Kapitel 27

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Aber auch nur fast, denn im Grunde war ein bisschen Dankbarkeit schon angebracht. Immerhin hatte ich meinen Kopf riskiert, um die Prinzessin da rauszuholen.

"Keine Sorge, ihr könnt euch revanchieren. Ein warmes Bad, ein Bett und eine Woche Erholungszeit, das ist alles was ich mir wünsche", antwortete ich und zwang ein erschöpftes Lächeln auf meine Lippen.

Der König richtete sich auf.

"Das wird sich einrichten lassen."

Ich meinte seine Mundwinkel zucken zu sehen, war mir aber nicht ganz sicher.

"Komm, wir reiten zurück. Ein Heiler soll sich deine Verletzungen ansehen."

Dabei blieb sein Blick an meinem Kopf hängen. Unwillkürlich fasste ich mir ins Haar und musste mir einen Schmerzenslaut verkneifen, als ich die Stelle berührte, wo einer der Felsen mich getroffen haben musste. Als ich meine Hand wegzog, klebte getrocknetes Blut an meinen Fingern. Ich schauderte. Ja, ein Bad und ein wenig Schlaf war alles, was ich mir im Moment wünschte. Der König ging zu seinem Pferd, ergriff die Zügel und führte es zu mir.

"Soll ich dir beim Aufsteigen helfen?"

Erst wollte ich verneinen, aber dann dachte ich an mein Bein und mein Stolz wäre noch verletzter, wenn ich beim Versuch aufzusteigen auf der Nase landen würde. Also nickte ich nur und trat an das Pferd heran. Ohne große Kraftanstrengung hob mich der König in den Sattel. Für einen Moment blieben seine Hände auf meinen Hüften liegen. Ich schluckte und schaute in seine Augen. Kurz dachte ich er würde etwas sagen wollen. Hinter seinen Augen schien ein Sturm zu toben. Aber dann machte er wieder dicht, nahm seine Hände von mir und stieg hinter mir in den Sattel. Ich versteifte mich. Er war so nahe. Mein Rücken berührte seine harte Lederrüstung. Es war nicht so, dass ich noch nie einem anderen Mann so nahe gekommen war. Mit Arjan waren meine Nächte zumindest nicht einsam gewesen. Aber ich konnte ihn einfach nicht mit dem König vergleichen. Denn der Mann, welcher hinter mir saß, war einfach so viel mehr. Es war geradezu erdrückend ihn in meinem Rücken zu wissen. Am liebsten wäre ich wieder abgestiegen und gelaufen. Obwohl ich bezweifelte, dass ich es bis zum Schloss schaffen würde.

Der König schien von meiner inneren Unruhe nichts mitzubekommen. Er griff um mich herum, nahm die Zügel und trieb sein Pferd in den Galopp. Die Wachen folgten uns. Ein Arm schlang sich um meine Taille und gab mir zusätzlichen Halt. Erschöpfung überkam mich. So gehalten zu werden, tat unglaublich gut. Auch wenn es nur für einen kurzen Moment war. Der Wind bließ mir Tränen in die Augen. Ich war mir ziemlich sicher, dass der König die ganze Zeit meine Haare im Gesicht hatte. Aber er beschwerte sich nicht. Und auch als ich etwas mehr gegen ihn sank und mich stärker an ihn lehnte, kam kein Wort über seine Lippen. Nur sein Arm zog mich noch fester an ihn. Ich ließ es geschehen. Wir behielten das schnelle Tempo bei und das Schloss kam immer näher. Wir näherten uns von der Rückseite. Dort gab es auch einen Eingang, allerdings war dieser nicht ganz so groß, wie der von der Stadtseite. Auf der östlichen Schlossseite sah ich die gigantisch weiten Koppeln. Wie ein grünes Paradis stachen sie aus dem sonst so trockenem Gebiet heraus. Als wir kurz vor dem Schloss waren, zügelte der König sein Pferd und wir fielen in einen kurzen Trabb und schließlich Schritt. Die Wachen sahen den König und öffneten das Tor um uns einzulassen. Im Schlosshof erwartete man uns schon. Der König stieg hinter mir vom Pferd.

"Ich brauche einen Heiler für Lady Young", rief er noch bevor er richtig abgestiegen war.

Sofort wurde nach einem geschickt.

"Ach, alles gut, macht euch wegen mir keine Umstände. Mir geht es gu..."

Ich rutschte vom Pferd und wäre beinahe auf der Nase gelandet, als ich auf dem Boden aufkam und mein Bein nachgab. Sofort schoss der Arm vom König vor und verhinderte, dass ich fiel. Eine hochgezogene Augenbraue zeigte mir deutlich, was er von meiner Aussage hielt. Mir schoss das Blut in die Wangen. Schnell löste ich meine Hände, die krampfhaft seinen Arm umklammert hatten.

Legenden der Magie - Gefährliche MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt