you have power over me

Kapitel 1 - Der Anfang

Annalena Baerbock:

Die Häuser mit ihren Fassaden streifen an mir vorbei, während ich im Taxi auf dem Weg ins Stadtinnere sitze. Die letzten Tage waren stressig mit vollen Terminkalender und sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Und auch jetzt bin ich auf dem Weg zu einem Termin: Interview mit Tina Hassel von der ARD. Ich checke auf meinem Handy die Uhrzeit und stelle fest, dass ich pünktlich unterwegs bin. Erleichtert atme ich durch und schließe kurz die Augen. Ich merke wie die Anstrengung und der Stress mir zu schaffen macht und ich eigentlich mal eine Pause gebrauchen könnte. Doch dafür ist jetzt wahrlich der falsche Zeitpunkt! Immerhin haben wir als Partei gerade den Koalitionsvertrag vorgestellt, das heißt die Arbeit fängt jetzt erst richtig an. Als ich meine Augen wieder öffne, kommen wir an gerade dem rot-braunen Gebäude an, indem sich das ARD-Hauptstadtstudio befindet. Ich nehme meine Sachen und steige aus. Auf dem kurzen Weg spüre ich die Kälte des heutigen Tages und versuche meinen Mantel noch ein wenig enger zu ziehen. Doch dann betrete ich schon den breiten Eingangsbereich und werde von der warmen Luft umhüllt. Eine Mitarbeiterin kommt mir entgegen, begrüßt mich und führt mich dann durch die Hallen. Ich war bereits einige Male hier, sodass ich den Weg inzwischen kenne und weiß, dass dieser zuerst in die Maske führt. Dort wird mein Make-Up von einer anderen Mitarbeiterin, die aber nicht weniger kompetent ist nochmal aufgefrischt, bevor es vor die Kameras geht. Gerade als ich auf dem Stuhl vor dem großem Wandspiegel Platz genommen habe, wird die Tür ein weiteres Mal geöffnet und die zweite wichtige Dame des Abends betritt den Raum. Frau Hassel ist ein Tick größer als ich, was mich insgeheim manchmal ärgert, dafür ist sie aber auch ein Tick älter als ich, was ich stillschweigend genieße. Wie so oft trägt sie eine weiße Bluse und darüber einen blauen Blazer mit farblich passender Hose. Auch die blonden Haare fallen wie immer offen auf ihre Schultern. Es ist erstaunlich, wie scheinbar mühelos sie es schafft, so tadellos auszusehen. Einen Moment sehen wir uns nur in die Augen, bevor sich ein professionelles Lächeln auf ihren Lippen bildet. ,,Oh, hallo. Mit Ihnen habe ich noch nicht gerechnet..", gesteht sie ehrlich. ,,Ich bin immer für eine Überraschung gut, das wissen sie doch.", gebe ich schlagfertig zurück. Bei unseren bereits zahlreichen Begegnungen habe ich gelernt, wann sie etwas ehrlich meint und auch wenn etwas nur aus reiner Höflichkeit ihren Mund verlässt. Meine Menschenkenntnis hat mich bisher noch nie enttäuscht und schätzt sie als kompetente Frau ein, die wie ich einige Hürden auf ihren Karriereweg mit Stärke und Durchhaltevermögen überwinden musste.