when your enemy is your last hope

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Hailey

Ich fass es nicht. Wie konnte ich so blöd sein und ihm vertrauen. Jetzt bin ich diejenige, die ihren Kopf für die ganze Scheiße hinhalten darf. Mein Leben könnte jeden Moment dem Bach runter gehen und wenn mein Pflichtverteidiger nicht langsam seinen Arsch in den Gerichtssaal bewegt, könnte ich mir das Schlaubot für den Trip gleich schon besorgen. Unruhig rutsch ich auf meinem Stuhl hin und her, während mein Blick immer wieder zu dem grimmig dreinblickenden Richter vor mir wandert, der ständig den Blick auf seine Uhr senkt. Im Unterbewusstsein nehme ich die große Holztür hinter mir wahr die erst auf und dann wieder zufällt, jedoch versetzt mich das laute Gemurmel im Saal so in Trance, dass ich es ignoriere. Ich blicke stur geradeaus, als neben mir der Stuhl zurück geschoben wird. Das Rasierwasser meines Verteidigers riecht heute feminin. Vielleicht ist er ja schwul. Der Gerichtsdiener eröffnet die Verhandlung und fragt, ob alle anwesend sind. „Gareth Moore für die Anklage," meldet sich der Staatsanwalt. „Josephine Harding für die Verteidigung," meldet sich jetzt eine Stimme, die ich aus Tausenden erkennen würde.

Die Stimme reißt mich aus meinen trüben Gedanken und ich reiße meinen Kopf ruckartig hoch, ich bin wieder voll im Geschehen bzw. auf dem Weg in mein Verderben. „Verdammte Scheiße das kann doch nicht wahr sein..." murmle ich fassungslos, als ich die Person neben mir erkenne. In dem Moment treffen unsere vor Schreck geweiteten Augen aufeinander und mir scheint das Blut in der Adern zu gefrieren. „Womit hab ich das verdient?" frage ich sarkastisch und haue meine Stirn auf den Tisch vor mir. Wenn sie mich verteidigt ist mein Urteil gleich unterschrieben. Mich erwarten 5 Jahre Haft, Hundefutter und notgeile Frauen in orangenen Overalls. Ist ja nicht so als währen die vergangenen 48 Stunden nicht schon die Hölle gewesen. Die Verhandlung geht los und ich setzte mich wieder aufrecht hin, mein Blick und meine Gedanken aber absolut nicht meiner aktuellen Situation gewidmet, sondern auf meiner Pflichtverteidigerin aka meiner Ex Verlobten. Die nächsten Minuten ziehen einfach nur so an mir vorbei, ohne dass ich weiß was nun mein Urteil ist. Ich komme erst wieder richtig zu mir, als mich ein Wächter am Arm packt und hinter sich her zieht.

Er schließt mich wieder in die Sammelzelle, in der einige andere Häftlinge ebenfalls nach oder vor ihrer Verhandlung warten. Es ist so komisch Jo nach 4 Jahren wieder zu sehen unsere Trennung damals war so plötzlich, aber ich werde nicht vergessen was sie mir angetan hat, während ich mich fürsorglich um meine Familie gekümmert habe. Claire, Jo's Mutter, die meine Patentante war und mich nach dem Tod meiner Mutter aufgenommen hatte, hatte recht mit der Annahme, dass sie mich früher oder später verletzten würde und genau das ist eingetroffen. Ich verfalle wieder so in meine Gedanken, dass mir selbst das Warten in der Zelle nicht lange vorkommt. Der Groll kommt wieder hoch und ich laufe in der kleinen Zelle auf und ab und lasse meine Finger knacken. „Wenn du dich nicht gleicht hinsetzt verpass ich dir gleich eine! Du machst uns alle verrückt mit deinem rum Gerenne!" knurrt eine alte Frau mit grauem verfilztem Haar und baut sich vor mir auf. „Tut mir leid ich kann nicht. Meine Ex ist meine Pflichtverteidigerin und wenn sie ihren Job nicht richtig macht, sitz ich ein paar Jahre!" erkläre ich aufgebracht und wild gestikulierend. Ich knete mir gereizt die Schläfen, als die Frau mich am Arm packt. „Kleines...du bist am Arsch. Genieß die Fahrt zurück in den Knast," lacht sie dreckig und lässt dann von mir ab. „Haha vielen Dank," gebe ich sarkastisch von mir und drehe ihr meinen Rücken zu. Im nächsten Moment wird die Zelle geöffnet und wir werden in einen großen Gefangenen Transporter geschubst.

Zurück im Knast ist die Power aus meinem Körper verschwunden und kraftlos lasse ich mich auf meine Etage des Hochbettes fallen. Ich fasse es nicht, wie klein ist die Welt, oder hat sie den Auftrag mit Absicht angenommen um mir eins reinzuwürgen? Der Kontakt Abbruch zu ihr und Claire nach unserer Trennung war hart, sehr hart, aber nach dem was passiert war, war ein nettes miteinander nicht möglich. Jo hat dafür gesorgt. Sie hat mich einfach fallen lassen und mich mit der Sache mit meinem Dad einfach allein gelassen. Wenn sie wüsste, was das aus meinem Leben gemacht hat...ich hab mehr als einmal darüber nachgedacht dem ein Ende zu setzen, aber dafür bin einfach viel zu stolz und stur. Meine Mum hätte das nie gewollte, sie wollte auch nicht, dass ich Kontakt zu meinem Vater habe, da er uns damals einfach im Stich gelassen hatte, aber ich dachte, dass er der einzige Verwandte ist, denn ich noch habe. Dies hat sich zwar dann als nicht korrekt herausgestellt, als ich erfahren habe, dass ich einen jüngeren Halbbruder habe, aber das hat sich auch erst rausgestellt, nachdem der Kontakt da war.

you left my heart aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt