19. Kapitel

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Ich hatte kein Ziel. Ich rannte um weg von meinem Vater zu kommen, um Luft zu schnappen oder vielleicht um meinen Kopf frei zu bekommen. Mich interessierten die Blicke der Menschen auf den Straßen nicht. Sie konnten sich denken was sie wollten. Ich rannte in den Park. An einer Bank kam ich zur Ruhe. Äußerlich zumindest. Innerlich jedoch war alles noch total ungeordnet. Wie ein Puzzle das sich ordnen muss. Oder ein Labyrinth durch das ich gehen muss und am Ausgang befindet sich die Antworten auf alle Fragen, die Lösung des Rätsels, die Erlösung des Leids. Ich verbrachte eine Weile allein, bis sich jemand zu mir setzte. Es war meine Oma.

Om: Sie fehlt mir auch.

Ich schmiegte mich an ihre Schulter.

Om: Du kannst die Zeit bis zur Beerdigung bei mir wohnen. Wäre das ein guter Vorschlag?
Ni: Ja, sogar ein sehr guter.

Die Zeit bis zur Beerdigung verging schnell. Doch als die Zeit gekommen war wünschte man sich, dass die Beerdigung genauso schnell vorüber geht. Da liefen wir, die Trauergemeinde. Einen Sarg in unserer Mitte. Ich wollte es nicht wahrhaben wollen.

Wir standen alles versammelt um das Grab. Jeder gab eine Blume und Erde dazu. Dann wurde das Grab geschlossen. Es war schon spät. Alle waren fort.
Alle außer ich. Ich saß vor dem Grab weinte gelegentlich und erzählte meiner Mutter von meinen Plänen meiner Zukunft. Sie saß zwar nicht neben mir, dennoch war sie bei mir. Ihre Seele lebte in meinem Herzen weiter.

Ich nahm einen kleinen Spaten und grub ein kleines Loch. Dort pflanzte ich eine Blume. Ich schloss das Loch und begoss es mit Wasser. Auf einem Zettel neben der Pflanze lag ein Stein mit folgender Gravur:

Rosen, Tulpen,Nelken, alle Blumen welken,
doch eine Blume welket nicht und diese heißt VERGISSMEINNICHT!

VergissmeinnichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt