* Freiheit *

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Dezember 1976

Sirius

Sirius' rechtes Auge pochte schmerzhaft. Er war sich nicht völlig sicher, warum, die letzte Stunde war in seiner Erinnerung nur noch chaotisch und verschwommen.

In seiner Brust hämmerte sein Herz immer noch unaufhörlich, während er wahllos nach Klamotten und anderen wichtigen Dingen aus seinem Zimmer griff, um sie in seinen Koffer zu stopfen.

Füße schlurften über den Parkettboden und Regulus kündigte sich wahrscheinlich unfreiwillig durch eine Hustenattacke an, als er in seinem Türrahmen stehen blieb.

Er warf ihm einen Blick zu, während Regulus ihn verwirrt musterte und seine Decke, die um seine Schultern lag, enger griff.

"Gut, dass du hier bist," sagte er und schmiss ein paar Hemden in den Koffer. "Pack dein Zeug. Wir verschwinden."

"Du willst gehen?", krächzte Regulus und an jedem anderen Tag hätte Sirius sich wahrscheinlich über seine Stimme lustig gemacht.

"Ja. Beeil dich, bevor ihr noch einfällt, uns aufhalten zu wollen."

"Wir können nicht einfach- Sirius, nein."

"Wir können. Wir müssen nur hier raus und zu den Potters apparieren. Ich schocke sie, wenn es nötig ist, um hier raus zu kommen, du musst dir keine Sorgen machen."

"Sie ist unsere Mutter, wir können die Familie nicht-"

"Deine vielleicht. Meine ganz sicher nicht. Welche Mutter würde den Cruciatus auf ihren eigenen Sohn jagen?!"

Regulus riss schockiert die Augen auf und brach in eine weitere Hustenattacke aus.

Er konnte sich noch genau an den Schmerz erinnern, ein greller, weißer Blitz, der ihn eine ganze Sekunde lang durchzuckt und jedes seiner Nervenenden in Flammen gesetzt hatte, erst unterbrochen durch Orion Black, der seine Frau ermahnt hatte, es nicht zu übertreiben.

"...Sirius, bitte- Bitte geh nicht. Es muss eine andere Lösung geben."

Er schnaubte und schloss seinen Koffer. "Lösung? Soll ich sie demnächst nett fragen, ob sie mich bitte nicht foltern würde?"

"Ich rede mit ihr, auf mich hört sie doch-"

"Ja, lass du dich nur von ihr trösten! Du bist schließlich ihr kleiner Prinz, sie wird schon wieder eine Ausrede finden, damit wenigstens du nachts ruhig schlafen kannst und dich nicht so schuldig fühlen musst! Mummy will das nicht tun, kleiner Prinz, aber sie muss, du weißt doch, wie schwer es mit Sirius ist!"

Regulus schluckte und starrte ihn an, während er seinen Koffer aus dem Zimmer trug.

"Sie wird nicht damit aufhören, nie, verstehst du das nicht?! Was denkst du, was sie mit dir anstellt, wenn du auch nur einmal nicht ihr perfekter kleiner Junge bist?"

"... Bitte bleib hier. Bitte."

Sirius schüttelte den Kopf und trug seinen Koffer die Treppe herab. Regulus blieb an ihrem Kopf stehen.

"Ich gehe. Du kannst mitkommen, oder du kannst hier bleiben wie ein Feigling, damit Mummy nicht böse auf dich ist."

Er ließ die Tür extra laut ins Schloß fallen.

Eine dunkle Silhouette stand hinter Regulus' Fenster, als er sich ein letztes Mal zu diesem schrecklichen Haus umdrehte. Sein Zimmer hinter ihm war durch flackernde Kerzen erleuchtet, so dass er sein Gesicht nicht erkennen konnte, doch für sicher eine ganze Minute mussten sie sich gegenseitig beobachten.

Dann trat Regulus von dem Fenster zurück und ließ die Vorhänge davor zu fallen.

Einen Moment lang starrte er das Fenster noch an, dann griff er seinen Koffer und drehte sich auf der Stelle, um zu disapparieren.

-

In Dorset hatte es im Gegensatz zu dem Nieselregen in Great London in Strömen geregnet, doch am nächsten Morgen, als seine Klamotten wieder getrocknet, sein blaues Auge verarztet und sein Gepäck verstaut waren, stand er im Vorgarten der Potters und beobachtete die Schneeflocken, die auf ihn herabschwebten.

James steckte den Kopf aus der Tür. "Mum hat Frühstück gemacht. ...Bist du okay?"

Er drehte sich grinsend zu ihm. "Ich bin frei, Krone."

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