1. Christmas Delivery

623 54 28
                                    

Felix PoV:

Mit einer warmen Tasse Kakao in der Hand lasse ich mich schmunzelnd auf die Fensterbank nieder und wische mit meinem Pulloverärmel ein kleines Guckloch auf die beschlagene Fensterscheibe. Es ist Heiligabend und die Straße vor meiner Haustür ist wie leergefegt. Die meisten sitzen gerade wahrscheinlich mit ihren Familien zusammen und essen etwas leckeres, bevor sie gemeinsam die Geschenke auspacken. Der Gedanke daran, lässt mich meine Familie gerade schon sehr vermissen. Doch es war meine Entscheidung alleine in ein fremdes Land zu ziehen und wie das Leben so ist, habe ich dieses Jahr leider nicht die Möglichkeit sie zu besuchen.

„Wo bleibst du nur?" Leise seufzend puste ich den leichten Dampf meines heißen Getränkes zur Seite und schließe für einem Moment die Augen, um die Stille und den süßlichen Geruch, der mich umgibt, zu genießen. Ich hatte eigentlich darauf gehofft wenigstens für ein paar Minuten Gesellschaft zu bekommen, aber wenn ich so auf die Uhr sehe, wird das wohl leider nichts. Seine Schicht ist bald zu Ende und dann verbringt er den Rest des Abends vermutlich mit seiner eigenen Familie.

„Nur noch fünf Minuten..." Enttäuscht lehne ich meinen Kopf vorsichtig an die Glasscheibe und beobachte weiterhin die kleinen Schneeflocken, wie sie munter über die einsame Straße tanzen. Vielleicht habe ich meine Bestellung zu spät abgeschickt oder sie haben so viel zutun, dass ich irgendwo in der Warteschlange gelandet bin. Wie dem auch sei, er scheint heute nicht mehr zu kommen.

Nachdem ich schließlich meinen Kakao geleert und die leere Straße noch weitere zehn Minuten angestarrt habe, erhebe ich mich allmählich von meinem Platz und trotte niedergeschlagen zurück in die Küche. Das Glück ist heute anscheinend nicht auf meiner Seite. Dabei habe ich mir heute fest vorgenommen ihn zu fragen, ob er nach den Feiertagen einmal mit mir essen gehen möchte. Schon als ich ihn das erste mal gesehen habe, hat er mich direkt in seinen Bann gezogen und je häufiger wir uns begegnet sind, umso besser durfte ich ihn kennenlernen. Seit einer ganzen Weile verspüre ich nun schon dieses Kribbeln in meinem Bauch, wenn er vor mir steht. Nur leider habe ich mich bisher nicht getraut ihm das zu sagen.

„Es soll wohl nicht sein." Mit einem kleinen Päckchen in der Hand lasse ich mich wenig später auf mein Sofa fallen und starre geistesabwesend an die Decke hinauf. Was eine Bescherung. Die Geschenke für meine Familie sind in der Post steckengeblieben und die einzige Person der ich es persönlich übergeben wollte, lässt sich ausgerechnet heute nicht blicken. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir die Mühe auch sparen können. So viele Kekse, wie ich für ihn gebacken habe, könnte ich niemals alleine essen und die Handschuhe hätte ich auch nicht kaufen müssen. Ich habe sie extra für ihn besorgt, da wäre es komisch sie selber zu tragen oder?

„Verfluchte-" Doch auf einmal werde ich von dem lauten klingeln an der Tür aus meiner Selbstmitleidsphase gerissen, weshalb ich kurz erschrocken zusammenzucke. Das ist wohl der Lieferant, der mir mein Essen bringt. Immerhin muss ich heute nicht verhungern, auch wenn ich mich irgendwie mit den Keksen über Wasser halten könnte. Nur leider ist mir in der Zwischenzeit der Appetit vergangen. Vielleicht mache ich mir das Essen später noch einmal warm und lasse es vorerst stehen.

„Einen Moment!" Leise stöhnend raffe ich mich langsam von meinem Sofa auf und schnappe mir das Geld vom Tisch, bevor ich allmählich zu der Tür hinübergehe. Normalerweise sprinte ich immer fast zur Tür, aber da seine Schicht mittlerweile längst vorbei ist, kann ich mir das auch sparen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dort auf mich wartet beträgt so gut wie null. Ich könnte heulen, was ich später vermutlich auch tun werde. Ich hatte es mir so fest vorgenommen und das nächste mal traue ich mich dann wahrscheinlich wieder nicht.

„Guten Abend, ich hoffe das passt so." Ohne meinen Blick zu heben öffne ich schließlich die Tür und halte meinem Gegenüber die Scheine entgegen, bevor ich etwas irritiert auf die Tüten sehe. So viel habe ich doch gar nicht bestellt. „Tut mir leid da muss ein Mis-" Mit einem entschuldigenden Lächeln sehe ich zu der Person hinauf, als es mir mit einem Mal die Sprache verschlägt. „...Hyunjin?"

Baby Gays' Adventskalender [2021]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt