Matching Hearts ✓

40 | Ein großes Chaos mit gutem Ende?

Einpaar Minuten später befinden wir uns auf dem Nachhauseweg. Liam hält gerade an, um Hana bei ihrem Zuhause rauszulassen und ich schlucke, da die Stimmung zwischen den beiden ziemlich kritisch ist. Man merkt richtig, wie sehr sich Hana beherrscht, um es sich nicht anmerken zu lassen, doch die Sache mit Liam hat sie verletzt. Und das verrät mir ziemlich viel über ihre Gefühle zu meinem Bruder...

»Danke fürs Fahren und den wunderschönen Abend«, sagt Hana noch mit ihrem zuckersüßen Lächeln, ehe sie sich nochmal von uns verabschiedet und das Auto verlässt. Liam wartet noch, bis sie sicher ins Haus verschwindet, ehe er den Motor startet und losfährt.

Für einige Sekunden ist es zwischen uns still und ich falle in Gedanken.

Dann bricht Liam jedoch das Schweigen.

»Ich hab euch gesehen... dich und Ryle.«

Mein Herz stolpert in meiner Brust, als ich erschrocken zu Liam sehe. Dieser sieht jedoch starr auf die Straße. »Was war das, Alana?«

Ein Klos bildet sich in meinem Hals, der mir das Reden erschwert. »Ich...«, beginne ich dann, ohne überhaupt eine Ahnung davon zu haben, was ich darauf erwidern könnte.

»Ich dachte er und Diana sind zusammen. Oder halt so gut wie zusammen«, versucht Liam erneut, etwas aus mir herauszubekommen, und dieses Mal lässt mir mein schlechtes Gewissen für einen Moment Luft zum Atmen, sodass ich versuchen kann, ihm zu antworten.

»Zwischen den beiden läuft es anscheinend nicht so gut... das... das Interesse geht nur von Dianas Seite aus... ich...« Ich breche ab, da ich mich schäme. Ich schäme mich, da ich gar nicht wissen will, was mein eigener Bruder gerade von mir denken mag. Ich will den Gedanken nicht einmal richtig zulassen und traue mich nicht, in seine Richtung zu sehen, so unangenehm ist mir die ganze Situation.

Als Liam dann jedoch an die Seite fährt und den Motor ausschaltet, wird mein Atem vor Nervosität schneller.

»Ihr habt euch fast geküsst«, sagt Liam nun und ich erstarre.

Meine Augen beginnen wieder zu brennen, was wahrscheinlich an meinem schlechten Gewissen liegt. Ich würde mir wünschen, dass ich mich nicht für meine Gefühle schämen müsste, doch das ist leider unmöglich. Denn ich habe mich in den Typen verliebt, in den meine beste Freundin verliebt ist. In den Kerl, den sie schon früher kannte, als ich...

»Ich fühle mich so schlecht deshalb, du... du kannst dir das ehrlich nicht vorstellen«, bringe ich schweratmend hervor, denn so langsam bahnen sich die ersten Tränen an. »Ich wollte nicht, dass das alles passiert... ich kann doch nichts für das, was ich fühle... ich... ich wollte ihn wirklich vergessen... einfach...« Ich schaffe es nicht, weiter zu sprechen, da der Klos in meinem Hals es unmöglich macht.

»Hey...«, flüstert Liam tröstlich und legt seinen Arm um mich. »Du musst dich vor mir für nichts schämen, Okay? Ich bin dein Bruder und ich weiß ganz genau, dass du kein schlechter Mensch bist, egal was passiert.«

Nun verlassen die ersten Tränen meine Augen und ein Schniefen entkommt mir. »Aber ich bin eine schlechte Freundin...«, hauche ich mit glasigen Augen und lehne mich an Liam, um den nötigen Halt zu bekommen.

»Das bist du auch nicht. Eine schlechte Freundin würde nicht über ihre Aktionen nachdenken, sie würde sie weder bereuen noch würde sie für ihre Freunde weinen. Du bist alles, nur keine schlechte Freundin«, stellt Liam klar und legt seine Hand auf meinen Hinterkopf, um dann über meine Haare zu streichen. »Du hast dich in ihn verliebt, oder?«

Ich schließe langsam die Augen, als ein Schluchzen meine Kehle verlässt. Ich nicke schwach, da ich mich gar nicht traue, die Worte auszusprechen. Ich weiß, dass ich mich in ihn verliebt habe. Dieses komische Gefühl schlummert nun schon seit einiger Zeit verborgen in mir, bisher hatte ich nur noch nicht den Mumm, um es an die Oberfläche zu lassen. Ich glaube, wenn es dazu gekommen wäre, hätte ich mich damals und auch heute nicht zurückhalten können und hätte mich meinen Gefühlen vollkommen hingegeben.