Pläne

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Januar 1977

Sirius

"Evans, du musst mir helfen," sagte er, als er sie endlich gefunden hatte und hielt seine Stimme bemüht gedämpft.

Lily machte keine Anstalten, zu ihm aufzusehen. Über der Kante ihres Buches konnte er sie eine Augenbraue heben sehen. "Was auch immer ihr anstellen wollt, nein, ich werde euch nicht helfen."

"Nein..." Er setzte sich auf die Tischkante und versuchte so, Augenkontakt mit ihr zu finden. "Du willst doch James sagen, dass du ihn auch magst, richtig?"

Lily hob tatsächlich den Blick von ihrem Buch, um ihn verwirrt anzusehen. "Ja, woher auch immer du das schon wieder weißt. Aber wozu brauchst du dabei meine Hilfe? Hätte ich vorher seine Ehefrau um Erlaubnis bitten sollen, bevor ich mit ihm ausgehe?" Sie grinste.

Er schüttelte den Kopf. "Wenn ich dir helfe, es ihm zu sagen, würdest du mir dann rein theoretisch helfen, es selbst jemandem zu sagen?"

Überrascht legte sie ihr Buch ab. "Wow, Sirius, warum weiß ich davon noch gar nichts? ...Naja, eigentlich brauche ich keine wirkliche Hilf-"

"Ich schon. Also, ja oder nein?"

"Warum willst du überhaupt ausgerechnet meine Hilfe?"

"Weil ich absolut keine Ahnung habe, wie ich es der Person sagen soll und du..."

Lily seufzte. "Weil ich ein Mädchen bin? Schlechte Wahl, Sirius, ich habe selbst keinen blassen Schimmer davon."

"Nein, weil du dich einfach besser mit Gefühlen und solchem Kram auskennst. So wie Remus, also liegt es nicht daran, dass du ein Mädchen bist."

"Und warum fragst du nicht einfach ihn um Hilfe?"

"-Geht nicht."

"Warum?"

"Weil... Er ist einfach zu beschäftigt. Und bald ist Vollmond, dann will ich ihn nicht noch mit solchen Sachen belästigen, er braucht seinen Schlaf."

"Was ist mit meinem Schlaf, huh?", fragte Lily grinsend.

Sirius setzte seinen besten Hundeblick auf. "Bitte? Ich bitte dich wirklich nicht oft um etwas."

"Nein, nur jede zweite Woche." Für einen unerträglich langen Moment musterte sie ihn nur, dann seufzte sie. "Schön. Sitz."

Er quetschte sich neben sie auf den Stuhl.

"Marlene ist gut mit Gefühlen und solchem Kram," erklärte sie, während sie ihre Bücher zusammenpackte. "Und noch besser ist sie darin, Mädchen auf Dates einzuladen," fügte sie nach einem Blick durch die Bibliothek hinzu und musterte ihn im Anschluss genaustens, als würde sie eine negative Reaktion fürchten.

Stattdessen fiel ihm ein Stein vom Herzen. "Das ist schlecht," antwortete er grinsend. "Ich brauche Hilfe mit einem Jungen."

Für einen kurzen Moment musterte sie ihn skeptisch, dann zog sich auch über ihr Gesicht ein breites Lächeln. "Oh, Sirius," seufzte sie und umarmte ihn fest.

Er war sich nicht sicher, ob er sich wirklich Sorgen um ihre Reaktion gemacht hatte, aber sicherlich weniger als um die von James, die schon deutlich positiver als erwartet ausgefallen war.

("Krone, was ist, wenn ich auf Jungs stehe?"

"Dann bringst du Mum eben einen Schwiegersohn und mir einen Schwager nach Hause," murrte James in sein Kissen. "Ist doch kein Weltuntergang. Und jetzt leg dich hin oder geh zurück in dein eigenes Bett, hauptsache, du machst die verdammten Vorhänge wieder zu." )

"Wer ist es?", fragte Lily aufgeregt, dann wurde sie plötzlich nachdenklich. "...James?"

"Was? Nein! Ew, nein, Lily! James ist mein Bruder!"

Sie lachte scheinbar erleichtert und hob abwehrend die Hände. "Ihr seid euch sehr nahe. Hey, im dritten Jahr hat Dorcas auch gesagt, Marlene ist wie eine Schwester für sie. Du willst gar nicht wissen, was meine unschuldigen Augen seitdem schon ansehen mussten."

Lachend schüttelte er den Kopf. "Nein, nicht James. Du hast ihn für dich, wenn man von seinen Fangirls absieht, die schon fast religiös zu jedem Quidditchtraining auftauchen. Aber der Romantiker hat eh nur Augen für dich."

Lily verengte die Augen und musterte ihn angestrengt. "Peter? Ich kann es dir nicht verübeln, er ist wirklich so lieb- Frank Longbottom vielleicht? Hübsch, aber ziemlicher Angeber, plus Alice würde ihn um keinen Preis hergeben."

Er schüttelte den Kopf, während sie immer verwirrter zu werden schien. Dann kam ihr wohl ein Geistesblitz.

"David," sagte sie selbstbewusst, bis sie sein ratloses Gesicht sah. "...David Graves. Der Ravenclaw-Vertrauensschüler. Der Remus auf der Party im Oktober die ganze Zeit angebaggert hat, deswegen warst du danach auch so sauer!"

"Ich war nicht sauer."

"Du hast sogar James die Tür vor der Nase zugeknallt. James, von allen Menschen! Und Dorcas angeschnauzt."

"Aber ganz sicher nicht wegen Graves! Hast du mal gehört, was der Idiot manchmal für Müll redet?"

Lily schwieg einen Moment. "...Nicht Remus, oder?"

"Doch," antwortete er, plötzlich wieder verunsichert.

"Seit wann weißt du es?"

"Weiß nicht, vielleicht seit der vierten? Ich hab es mir ziemlich lang selbst ausgeredet, aber..."

"Und du hast es ihm noch nicht gesagt?" Seufzend griff Lily nach einer Pergamentrolle und schlug ihm damit sanft auf den Hinterkopf. "Dann habe ich James letztes Jahr komplett zu Unrecht zur Schnecke gemacht, dass er das einfach ausplaudern würde. Dabei hast du es anscheinend nicht mal verstanden."

"Was?"

"Seine ganze Rede. Was hast du denn gedacht, was das heißen soll, was du Remus bedeutest?"

"Oh..."

Sie hielt die Pergamentrolle wie eine Waffe vor seine Nase und griff mit der rechten Hand nach seiner, um sie zu halten, als würde sie einen Unbrechbaren Schwur leisten. "Tu ihm weh und wir haben ein gewaltiges Problem, Sirius Black."

Er grinste und drückte ihre Hand. "Das gleiche gilt für James, Lily Evans."

Mit einem zufriedenen Nicken legte sie die Pergamentrolle ab. "Gut, dass wir das geklärt haben. Also, wir brauchen einen privaten Platz, um mit den beiden zu reden."

Sein Grinsen wurde noch breiter. "Nun, zufällig hast du einen Experten in geheimen und abgelegenen Plätzen in Hogwarts vor dir." 

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