17. Unexpected visit

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(BTS)

Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten, weshalb Jungkook beschloss, seine Hausarbeit für die Uni, an der er die letzten Tage und Stunden gesessen hatte, erstmal liegen zu lassen und endlich die Plätzchen zu backen, auf die er sich schon freute, seit die ersten Blätter sich gefärbt hatten und er merkte, dass der Wind langsam frischer wurde. Während er also lernte oder an dem Kunstprojekt saß, das im neuen Jahr fällig war, konnte er bisher nur davon träumen, dass der Duft seine weihnachtlich geschmückte Studentenwohnung füllte, die er sich mit Jin Hyung teilte, der ihm letztes Jahr endlich einmal mitbacken ließ und ihm so das Rezept verriet, das er jetzt, zugegeben, leicht hektisch, aus dessen Mappe herausholte und es mit einem triumphierenden Lächeln in die Höhe hielt. Dabei fiel sein Blick durch das Küchenfenster und er stellte fest, dass es bereits stockdunkel war. Kurz zuckte er mit den Schultern und wollte sich dann eigentlich den Zutaten widmen, als ihm wieder einfiel, dass er Jin versprochen hatte, in seiner Abwesenheit nicht zu spät ins Bett zu gehen. Andere würden es in seinem Alter vielleicht befremdlich finden, dass er sich so etwas von seinem besten Freund vorschreiben ließ, doch sie beide wussten eben, dass der Jüngere es mit seinem Schlafpensum nicht ganz genau nahm, wenn gerade Semesterferien waren und er dementsprechend dankbar war, dass es jemanden gab, der ihn daran erinnerte und ihn gegebenenfalls auch kontrollierte. Ohne seinen Hyung hätte er schon so manche Deadline verpasst, weil er beim Zocken die Zeit vergaß oder völlig übermüdet nur ein unzureichendes Ergebnis abgegeben. 

Schmunzelnd sah er also auf die Uhr und bemerkte, dass es bereits nach Mitternacht war. Sofort entfuhr ihm ein leises Seufzen und das Mehl, das er eben noch passend abwiegen wollte, wanderte wieder zurück in den Schrank. Fürs erste. Danach legte er das Rezept auf den Tisch und verließ die Küche, um sich bettfertig zu machen. Dabei sah er kurz zur Zimmertür ihm gegenüber, bevor er sein eigenes Reich betrat. Normalerweise hätte er noch kurz nach Jin gesehen, doch im Moment verbrachte dieser wieder ein paar Tage bei seinem neuen Freund, den er ihm bald offiziell vorstellen wollte. Zu Heilig Abend wollte er wieder zurück sein, um diesen wie seit einigen Jahren zusammen mit Jungkook zu teilen, doch der Student machte sich keine allzu großen Hoffnungen. In Korea war es nach wie vor üblich, Weihnachten als Paar zu verbringen und die Festlichkeiten sonst nur in der Stadt, an der Deko und den exklusiven Angeboten der Geschäfte zu bemerken, die diese Marketingstrategie natürlich sofort für sich genutzt haben. Aus diesem Grund hatte er Namjoon, dem Angebeteten seines Freundes, auch eingebläut ihn frühestens zu Silvester wieder hier abzuliefern. Als er sich jedoch bettfertig machte und daran dachte, was dies für Jins und seine alljährliche kleine Feier bedeutete, bereute er diese Entscheidung ein wenig. Der Ältere hatte ihn damals mit in seine Wohnung aufgenommen, als er allein in Seoul ankam und sich noch überhaupt nicht in der Großstadt zurechtfand und feste 'Traditionen' wie diese, die sie über die Zeit entwickelt hatten, haben ihm dabei geholfen, anzukommen. 

Schnell schüttelte er den Kopf, um den trüben Nebelschleier, der um seine Gedanken waberte, zu vertreiben. Er hatte richtig gehandelt. Jin hatte schon lange davon geträumt, die Weihnachtstage mit einem Partner zu verbringen. Und er selbst kam auch mal ohne seinen besten Freund aus. Nachdem er noch einmal genickt hatte, um seinen Vorsatz zu bekräftigen, legte er seine Jogginghose zur Seite und schlüpfte in dem soeben übergestreiften Weihnachtspyjama (ja, auch das war eine Idee von Jin gewesen und außerdem sah ihn in dem kitschigen Ding ja auch keiner. Die Hauptsache war nur, dass es warm hielt) unter seine Decke und wollte gerade das Licht löschen, als ihn etwas aufhorchen ließ. Da hatte doch nicht eben jemand an der Wohnungstür geklingelt? Um sich zu versichern, dass er sich das Geräusch nicht eingebildet hatte, setzte er sich auf und tapste auf möglichst leisen Sohlen dorthin. Noch bevor er sein Ziel erreicht hatte, begann es plötzlich, durchgehend zu klingeln. Genervt über das Verhalten der Person auf dem Hausflur - immerhin machte sie diesen Lärm mitten in der Nacht und er war sicher nicht der Einzige, der das mitbekam - stampfte er die letzten Schritte im Eilschritt und riss die Tür auf, nur damit sich der wütende Ausdruck, der sich auf sein Gesicht gelegt hatte - bereit, seinen Gegenüber anzuschnauzen - in einen verwunderten wandelte, als der junge Mann auf seiner Fußmatte schon vor ihm zum Sprechen ansetze: "Sorry Hobi, ich hab meinen Schlüssel vergessen." Sprachlos wanderte Jungkooks Blick einmal von oben nach unten, während er versuchte, eine geeignete Antwort auf die Aussage des Schwarzhaarigen, der sich leicht am Türrahmen abstützte, zu finden. Vorerst erfolglos. Dafür runzelte der Typ vor ihm leicht die Stirn und öffnete wieder den Mund: "Warte… du bist nicht Hobi… was machst du in meiner Wohnung?" Schnell blinzelnd versuchte der Angesprochene wieder zu sich zu kommen und bemühte sich tief einatmend um eine Antwort, als ihm der Geruch nach Alkohol auffiel, der den Unbekannten umgab und ihn automatisch eine Augenbraue hochziehen ließ.

Baby Gays' Adventskalender [2021]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt