Alles hat ein Ende

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Alles hat ein Ende. Eines endet früher, eines später. Irgendwann ist es eh vorbei.

Sie steht in ihrem kühlen, kleinem Zimmer. Mitten drin und sie kann fühlen wie die Kälte sie umkreist. Ein Schauer zieht durch ihre Haare. Ihre Blicke sind ausschließlich auf das schmutzige Fenster gerichtet das die Blickenden Lichter der Autos draußen in der Dunkelheit widerspiegelt.
Ständig sagt sie es sich.
„Alles hat ein Ende." „Alles hat ein Ende" ihr flüstern wird lauter und verdunkelt sich.

Und niemand antwortet ihr.

Sie spürt alles. Jeder Blutstrom in ihrem Körper, jeder Schall der um sie herum weht. Die leichten Brisen die um sie schwirren diese sie an ihrer Stirn spüren kann. Ihre Hände fühlen sich an als ob sie schweben würden. Sie fühlt sich wie in einem Film. Ein schöner und doch zu gleich trauriger Film. Doch diesmal ist ihr alles egal. Anstatt das sie schreit und schrecklich weint weil ihre Gefühle sie innerlich zerfressen ist sie ganz still. Unheimlich. Langsam bewegen sich ihre nackten Füße nach vorn. Sie kommt dem Fenster immer näher. Eine Leere tritt in ihr auf und sie schiebt mit ihren zarten, schwitzenden Händen den Fensterhebel zu Seite und zieht ruckartig daran sodass das Fenster aufspringt und sie die lauten Autos die flink wieder von A nach B fahren hören kann. Und wieder flüstert sie sich gelassen und mit einer tiefen Stimme zu.
„Alles endet einmal" „Alles wird irgendwann einmal enden, nicht wahr?"

Und niemand antwortet ihr.

Und trotz dessen das eine Verzweifelte Träne an ihrer Wange entlang fliest fühlt sie nichts. Als ob sie außer sich stehen würde.
Und ohne zu überlegen schiebt sie einen Fuß auf die Fensterbank. Dann den nächsten. Und plötzlich steht sie dort. In der Luft.
Sie kniet sich hin und rutscht langsam mit ihren Beinen die breite Schräge runter diese sie noch für ein paar Minuten bewahrt. Jetzt steht sie da. Ängstlich aber mit Hoffnung blickt sie in die Tiefe runter. Ihre Augen füllen sich mit Wasser und langsam lösen sich ihre Hände von dem rutschigen Holz sodass sie keinen Halt mehr hat. Und wieder flüstert sie sich leise aber tiefgründig zu
„Irgendwann endet alles" „Irgendwann ist eh alles vorbei, nicht wahr?"

Und niemand antwortet ihr.

Also lässt sie sich ihrem Gleichgewicht anvertrauen und ihr Körper schwingt nach vorn. Sie kann erkennen wie sie dem Abgrund immer näher kommt. Es fühlt sich an als ob alles um sie herum immer lauter wird und sich alles ansammelt und stürmt. Ein ungeduldiges aber bedeutendes Gefühl sammelt sich in ihr und plötzlich bewegt sie sich langsamer. Als ob die Zeit anhalten würde. Sie schaut um sich und niemand ist dort. Alleine. 
Ihre Gedanken sammeln sich in ihr und sie sieht schwarz.
Es fühlt sich an als wäre sie in einem Kino und gleich würde ihr, ihr Leben als Film groß angezeigt werden. Ein Blitzen erfunkt und ihr werden all die Ereignisse, all die Enttäuschungen, all die schlaflosen Nächte, die Tausenden Tränen, die vielen Wege zwischen der kleinen Wohnung ihrer Mutter und dem großen Haus ihres Vaters, all die vielen Gespräche in denen man sie nicht verstanden hatte, die vielen Wörter die zu ihr gesagt wurden, die Gefühle diese sich in ihr sammelten und innerlich zerfressen hatten bis es nicht mehr ging, all die vielen Zahlen diese sie für ihre Leistungen bekommen hatte und all die Gedanken die sie zum Ende brachten angezeigt.
Sie kneift ihre Augen zu, schaut einmal auf und sieht ein kleines Blitzen eines Autos das ihr gradewegs entgegen kommt und schließt sie schnell wieder.
Und bevor sie letztendlich aufprallt kann sie hören wie in ihr noch eine letzte Stimme erfunkt diese sich befreit anhört und ihr noch eines mitgibt..

„Wenigstens konntest du dein Buch zu Ende schreiben, nicht wahr?"

Die Schätzung der Glücklichkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt