43 | Funken

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Eine ganze Weile vergeht, in der Ryle und ich in der Umarmung verweilen. Ich genieße seine Nähe und seine Berührung und merke, dass auch Ryle sich allmählich zu beruhigen scheint. Seine Verspannung lässt nach und auch sein Atem wird somit der Zeit regelmäßiger.

Es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran zurückdenke, wie aufgelöst er war und noch immer ist. Kein Mensch sollte sowas durchmachen müssen. Und das er sich dann auch noch die Schuld dafür gibt, dass er seine Schwester nicht beschützen konnte, lässt den Drang in mir hochkommen, ihn nie mehr loszulassen und klarzumachen, dass er nichts dafür kann, dass es so Mistkerle auf der Welt gibt, die so wenig Anstand und Herz besitzen...

»Sorry«, bemerkt Ryle plötzlich, als er sich von mir löst und sich mit einer schnellen Bewegung über die Wangen streicht. Er atmet tief durch und wenn ich nicht wüsste, dass er gerade noch geweint hat, hätte ich es sicherlich nicht bemerkt.

Er sieht aus, als wäre nie etwas gewesen.

Nur seine Augen sind noch immer trüb und leer...

»Ryle...«, beginne ich zögerlich und bemüht darin, beruhigend zu klingen, doch halte inne, als er schwach den Kopf schüttelt.

»Nein, keine Sorge. Mir gehts gut.« Er räuspert sich und sieht mich dann wieder direkt an. Mein Puls beschleunigt sich, als er den Kopf leicht schief legt und mich eingehend betrachtet. »Erzähl, was war? Du hast dich vorhin vor der Tür ziemlich wütend angehört.«

Ich werde prompt nervös. Erst jetzt fällt mir wieder ein, weswegen ich überhaupt hier bin, und dennoch scheint die Wut wie verflogen. Das ist wahrscheinlich aber auch besser so, denn ich sollte lieber ein vernünftiges Gespräch mit ihm führen.

Das ist der Grund, weswegen ich das Wattepad beiseite lege und das Wort ergreife: »Du hast mit Diana Schluss gemacht, oder?«

Ryle scheint verwirrt, nickt dann jedoch. »Ja. Ich hab dir gesagt, es ist nur eine Frage der Zeit. Ich wollte mit ihr reden und hab es heute beendet. Es wäre dumm gewesen, ihr weiter etwas vorzumachen, wenn da von meiner Seite aus nichts ist.«

Ich schlucke schwer, denn es ist nochmal was anderes, dies von Ryle persönlich bestätigt zu bekommen. Und obwohl es mir für Diana unendlich leid tut, ist mein Herz nicht abgeneigt von der Nachricht...

Ich verbanne die Gedanken und konzentriere mich dann auf das hier und jetzt.

»Was hast du ihr genau gesagt?«, frage ich dann ohne Umschweife, da ich einfach die Wahrheit wissen muss.

»Das es keinen Sinn hat, das zwischen ihr und mir fortzuführen. Ich hab ihr gesagt, dass ich nichts von ihr will.« Ryle hält inne und sein Gesichtsausdruck verändert sich plötzlich, »Hat sie etwas zu dir gesagt? Hat sie dich irgendwie verletzt oder so?«

Ich senke den Blick bei dem Gedanken daran, was Diana über mich in die Gruppe geschrieben hat. Das nun die ganze Schule über mich redet und das wahrscheinlich Schlechteste von mir denkt, ist nichtmal das, was mir Sorge bereitet, sondern das Diana im Stande war, so etwas zu sagen.

Natürlich war sie wütend, aber wie kommt sie nur auf sowas...

»Alana«, kommt es nun sanft von Ryle, der mich aus meiner Starre reißt.

Ich sehe mit einem schnell schlagendem Herzen zu ihm. »Hast du ihr etwas über mich erzählt?«

»Nein. Natürlich nicht. Diana selbst hat dich erwähnt als sie total ausgerastet ist, aber ich habe ihr gesagt, dass das alles nichts mit dir zutun hat. Sie wollte mir aber nicht glauben und ist dann einfach gegangen, ohne mir weiter zuzuhören«, erklärt Ryle und mein Herz glaubt ihm sofort.

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