Matching Hearts ✓

46 | Geständnisse

Als wir uns einige Meter von der Schule entfernen, hält Ryle inne und dreht sich zu mir. Er ist noch total außer sich, dass erkenne ich daran, dass sich seine Brust unregelmäßig hebt und senkt, und seine Finger noch immer zucken. Er ist durch und durch angespannt und ich kann mir vorstellen, dass er sich gerade schwer zurückhält, um nicht sofort wieder zurück zu Denver zu laufen.

Ebenso außer Puste sehe ich Ryle an und versuche, ihn dazu zu bringen, sich zu beruhigen. »Ryle...«, beginne ich, in der Hoffnung, dass er mich endlich ansieht. Und das tut er dann auch, als ich meine Hände hoch auf seine Brust lege und ihm näher komme. »Ryle... es ist alles gut. Beruhig dich bitte.«

Es scheint tatsächlich zu wirken, denn allmählich lässt diese Anspannung von ihm ab und er legt seine großen Hände direkt auf meine, die noch immer auf seiner Brust ruhen. Ich spüre an meinen Fingerspitzen, wie schnell sein Herz schlägt. »Was ist passiert, Ryle? Warum bist du auf ihn losgegangen?«, frage ich, obwohl ich insgeheim weiß, dass es nur eine Antwort geben kann. Einfach so hat Ryle das sicher nicht getan. Wahrscheinlich weiß er, was Denver gesagt hat.

Aber woher? Und weiß er alles?

»Du fragst mich doch nicht allen Ernstes, wieso ich das getan habe, Alana?«, entgegnet Ryle mit total rauer und belegter Stimme. Seine intensiven grauen Augen fixieren die meine und mein Herzschlag beschleunigt sich um ein doppeltes. »Alma hat mir alles erzählt. Sie... hat mich gebeten, nach dir zu schauen in der Schule. Als ich das mit Diana erfahren habe... ihre Beschuldigungen und die Nachricht.. Alana, du willst nicht wissen, wie wütend ich war. Aber als ich dann auch noch nach dir gesucht habe und diesen Bastard deinen Namen und einpaar andere ekelhafte Dinge gesagt hören habe... – ich war nicht mehr ich selbst. Ich... ich würde am liebsten jetzt nochmal zurück....« Zum Ende hin bricht seine Stimme, und ich weiß nicht genau, ob es aus Wut oder Verzweiflung ist...

»Ryle, es tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts gesagt habe...«, sage ich leise und schnappe überfordert nach Luft. Jetzt habe ich ihn da auch noch mit reingezogen. Er hat sowieso schon so viel um die Ohren und genug Probleme mit dem Exfreund seiner Schwester. Ich wollte ihm nicht auch noch mein Herz ausschütten und ihn mit diesen Dummheiten belasten.

»Ich bin nicht wütend auf dich, weil du es mir verheimlicht hast. Natürlich schon ein bisschen... aber vielmehr stört es mich, dass Diana sowas sagt, obwohl sie weiß, dass sowas nicht passiert ist. Das Leute so von dir denken und reden, hast du nicht ansatzweise verdient, Alana!«, ruft Ryle und lässt nun von meinen Händen ab, um sich verzweifelt durch die Haare zu fahren. »Was denkt Diana sich eigentlich auch? Sie ist doch deine beste Freundin!«

Ich schlucke den leichten Klos, der sich in meinem Hals gebildet hat, herunter und versuche mich zusammenzureißen. Noch einen emotionalen Ausbruch will ich einfach nicht mehr zulassen. »Ich... ich weiß es doch selbst nicht. Ich weiß auch nicht, wie sie auf sowas kommt. Ich meine, ich hätte niemals abgestritten, dass ich...« Für einen Atemzug halte ich inne, doch als ich Ryle's Blick auf mir spüre, atme ich tief durch, »dass ich etwas starkes für dich empfinde. Ich hätte ihr gestanden, dass ich Gefühle für dich habe, aber niemals, wirklich niemals mit dem Gedanken gespielt habe, dich ihr absichtlich wegzunehmen...«

Meine Augen werden nun doch einwenig glasig, was Ryle zu bemerken scheint, denn er hebt seine Hand zögerlich und legt sie sanft an meine Wange.

Ich schniefe. »Ich bin so traurig, bei dem Gedanken, dass sie wirklich so von mir denkt. Als ... als würde sie mich nicht kennen....« Eine Träne verlässt meinen Augenwinkel, die Ryle mit dem Blick verfolgt. Seine Züge werden weicher und die ganze Wut fällt von ihm, als er mir mit dem Daumen zart über die Wange wischt.

»Du bist viel zu gut für sie, Alana. Diana hat eure Freundschaft überhaupt nicht verdient..«, wispert er und sieht mir dabei direkt in die Augen. Und komischerweise spendet er mir damit so unendlich viel Trost...