Die Stute blieb noch eine ganze Weile bei Hauptmann Belan. Sie fraß neben uns und holte sich zwischendurch immer mal wieder ihre Streicheleinheiten ab. Von irgendwoher zauberte der Hauptmann zwei Äpfel. Weil ich ihm inzwischen vertraute, aß ich einen davon ohne misstrauisch zu sein. Als die Sonne ihren höchsten Stand überschritten hatte, stand der Hauptmann auf. Die Stute hob den Kopf.
"Es wird Zeit", meinte er und ich wusste nicht genau ob er mich oder die Stute meinte.
"Ich weiß nicht wie es dir geht, aber mein Magen verlangt nach mehr als nur einem Apfel."
Tatsächlich knurrte meiner genau in diesem Moment. Ich richtete mich ebenfalls auf und zusammen gingen wir den Pfad zurück. Die Stute schaute uns nach, folgte uns aber nicht. Ungefähr auf halbem Weg spürte ich eine Vibration im Boden. Verwundert blieb ich stehen. Auch der Hauptmann hielt an und wandte sich nach rechts. Ich schaute in dieselbe Richtung. In einiger Ferne sah ich aufgewirbelten Staub.
"Der Rest der Herde kommt", meinte Hauptmann Belan.
Tatsächlich konnte ich, nachdem er das gesagt hatte, einzelne Köpfe von Pferden erkennen, die versuchten sich gegenseitig zu überholen. Ganz nach vorn schaffte es schließlich ein schwarzbrauner. Ich beobachtete sie wie sie immer schneller näher kamen und überlegte, ob wir nicht zur Sicherheit zur Seite gehen sollten. Aber je näher sie kamen desto langsamer wurden sie.
Jetzt konnte ich das vorderste Pferd genauer sehen. Es hob schnuppernd den Kopf und wieherte dann als wollte es uns begrüßen. Seine Ohren waren lang. Länger als gewöhnlich. Es sah unglaublich süß aus. Die Pferde verfielen in einen Trab. Sie liefen locker links und rechts an uns vorbei ohne anzuhalten. Eine Staubwolke hüllte uns ein. So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Ich schaute ihnen hinterher als sie, nachdem sie an uns vorbei waren, wieder angaloppierten. Wir setzten unseren Weg fort. Das Tor zum Hof wurde uns geöffnet, sobald man uns sah.
Hauptmann Belan bedankte sich und setzte dann seinen Weg zum Palast fort. Er wollte zu dem Eingang, welcher zum Sall führte. Durch die Fenster sah ich, dass er sich gefüllt hatte. Viele Soldaten der Garde des Königs saßen nun an den Tischen. Es sah aus als würden sie Mittagspause machen. Hauptmann Belan öffnete die Tür und trat ein. Ich folgte ihm. Der Geruch von gebratenem Fleisch und anderen Speisen schlug mir entgegen. Prompt knurrte mein Magen. Der Geruch kam von der langen Tafel an der Seite auf dem das Essen stand. Der Hauptmann durchquerte den Saal. Von vielen Seiten wurde er rufend begrüßt. Er drehte sich zu mir um, ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen.
"Hol dir doch schon mal etwas zu Essen und such dir einen freien Platz. Ich komme gleich nach."
Mit diesen Worten verschwand er zwischen den voll besetzten Tischen. Die ganze Atmosphäre erinnerte mich an die Akademie. Laute Rufe ertönten von überall und wurden mit Gelächter und weiteren Rufen beantwortet. Ich hatte mir die Garde des Königs ein wenig anders vorgestellt. Ruhiger und ernster, auf jeden Fall nicht so kameradschaftlich. Ich ging zu den Tischen mit dem Essen, lud mir etwas auf den Teller und sah mich suchend um. Ganz am Rand bemerkte ich zwei Gestalten, die alleine an einem Tisch saßen. Ich bahnte mir meinen Weg zu ihnen. Beim Näherkommen sah ich die finsteren Mienen auf den Gesichtern von Maede und Arjan. Maede erkannte mich als Erste. Wenn möglich wurde ihre Miene noch finsterer. Ich ließ mich davon nicht beirren, sondern stellte meinen Teller auf den Tisch und setzte mich auf die Bank. Nun drehte sich auch Arjan in meine Richtung.
"Mariko", stellte er nicht sehr begeistert fest.
"Hallo", sagte ich.
Da beide mich nur anstarrten, aber keiner etwas sagte, begann ich einfach zu essen.
"Was machst du hier?", fragte Maede schließlich abweisend.
"Das ist der Speisesaal für die Garde des Königs."
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Legenden der Magie - Gefährliche Macht
FantasyIn einer Welt voller Magie lebt es sich gefährlich, vor allem für die Menschen ohne magische Fähigkeiten. Mariko Young versucht sich trotz fehlender Kräfte durchzuschlagen und möglichst nicht aufzufallen. Bis ein Attentat sie dazu zwingt in den Pala...