Ankunft in Venedig

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Alea schaute durch das Fenster des grauen BMWs, der mit leise brummendem Motor durch die Landschaft Italiens fuhr. Den hügligen Teil der Fahrt hatten sie schon hinter sich, und nun war es nur noch ein Katzensprung nach Venedig – und zur Alpha Cru.

Lennox schien denselben Gedanken zu haben. „Bald sind wir da", sagte er und drückte Aleas Hand. Siska, die am Steuer saß, fragte: „Wo genau trefft ihr euch eigentlich? Schließlich ist Venedig kein kleines Dorf."

Lennox erklärte es ihr und reichte eine Karte vor, auf der die Straßen der Stadt eingezeichnet waren.

„Dort." Er wies auf die Rialtobrücke, bei der Alea und er schon mit Ben ausgemacht hatten, dass sie dort warten sollten. Ein paar Stunden sind sie nun schon gefahren, und bis Venedig waren es nur noch dreißig Minuten.

Ein Lächeln schlich sich auf Aleas Gesicht, als ihr abermals bewusst wurde, dass sie gleich wieder die anderen sehen würde. Tagelang hatte sie Sammy, den Bandenjüngsten, vermisst, der wie ein kleiner Bruder für sie war. Er wusste in jeder Situation einen Ratschlag zu geben, der die Stimmung aufbesserte, und war außerdem ziemlich verrückt – anders als Tess, die kluge Tess, die von ihren geschiedenen Eltern abgehauen war und mit Alea eine Kajüte auf der Crucis, ihrem Schiff, teilte. Und Ben war sowieso immer der vernünftigste von ihnen. Stets führte er seine Bande an und strahlte eine Ruhe aus, die Alea immer schon an ihm gemocht hatte.

„Dort!", rief sie, als schon vereinzelte Häuser und Gassen sich in der Ferne blicken ließen. Sie strahlte und reckte sich in ihrem Sitz, um besser sehen zu können. „Fahr schneller!", sagte Alea übermütig zu Siska, und dabei war es ihr egal, dass das Mädchen noch keinen Führerschein hatte.

„Besser nicht." Lennox drehte sich um und schaute durch das Fenster des Kofferraums. „Ein paar Autos weiter hinter uns fährt die Polizei, und sie müssen nicht unbedingt bemerken, dass hier Minderjährige am Steuer sitzen."

Alea schluckte, denn das wollten sie wirklich nicht. Sie waren schon so weit, dass sie sich das jetzt nicht von der Polizei vermasseln lassen durften. Doch diese schaltete gleich darauf das Blaulicht an und fuhr, ohne Notiz von ihnen zu nehmen, am Auto vorbei. Siska atmete geräuschvoll aus. „Bin ganz Lennox' Meinung."

Darum lenkte sie den BMW nach der vorgeschriebenen Geschwindigkeitsangabe in die Stadt Venedig rein. Ein Wasserfluss bahnte sich quer durch gelb-beige Häuser und Gondeln brachten Leute von Ort zu Ort. Alea fand Venedig sofort schön. „Wow", entfuhr es ihr und Siska parkte am Rand einer Straße.

„Jetzt müssen wir zu Fuß weiter", sagte sie und Lennox öffnete auf seiner Seite die Tür, da Alea das auf ihrer wegen einer Gruppe Leute, die vorbeimarschierten, nicht konnte.

Sie liefen durch eine schmale Gasse am Fluss entlang, und Siska, die sich im Kartenlesen am besten auskannte, dirigierte ihnen den Weg.

„Jetzt weiß ich, was Sammy, Ben und Tess daran fanden, hier her zu kommen", staunte auch Lennox. Alea nickte und streifte sich im Laufen ihre fingerlosen Handschuhe über. Nun brauchte sie sie endlich mal wieder, und das ließ ihre Stimmung gleich etwas mehr steigern. Lennox hatte seine Hände in den Hosentaschen verschwinden lassen, denn für ihn hatten sie noch keine, die seine Raffnarben zwischen den Fingern verstecken könnten. Im Gegensatz zu Siska. Sie trug schon ihr ganzes Leben lang welche, wie sie ihnen auf der Autofahrt erzählt hatte.

Aleas Schritte beschleunigten sich, als sie eine große Brücke über dem Wasser entdeckte. „Da ist Tess!", rief sie.

Tess Taurus hatte sie ebenfalls schon entdeckt und lief mit weit ausholenden Schritten auf Alea, Lennox und Siska zu. Angekommen umarmte sie erst Alea, dann Lennox und Siska schüttelte sie die Hand. „Salut!", sagte sie. „Da seid ihr ja endlich! Wir warten schon Ewigkeiten auf euch." Anstelle ihres Pokerfaces strahlte sie von einem Ohr zum anderen. Weitere schnelle Schritten kamen zu ihnen angerannt, und Samuel Draco kam jubelnd auf sie zugewuselt. „Schneeewiiiittcheeeen!"

Mein Alea Aquarius 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt