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"Warum hast du sie nicht aufgehalten?" schreie ich Ashley an. Sie zuckt bei meinem Tonfall zusammen. Besänftigend lege ich meine Hand auf ihren Unterarm. "Sorry, war nicht so gemeint," versuche ich meinen Ausbruch herunter zu spielen, obwohl alles in mir vor Panik schreit. Ich versuche mich zu beruhigen, wenn ich jetzt kopflos handle, ist damit niemandem geholfen. Schnell ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche, nur um es gleich darauf auf den Schreibtisch zu legen. Die Polizei kann ich jetzt unmöglich anrufen. Wenn es bekannt wird, dass sich Hailey bei ihrem Vater aufhält, wird sie sofort wieder einfahren. Auch wenn mir diese Möglichkeit genommen wird, kann ich doch nicht untätig herum sitzen und nichts tun. Es ist zum Haare ausraufen. Wenn der Mistkerl ihr was tut, bringe ich ihn um, so viel ist schon mal sicher. Unruhig beginne ich, hin und her zu laufen und überlege, welche Möglichkeiten ich habe, um Hailey zu finden.
Da mir die Hände gebunden sind, renne ich in mein Büro und suche Haileys Akte raus. Vielleicht finde ich darin einen Hinweis, wo ich suchen muss. Bald schon bin ich in die Akte vertieft, aber so sehr ich mich auch konzentriere, finde ich keinen Hinweis auf ein mögliches Versteck. Gedankenverloren greife ich nach der Tasse Kaffee, die mir meine Sekretärin hin stellt. Natürlich könnte ich jetzt dem Verlangen nachgeben, mich in mein Auto zu werfen und nach Hailey zu suchen, aber Atlanta ist nun mal keine Kleinstadt und ich wäre wohl tagelang damit beschäftigt, allein nur die einschlägig bekannten Orte zu durchsuchen. Da ich aber nicht weiter untätig herum sitzen kann, springe ich auf und bitte beim Herausgehen meine Sekretärin, mich sofort anzurufen, sollte sich jemand wegen Hailey melden.
In gefühlter Lichtgeschwindigkeit rase ich zu meinen Großeltern, vielleicht haben die eine Idee, was ich tun könnte. Vor dem Haus angekommen, klingle ich Sturm und fast augenblicklich wird die Tür von meiner Großmutter aufgerissen, die mich nach einem Blick mit einem "Gott Kind was ist passiert?" ins Haus zieht. Mein Großvater kommt auch fast sofort alarmiert aus dem Wohnzimmer und zieht mich erst mal in seine Arme. Stockend erzähle ich den beiden, was passiert ist und ehe ich es wirklich registriere, sitze ich mit einem Kakao auf der Couch. "Beruhig dich erst mal Kind," meint mein Großvater, während meine Grandma mir beruhigend über den Rücken streicht. "Was wenn ihr was zustößt?" frage ich mit hoher Stimme die mir zum Ende hin fast versagt. Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Leben solche Angst gehabt zu haben wie in diesem Moment um Hailey. Bevor ich jedoch alle möglichen Horror Szenarien in meinem Kopf durchgehen kann, unterbricht mein Grandpa meine Gedanken. "Ich habe mal einen Biker verteidigt ....." Verwirrt sehe ich ihn an, was hat das mit Hailey zu tun. "Die Gang von ihm war in einige kriminelle Machenschaften verwickelt, vielleicht kennt er Haileys Vater und weiß, wo man ihn findet." Schnell nicke ich, dass ist auf jeden Fall schon mal besser als nichts. "Ich suche mal eben den Fall raus, da war auch eine Nummer, unter der ich ihn erreichen kann." Wieder nicke ich, alles was helfen kann, ist mir recht. Wenn ihr nur nichts passiert ist......
Die Minuten, in denen mein Grandpa in seinem Arbeitszimmer verschwunden ist, kommen mir wie Stunden vor. Als er wieder heraus kommt, hat er ein zuversichtliches Lächeln in seinem Gesicht. "Er kennt Haileys Vater nicht, aber er hört sich um und meint, dass er sich ziemlich schnell wieder melden wird." Am liebsten würde ich aufstöhnen, jede Minute, die verrinnt vergrößert die Angst in mir, dass der Mistkerl Hailey etwas antut. "Trink deinen Kakao," ertönt die Stimme meiner Großmutter hinter mir. Folgsam nehme ich einen Schluck, setze die Tasse aber sofort wieder ab. Wie kann man von mir erwarten, dass ich jetzt ruhig hier sitze und Kakao trinke, während meine Freundin in Lebensgefahr ist. "Trink!" ertönt die Stimme meiner Großmutter erneut. Folgsam nehme ich noch einen Schluck, bevor ich die Tasse wieder zurück auf den Tisch stelle. Diese Ungewissheit bringt mich um!
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you left my heart alone
General FictionSequel zu Leave my heart out of this, welches nicht unbedingt gelesen werden muss, um die Story zu verstehen. Dennoch würden wir es empfehlen, da sich einige Zusammenhänge sonst nicht erschließen. Fast 5 Jahre sind vergangen, seitdem Jo Hailey einen...