chapter 3

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chapter 3:  the sound from the storage room

Jisung

Die sechste Stunde war um und ich machte mir gar nicht die Mühe aufzustehen. Ich hatte in diesem Raum später sowieso noch Nachsitzen und so könnte ich meinen Mobbern, besonders Shi aus dem Weg gehen. Diese Vollpfosten hatten heute schon genug mit mir angestellt, da musste ich kurz vor dem Nachsitzen nicht noch mal das Risiko eingehen. Dann würde ich die Mittagspause wohl verschieben müssen und in diesem Raum warten. Ja, man durfte in den Klassenräumen leider nicht essen. Zwar hielt sich fast keiner daran, aber ich versuchte zusätzlichen Stress einfach zu vermeiden und ein braver Schüler zu sein. Ein braver Schüler beim Nachsitzen.

Die Kapuze meines Pullovers hatte ich über den Kopf gezogen und sah durch meine Haarspitzen noch den Rest meiner Klasse aus dem Raum verschwinden. Der Lehrer folgte und kümmerte sich gar nicht darum, dass er mich alleine zurückließ. Typisch. Für die meisten Lehrkräften an dieser Schule war ich ein Niemand. Ich fiel kaum auf, außer das ich hin und wieder zu spät kam, aufgrund irgendwelcher Probleme. Im Unterricht melden tat ich mich auch nicht. Manchmal wunderte es mich sogar, dass sie meinen Namen wussten, obwohl sie ihn so gut wie nie erwähnten.

Meine Augen verfolgten den Rücken des Lehrers und ich sah zu, wie er schlussendlich die Tür hinter sich schloss. So war ich alleine in dem stickigen Klassenraum. Um ehrlich zu sein, liebte ich es alleine in einem Klassenzimmer zu sein. Klar, es war irgendwie gruselig, aber auch interessant.

Da ich selbst noch etwas unangenehm von den Toiletten-Zwischenfall roch, entschloss ich mich dazu die Fenster zu öffnen. Das war das erste Mal, dass ich etwas anderes in diesem Raum tat, als hinten herumzulungern und die Minuten bis Stundenende zu berechnen.

Die warme Mittagsluft streifte meine Haut und ich spürte den Wind über meine Haut tanzen. Wie sehr ich die Natur doch liebte. Sie war immer da und behandelte alle Leute mal gut, mal schlecht. Tatsächlich war ich sogar sehr viel draußen und ging in einem relativ abgelegenen Wald spazieren, welcher sich in der Nähe unseres Haus befand. Dort war ich alleine und konnte die Person sein, die ich wirklich war. Es war einer der wenigen Orte, wo ich nicht konsequente Angst hatte entdeckt zu werden, da sowieso nie jemand dort war. Es gab nicht mal mehr richtige Wege in diesem Wald, es war einfach ein von Menschen unberührtes Waldstück.

Jetzt wollte ich dorthin. Das Wetter bot sich an, aber das Nachsitzen wartete noch auf mich.

Etwas schmollend sah ich vom Fenster weg und durch das ruhige Klassenzimmer. Vom Flur waren noch viele Stimmen zu hören, aber ansonsten wirkte alles so als wäre die Zeit stehen geblieben. Und nein, das liegt nicht nur an unserer Wanduhr, die immer noch keiner repariert hatte. Sie stand nach wie vor auf Punkt 7 Uhr. Sogar der Sekundenzeiger war perfekt auf der vollen Stunde gelandet. Bis heute fragte ich mich, ob es wirklich Zufall war, dass sie genau zu diesem Zeitpunkt stehen geblieben war.

Kurz schüttelte ich meinen Kopf und versuchte aus meinen Gedanken zu erwachen. Mein Blick wanderte weiterhin durch den Raum, doch nichts wirklich interessantes fiel mir ins Auge.

Vorsichtig trat ich von meinem Platz weg und zischte kurz auf. Mein Bein tat etwas weh. Ein Typ, welcher mich ebenfalls nicht zu mögen schien, hatte sich heute dazu entschlossen seinen Elefantenfuß gegen mein Schienbein zu treten. Was ein hinterlistiges Biest. Naja, ich war aber schlimmeres von ihm gewöhnt. Während die anderen zu Scherzen griffen, brachte er einem nur Schmerzen. Er war zu unkreativ als sich einen fiesen Streich einfallen zu lassen. Seine Methode war das Schlagen und sein Motto „Keine Gnade". Der Vollidiot musste auch zu viel Karate Kid oder Cobra Kai geschaut haben.

Leider war er mir trotzdem überlegen und ich konnte echt von Glück reden, dass es heute nur ein schmerzender Tritt gegen mein Schienbein gewesen war.

NXT 2 UWo Geschichten leben. Entdecke jetzt