Unerwarteter Besuch

Noch mehr Überraschungen

Hey ihr. Ich bin dann auch hier mal weiter gekommen und werde versuchen an dieser Story jetzt auch dran zu bleiben. Es nervt mich so sehr, wenn ich noch was offen habe 😅
Viel Spaß euch erstmal beim Lesen.

"Was machst du da, mein Herz?"

"Ich verbrenne die Bilder. Sie sind zwar schön, aber ich werde immer daran denken, wie sie entstanden sind, wenn ich sie sehe. Das trübt die Erinnerung ein wenig und ich will keine schlechten Erinnerungen haben, wenn ich Bilder von unseren Kindern anschaue."

"Dann ist das wohl die letzte Hürde, was?" Sie schaute fragend zu mir auf, als sie das nächste Bild in die Feuerschale warf und ich sah unwillkürlich, wie es in Flammen aufging. Ich schüttelte mich kurz. Meine Frau verbrennen zu sehen, war kein schöner Anblick, selbst wenn es nur ein Foto von ihr war."Seit deinem...Ausflug neulich bist du wieder fast die Alte." Sie zuckte nur die Schultern.

"Es hat mir irgendwie geholfen, es zu realisieren. Ich glaube, ich hatte am meisten damit zu kämpfen, dass ich mich so in ihm getäuscht hatte. Ich dachte mal, dass er ein Freund sei und am Ende sah ich nur ein Monster in ihm. Nun sehe ich wieder einen Menschen in ihm und habe ein wenig Verständnis für ihn gefunden."

Okay, das war zu viel. Verständnis? Für Ben? Er hatte sie mehr als einmal verprügelt, bis sie vor Schmerzen bewusstlos geworden war, hatte sie ihrer Familie entrissen und hatte versucht sie zu verge... Nicht einmal jetzt konnte ich diesen Gedanken zu Ende denken, weil er so grausam war.
Ich sah, wie Penny die letzten Bilder in die Feuerschale warf, ehe sie sich auf die Bank hinter ihr setzte.

"Du...verzeihst ihm das alles?", fragte ich zögernd und erntete ein Schulterzucken und ein Schnauben, dass eher abfällig klang und nicht so recht zu ihrer gleichgültigen Geste passen wollte.

"Ich sagte, ich verstehe es ein wenig, nicht dass ich es ihm jemals vergeben kann oder werde." Sie schwieg einen Moment, in dem ich mich neben sie setzte. Ich wartete, ob sie weitersprechen würde, doch stattdessen starrte sie nur gedankenverloren ins Feuer."Ich war am Friedhof, bevor ich zu dem Haus gefahren bin. Ich musste mich einfach davon überzeugen, dass die Gefahr wirklich vorbei war...dass er tot ist. Es war nach allem, was passiert ist, die seltsamste Situation, in der ich je war und doch habe ich etwas dadurch begriffen." Sie atmete tief durch, bevor sie sich an mich lehnte. Sofort legte ich den Arm um sie und beobachtete einen Moment ihr vom Feuer erhelltes Gesicht, den Blick immer noch in die Flammen gerichtet. Dann erzählte sie mir, was passiert war. Sie erzählte mir von der Frau, die vor Trauer fast zusammen gebrochen war, davon, was sie zu ihr gesagt hatte und dem Moment, als sie realisiert hatte, dass es sich um Ben's Mutter gehandelt hatte. Ich empfand augenblicklich Mitleid mit dieser Frau und mir schossen unzählige Fragen durch den Kopf - so wie ich Penny kannte, hatte sie sich die selben Fragen gestellt und nur für zwei davon sich an dem Tag von mir Antwort erhofft."Sie war nett und ich glaube ihr, dass sie ihn so nicht erzogen hat. Was auch immer ihn dazu verleitet hat, das zu tun...was auch immer in seinem Leben schief gelaufen ist, dass er mit meiner Zurückweisung nicht umgehen konnte oder warum er sich so an etwas festbiss, was er unbedingt wollte, war er trotzdem kein von Grund auf schlechter Mensch. Wenn er sich jemandem geöffnet und Hilfe gesucht hätte, vielleicht von einem Spezialisten, er hätte das sicher wieder in den Griff gekriegt und hätte vielleicht wieder glücklich werden können." Dem konnte ich nicht widersprechen.

"Meinst du, es bringt dich weiter, wenn du über das 'was wäre wenn' nachdenkst? Ich will nicht, dass du dich selbst in all den Fragen und Zweifeln verlierst, die das in dir aufgeworfen hat."

"Das werde ich nicht, Sam. Es hat mir einfach nur gezeigt, dass es nicht allein in der Macht von uns Eltern liegt, wie sich die Kinder entwickeln und ich hoffe nur, dass wir unsere Kinder so erziehen können, dass sie selbstbewusst, aber auch stets respektvoll sich selbst und anderen gegenüber ihren Weg gehen werden."