschlägen zurück in die Lüfte, bis auch von ihnen nichts mehr zu sehen war.
„Gut, dann sind wir jetzt wohl an der Reihe", wagte Femke ihre Stimme zu erheben.
Das Lager wirkte plötzlich so ausgestorben und still. Keine gemurmelten Unterhaltungen im Hintergrund, nur noch das Rauschen des Waldes und das Zwitschern der Vögel und... das Knacken eines dicken Zweigs.
Alle Augenpaare richteten sich plötzlich auf den umliegenden Wald.
„Da ist etwas", hauchte Kadira für ihre Verhältnisse schrecklich ernst. Mit ihrer herbivoren Drachenform war sie wohl gerade eine von den Personen, die das feinste Gehör in der Gruppe besaß. Als Fluchttier war so etwas überlebenswichtig.
„Piraten?", wisperte Femke.
„Ich denke..."
Niek nickte zustimmend. Er konnte keine größeren und gefährlichen Drachen in der Nähe riechen und auch die Vögel zwitscherten noch fröhlich im Geäst. Wenn sich ein großer Räuber nähern würde, hätten sie sich schon lange verkrochen.
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Dragontale - Etappe III
FantasyDer Traum vom Paradis ist dahin - so scheint es. Die Piraten haben Zodiac gestürmt. Die Aufständler wollen ihre Stadt verteidigen, doch ohne die Hilfe der Bewohner ist dies unmöglich. Diese weigern sich jedoch in den Kampf zu ziehen - sie wissen nic...