chapter 11

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chapter 11: the principals office

Jisung

„Wieso?"

Dieses kleine Fragewort kam fast ohne Stottern aus meinem Mund. Der Ältere sah mich nur weiter emotionslos an und ich bereute meine Frage sehr schnell. Er redete nur sehr selten mit anderen. Und noch nie hatte er ein Wort mit mir direkt gewechselt.

Seufzend ließ ich den Kopf hängen und nickte verstehend. Ich war es nicht Wert mit ihm zu reden. Wahrscheinlich konnte ich von Glück reden, dass er überhaupt zu mir gekommen war. Er hatte bestimmt auch nur Mitleid mit mir.

Mein Kopf dröhnte vom Weinen und als meine Gedanken wieder begannen auf mir niederzutrampeln, verkrampften sich die Muskeln in meinem Gesicht erneut. Es schmerzte nur noch. Eine weitere heiße Träne floss meine Wange hinunter und ich drückte mich etwas von dem Jungen weg, weil ich erstens diese Stille im Moment nicht mehr aushielt und zweitens, damit er mich nicht so sehen musste.

Er drückte mein Kinn nach oben und ich zuckte bei dieser Berührung etwas zusammen. Ich meine, es war schon ein Wunder gewesen, dass er mich umarmt hatte, aber diese Berührung war nun wirklich ungewöhnlich für ihn. Normalerweise verbeugte er sich bei Körperkontakt nur und lief an der Person vorbei. Ja, ich wusste diese Details. Ich war echt ein dezenter Stalker, wenn es um ihn ging.

Sein Daumen strich über meine Wange und er wischte die Tränen damit leicht weg. Ich war in einer Art Starre gefangen und das Einzige, was ich spürte, war seine sanfte Berührung. Wieder sagte er nichts, doch ich glaubte langsam zu verstehen. Er redete nicht. Nicht mit mir. Nicht, weil es ihn nicht interessiert, sondern einfach weil er gar nicht damit umgehen konnte.

Woher ich das wusste? Erst jetzt fiel mir auf wie er am ganzen Körper zitterte. Diese Interaktion war schon die höchste Grenze. Konnte er generell mit Menschen oder nur mit den Gefühlen von diesen nicht umgehen? Mit den Mädchen gestern hatte er sich, wenn auch nur sehr kurz, auch unterhalten. Das war aber kein sehr emotionales Gespräch gewesen, schätze ich mal. Hatte er Probleme damit die Gefühle anderer zu verstehen oder konnte einfach nicht mit ihnen umgehen? Hatte er so etwas ähnliches wie Autismus?

Mein Blick wanderte durch sein Gesicht und für ein ganz kurzen Moment überkam mich das Gefühl von Sicherheit. Ich wusste nicht einmal genau, warum dieses auf einmal aufgetaucht war. Trotzdem half es mir, langsam wieder aufzustehen und mich auf den Beinen zu halten ohne die Befürchtung zu haben jede Sekunde aufgrund einer Art Panikattacke zusammenzubrechen.

Minho hockte noch immer am Boden und sah nun zu mir auf. Ein letztes Mal wischte ich mir über die Augen und versuchte diese zu trocknen.

Man würde mir so oder so ansehen, dass ich geflennt habe.

Ich streckte dem hübschen Jungen meine Hand hin und zwang mir ein leichtes Lächeln auf. Minho blickte mich stumm an und es wurde langsam immer peinlicher für mich in dieser Position stehen zu bleiben. Anstatt nach meiner Hand zu greifen, stützte er sich vom Boden ab und stand nun genau vor mir. Peinlich berührt zog ich den Arm zurück und nickte verstehend. Er meinte es sicherlich nicht so... richtig?

Der Ältere sagte weiterhin nichts, doch ich musste die Stille brechen.

„Danke. Ich wäre ohne deine Hilfe wahrscheinlich auf nächstbeste Dach gegangen und hätte mich von dort heruntergeworfen.", spaßte ich etwas und lachte eher mit mir selbst als mit dem Älteren. Dieser musterte mich nur schnell blinzelnd und veränderte seine Gesichtszüge nicht.

Ich unterbrach mein Lachen schnell und sprach weiter: „Na dann... werde ich mal zum Direktor gehen und meinen nächsten Schulverweis abholen. Du solltest zurück, bevor du auch noch Probleme mit unserem Chemielehrer kriegst."

NXT 2 UWo Geschichten leben. Entdecke jetzt