6. Drei Haselnüsse

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(Stray Kıds)

Minho PoV:

Ein lautes, plötzliches Geräusch riss mich aus meinem Schlaf. Was zum Teufel war denn schon so früh am Morgen in unserem Flur los?
In der darauffolgenden Stille schloss ich meine Augen wieder und kuschelte mich weiter in meine Decke ein. Hier war es warm und flauschig, alles, was man im Winter brauchte. Doch die Stille war nicht von allzu langer Dauer, denn ein leises Klopfen ertönte aus Richtung Tür.

Leise fluchend drehte ich mich zur Wand und versuchte das Getümmel draußen zu ignorieren, doch als die Tür knarzend aufschwang, war es mit meinen Nerven vorbei. Ich wollte gerade meine Stimme erheben und fragen, wie es jemand auch nur wagen konnte, mich in meinem Schlaf zu stören, als ein lieblicher Klang meine Ohren erfüllte.

„Hyung, die Stiefel wurden gefüllt", lächelte mir ein strahlender Jisung entgegen. Wie könnte ich ihm nur jemals böse sein? Draußen auf dem Flur ertönten Schritte und Jeongin steckte fröhlich seinen Kopf durch die Tür. „Der Nikolaus war da!", rief er in den Raum hinein und verschwand genauso schnell aus dem Türrahmen, wie er aufgetaucht war. Seufzend wandte ich meinen Kopf wieder Jisung zu, der immer noch breit grinsend seine Zähne zeigte. „Ich komme gleich", versicherte ich ihm, was er als Zeichen nahm schon einmal zu den anderen in die Küche zu gehen.

Widerwillig schälte ich mich aus meiner warmen Decke und stapfte träge zum Kleiderschrank. Ich zog mir schnell einen dunkelroten Pullover über und fuhr mir notdürftig mit einer Hand durch die vom Schlaf zerzausten Haare. Das musste leider fürs Erste genügen, für mehr war gerade einfach keine Zeit.

Mit schleifenden Schritten bahnte ich mir meinen Weg zur Küche, wurde dabei fast von Hyunjin umgerannt, der es ziemlich eilig hatte und geradezu durch die Tür sprintete. Meine Augen waren noch nicht ganz in der realen Welt angekommen und ich musste aufpassen, um nicht gegen die Tür zulaufen, die Hyunjin freundlicherweise direkt vor mir zufallen lassen hatte.

Chan hatte die Jüngeren um sich herum am Esstisch versammelt, damit sie nicht sofort aus der Tür heraus stürmten und sich alle auf einen Haufen stapeln würden. Ich musste leicht schmunzeln bei dem Gedanken, wie dieser Tag letztes Jahr verlaufen war. Alle außer Chan und mir gingen mit mindestens einem blauen Fleck aus der Sache heraus. Es konnte eben einfach nicht gut gehen, wenn sich sechs Leute zugleich durch die Haustür quetschten. Das konnte nur im Chaos enden.

Unser Leader zwinkerte mir zu, als ich mich zu den anderen gesellte. Ich hatte ihn letztes Mal erwischt, wie er nachts aus den Haus schlich, seine Hände vollbepackt mit Orangen und Schokoweihnachsmännern, aber das Geheimnis des Nikolauses war bei mir sicher.

„Wenn alle da sind, kann es ja los gehen. Wenn ihr mir folgen würdet..." Wie eine Schar Entenküken liefen wir im Gleichschritt hinter Chan zur Haustür, ich bildete dabei das Schlusslicht. Mit einem Klacken drehte der Australier den Schlüssel im Schloss um und hechtete regelrecht aus dem Weg. Wie auf ein Zeichen hin, zwängte sich jeder, einer nach dem anderen, aus der Tür nach draußen, die Augen stets auf ihre Schuhe gerichtet.

Ich lehnte mich entspannt in den Rahmen und beobachtete, wie die anderen immer wieder etwas Neues aus ihren Stiefeln zogen. Bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, wie viel Chan in die Schuhe gepackt hatte. Müssten die nicht eigentlich überquellen? Chan machte es sich gerade an der anderen Seite der Tür bequem und belächelte das Geschehen lediglich.

„Sag mal, wie hast du da so viel reinbekommen? Jeongin holt ja immer mehr Zeug aus den Tiefen seines Stiefels. Hört das dann auch wieder auf?"
Leise lachte er auf meine Frage hin und wandte seinen Blick zu mir. „Wenn du jedes Mal nach Hilfe gefragt wirst, wenn jemand seine Koffer packt, dann lernst du, wie man möglichst viel auf einem sehr geringen Platz verteilt. Ihr seid alle nur zu faul um ordentlich zu Packen."

Baby Gays' Adventskalender [2021]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt