06 | Wunderschnee

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Hogsmeade, 1965Madame Puddifoot

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Hogsmeade, 1965
Madame Puddifoot

Unzählige Beziehungen haben in ihrer Teestube begonnen und geendet. Madame Puddifoot hat viele Geschichten über die Liebe zu erzählen – und manchmal sogar ihre eigene.

Madame Puddifoot erkannte auf den ersten Blick, welche Gefühle sich hinter den Besuchenden in ihrem Café verbargen

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Madame Puddifoot erkannte auf den ersten Blick, welche Gefühle sich hinter den Besuchenden in ihrem Café verbargen. Das war zum einen die jahrelange Geschäftserfahrung, die sie für kleine Gesten sensibilisiert hatte. Immerhin betrieb sie diesen Hort der Romantik in dem Dorf Hogsmeade nun schon seit einigen Jahren. Zum anderen war es die unselige Gabe, Emotionen lesen zu können, wie Legilimens Gedanken lasen. Ein paar flüchtige Eindrücke reichten, damit die Dinge einfach offen vor ihren Augen lagen, während die Betroffenen selber noch gar nicht wussten, welcher Art ihre Gefühle waren.

Da gab es jene, die kaum ihre Hände – oder Lippen – voneinander lassen konnten, die sich die süßesten Versprechungen zuflüsterten, wenn sie dachten, dass es keiner mitbekam, und deren Empfindungen füreinander doch nur eine flüchtig schmelzende Schneeflocke waren. Andere hingegen schoben reichlich Gründe für einen Besuch in ihrem Café vor. Der gute Honigkuchen, das hörte Madame Puddifoot öfter. Aber dann bedachten sie einander mit sehnsüchtigen Blicken, die viel tiefer gingen als zuckersüße Nichtigkeiten.

Nicht alle trauten sich, zu ihren Gefühlen zu stehen, egal ob bewusst oder unbewusst. Manche kamen her, um eine Lüge zu leben, und andere brachen genau hier aus der Lüge aus. Nicht selten schmerzte Madame Puddifoot das Wissen um die komplizierten Empfindungen ihrer Kunden, erinnerte es doch viel zu sehr an ihre eigene Geschichte. Sie wünschte sich, dass sie allesamt ihr Glück finden würden, obschon sie wusste, dass nicht jedes Schicksal ein fröhliches war.

Doch in einer Sache, da konnte sie nachhelfen: Wer immer in das Café kam, sollte einen sicheren Rückzugsort finden. Natürlich konnte auch Madame Puddifoot nicht verhindern, dass die Besuchenden ihres Cafés einander sahen, aber die reichhaltige Deko sorgte oft genug dafür, dass die Aufmerksamkeit von den innig umschlungenen Pärchen abgelenkt wurde. Zwischen berüschten Sitzecken und allerhand Flitterkram fiel es oftmals gar nicht auf, dass zwei Spieler gegnerischer Quidditchmannschaften einander tief in die Augen sahen oder eine Lehrerin eine Flucht aus dem geregelten Schulalltag unternahm.

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