Kapitel 1

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Ich schaute aus dem Fenster.
Kaum zu glauben, dass diese lieblose kleine graue Stadt von nun an mein Zuhause sein sollte.
Unser Mercedes fuhr hinter dem Lieferwagen her und das schon seit mindestens 3 Stunden.
Nie waren die beiden Autos durch ein anderes getrennt worden.
Ich langweilte mich unglaublich auf der hinteren Sitzbank.
Mein Bruder durfte auf dem Beifahrersitz neben meiner Mom sitzen.
Denn ihm wurde auf der Rückbank häufig schlecht und er übergab sich dann nicht selten auf meinen Schoß.
Fröhlich lauschte er der Drei ??? CD, die seit mindestens 1 Stunde vor sich hin dudelte.
Ich seufzte und schaute mir die Landschaft an: Häuser, die Innenstadt, kaum Läden.
Genauso grau wie alles andere.
Der Lieferwagen bog auf eine Landstraße und Mom fuhr hinterher.
Schließlich erschienen Felder und Wiesen.
Und dann hielt der Lieferwagen an.
Kaum war der Motor ausgeschaltet, riss ich die Autotür auf und sprang aus dem Auto.
„Layla Schatz!"
Ich lief am Lieferwagen vorbei, der mir die Sicht auf das riesige Haus versperrt hatte.
Meine Tante Megan stürzte auf mich zu und schloss mich in die Arme.
„Lay, ich habe mich schon so auf euch gefreut!"
Megan drückte mich und überschüttete mich mit Küssen.
Nun kamen auch Mom und mein Bruder Paul.
Megan begrüßte auch sie freudig.
„Kommt mit rein in euer neues Zuhause. Wir haben alles für euch vorbereitet!", sagte Megan und schwebte mit freudigem Schritt vor zur Haustür.
Dort stand auch mein Onkel Steve.
„Layla, du bist aber groß geworden!", rief er und drückte mich an sich.
Dann begutachtete er mich.
„14 Jahre und schon so groß und....reif!"
Er lächelte verschmitzt.
Das stimmte.
Ich bin ziemlich groß für mein Alter und habe auch deutlich an Oberweite seit dem letzten Treffen mit meiner Tante und meinem Onkel zugenommen.
Kein Wunder, denn da war ich gerade mal 9.
Ich folgte Steve ins Haus.
Schon der Eingangsflur raubte mir den Atem.
Alles war vergoldet und es gab schöne weiße Schränke.
Ich hatte nie gewusst, dass Megan und Steve so viel Geld hatten.
Schon ging es weiter ins Wohnzimmer.
Ich drehte mich staunend um mich selbst.
„Eure Zimmer sind oben. Die dürft ihr euch ja selber einrichten.", sagte Megan und führte Mama weiter durch das Haus.
Paul stürmte die mit rotem Teppich belegte Treppe hinauf und ich stürmte hinterher.
Wir hatten nur gute Manieren, wenn es darauf ankam, und eine Treppe war nun mal nicht so ein Anlass.
Oben gab es ebenfalls einen langen Flur mit vielen Türen und ich machte die erste auf.
Ich war in einem Badezimmer mit Dusche, Badewanne und 2 Waschbecken gelandet.
Gut, das hatte ich also schon mal gefunden...
Ich suchte mein Zimmer.
Ich fand 2 leere Räume im oberen Geschoss.
Wahnsinn, wie konnte man nur so viele Ideen für 15 Zimmer haben?
Warum wohnten Megan und Steve nur in einem so großen Haus und das ganz alleine?
Paul stand schon in einem der freien Räume.
Natürlich im mit Abstand größerem Raum.
„Das ist meins!", verkündete er lautstark und ich protestierte sofort: „ Vergiss es! Du bist viel jünger und kleiner als ich und hast längst nicht so viel Kram wie ich!"
Paul verdrehte die Augen, ließ aber nicht locker: „Nein, du brauchst so viel Platz nicht!"
„Aber du, ne?!", rief ich verärgert.
„Ja, klar! Meine Dinosaurier brauchen ihren Platz!"
Nun verdrehte ich die Augen.
Paul und seine blöden Plastiktiere gingen mir schon seit Jahren auf die Nerven.
Ich bin nicht die fiese große Schwester, wie man jetzt denken könnte.
Nur passte in das andere kleine Zimmer gerade mal ein Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch.
Paul grinste, weil ich so lange still gewesen war.
„Gut, dann wäre das ja geklärt", rief er und rannte aus dem Zimmer.
Schon hörte ich ihn die Treppe runter poltern.
Ich seufzte.
Dieser Giftzwerg!
Paul würde Mom jetzt sagen, dass die Zimmeraufteilung geklärt ist und dann war die Sache für ihn abgehakt.
Mom glaubte ihm dann.
Mom glaubte Paul immer.
Wahrscheinlich weil sie so vernarrt in seine hellen blonden Locken und seine blauen glänzenden Augen ist.
Ich dagegen habe dunkelblonde glatte Haare und graue matte Augen.
Also bin ich das Gegenteil von Paul.
Ich schaute mir das andere Zimmer an.
Eine Art Kammer mit Dachflächenfenster, das verdreckt war und wenig Licht hinein ließ.
Dieses Zimmer passte so gar nicht zum Rest des Hauses.
Ich stromerte noch weiter im Obergeschoss herum.
Ich stieß auf eine rot gestrichene glänzende Tür mit, natürlich, goldenem Rahmen.
Meine Neugierde erwachte und eh ich mich versah hatte ich die Klinke heruntergedrückt.
Helles Licht strömte mir entgegen und ich war kurz geblendet.
Als ich wieder klar sehen konnte entdeckte ich das Himmelbett an der Wand gegenüber.
Ob hier Megan schlief?
Wohl kaum.
Hatte Mom nicht erzählt, dass sie und Steve sich seit Jahren ein vergoldetes Ehebett teilten?
Woher hatten meine Tante und mein Onkel nur das ganze Geld für das alles?
Ich ging auf das Himmelbett zu und strich über die Bettwäsche.
Samtweich!
Und das Bett zierte ein Goldrand.
War ja klar.
Ich begutachtete den Goldrand.
Dann berührte ich ihn vorsichtig.
Er fühlte sich irgendwie ganz anders an als ich erwartet hatte.
Irgendwie weich und als ich mit dem Fingernagel hineindrückte, hinterließ ich eine kleine Kerbe.
Ich begutachtete den entstandenen Schlitz genauer.
„Lay Schatz, hier bist du also!"
Megan stand in der Tür und begutachtete mich kritisch.
„Komm runter, der Möbelwagen packt aus."
Ich sprang auf und folgte Megan die Treppe hinunter.
Ich hatte so viele Fragen an sie:

The secret in the crystalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt