Abbadon

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Das Gebirge in der Hölle

In tiefe Dunkelheit gehüllt erwachte sie langsam aus ihrem schlafartigen Zustand, der dem Tod mehr glich, als alles andere dieser Welt. Sie war noch zu schwach um sich zu bewegen, doch wenigsten bekam sie nun mit, was um sie herum geschah. Plötzlich öffnete sich eine Tür und eine Person kam mit polternden Schritte herein. Vorsichtig blieb sie vor dem Bett stehen und beobachtete die Botin, die zwar wach war, aber für Aussenstehende so wirkte als wäre sie tot, da ihre Brust sich nicht hob oder senkte, ihre Augen geschlossen waren und ihr Körper seltsam schlaff auf dem Bett lag. Selbst in diesem Dämmerzustand konnte sie Lucifers Macht spüren die in Wellen von ihm ausging.

Wieder erklangen Schritte und jemand setzte sich neben ihr auf das Bett, seufzte und strich ihr sanft durch die Haare. Inzwischen war Hazel so weit, dass sie sich leicht bewegen könnte, doch sie tat es nicht.

Lucifer hob ihren Kopf hoch und legte ihn behutsam in seinen Schoss, während er sie weiterhin liebevoll beobachtete. Innerlich lächelte Hazel, blieb aber regungslos mit schlaffem Körper und Armen wie eine Leiche liegen. Sanft strich er mit einem Finger über ihre Wange und ihre Augenlider zu ihrem Mund, wo seine kalten Hände verweilten.

Langsam hob er ihr Kinn, beugte sich vor und legte seine Lippen an ihren Hals. Einige Augenblicke blieb er in dieser Position, bevor er seinen Mund anhob und in ihr Ohr flüsterte. „Das habe ich nie gewollt, meine Königin. Das musst du mir glauben". Und während seine Worte bei ihr ankamen, rollte eine kleine, unscheinbare Träne ihren Hals hinab und verschwand über ihrem Herzen.

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„Und was jetzt?", fragte Meliorn spöttisch. Magnus, der die Gruppe führte, sah sich irritiert um. Sie kamen nun schon zum zweiten Mal an dem trockenen Flussbett vorbei, an dem sie vor einer Weile Rast gemacht hatten. „Aber ... aber wir sind doch einen ganz anderen Weg gegangen", murmelte Simon und sah sich suchend um.

Auf der anderen Seite des vertrockneten Flussbettes führte einen Weg durch das Tal, über einen Hügel auf das Gebirge zu, das inzwischen hoch vor ihnen aufragte. Dunkle, aschige Wolken hingen tief über dem Tal und warf düstere Flecken auf die verkohlte Landschaft vor ihnen. Einzelne, karge Büsche standen in der Steppe und jedes Leben, das einmal hier geherrscht hatte, war ausgelöscht und nur noch die Asche, bestehend aus leblosen Körpern oder verbrannten Pflanzen, die überall herumlagen, war übrig geblieben.

Leichname von Tieren oder Menschen zierten die Wegesränder und zerfielen langsam zu Asche, die der Wind durch die Hölle blies.

„Irgendwas stimmt hier nicht", stellte Alec bitter fest. „Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht", murmelte Izzy und nickte. Eine düstere Stimmung schwebte wie eine der Wolken über ihnen und verflog auch nicht, wenn Simon einer seiner schlechten Witze brachte um die Stimmung aufzulockern.

„Irgendjemand will verhindern, dass wir uns dem Gebirge nähern", vermutete Lorenzo. „Aber warum? Die meisten wissen doch gar nicht, dass wir hier sind", sagte Clary verwundert. „Sieben der mächtigsten Dämonen wissen es", schnaubte Magnus „das reicht".

Besorgt sahen Izzy und Clary sich an, folgten aber dem Trupp, der wieder durch das Flussbett stiefelte und den Weg auf das Zentralgebirge entlang schritt, dabei den Blick stets auf das Gebirge gerichtet und stur geradeaus laufend.

Schweigend bewegten sie sich fort, während die schwüle Hitze sie zu erdrücken schien und die trübe Atmosphäre der Hölle sich in ihren Köpfen festsetzte und sie zu sprengen versuchte. Die Hölle drückte ihre Köpfe zusammen und verwirrte ihren Geist, wobei vor allem Jace, Clary, Izzy und Alec davon betroffen waren.

„Was ist das", keuchte Alec, dem die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben stand. „Ich weiß es nicht. Irgendjemand vernebelt unsere Sinne. Und das Klima tut den Rest", antwortete Magnus mit angestrengten Augen „vermutlich der Selbe, der uns versucht hat in die Irre zu führen".

Lucifers Frau (Shadowhunter ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt