Wenn Sammys Flöte spielen...

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Bald saßen alle außer Ben auf einer Treppe vor der Jugendherberge, in der er, Sammy und Tess nachts schliefen. Alea, Siska und Lennox hatten sich eine Portion Salat organisieren können, während die anderen Hamburger aßen. Schweigend warteten sie auf die Rückkehr des Skippers, denn er konnte als einziger von ihnen fließend Italienisch, sodass er fragen konnte, ob Alea, Siska und Lennox in der Jugendherberge schlafen durften.

Nach ein paar Minuten kam Ben wieder zu ihnen. „Und?", fragte Lennox und stand auf. Doch Ben schüttelte den Kopf.

„Bei ihnen sind gerade alle Räume voll – wir drei hatten Glück gehabt, hier überhaupt noch Platz zu finden."

„Und wo schlafen wir dann?" Alea war schon todmüde und wollte nur noch in ein weiches Kopfkissen fallen – vor allem nach all den Nächten, in denen sie keines hatte.

„Vielleicht in irgendeinem Hotel", schlug Lennox vor und übersetzte sogleich für Siska.

Ben schüttelte den Kopf. „Hier in der Nähe gibt es nur Hotels, die viel zu viel kosten. Unser Geld ist... sagen wir mal... abhandengekommen." Er schaute tadelnd zu Sammy, der gerade sein breitestes Lächeln aufsetzte.

„Dann müssen wir wohl im Auto schlafen", sagte Lennox und schaute fragend zu Alea.

„Grr", machte Alea und freute sich gar nicht auf diese Aussicht. Aber es wäre ja auch nur für eine einzige Nacht und sie konnte an Lennox angekuschelt schlafen, was, wie sie herausstellte, dann eigentlich gar nicht mehr so schlimm war. Mit Lennox würde sie wahrscheinlich auch auf dem Mount Everest gern schlafen, oder auf irgendeiner Raumstation. Da war ein Auto noch ganz okay.

Nschah", meinte auch Siska, nachdem Lennox ihr von der Idee berichtet hat. Gut.

„Okay", sagte Alea.

„Alles klar", sagte Lennox.

„Also treffen wir uns dann wieder bei der Rialtobrücke?" Ben hatte bereits wieder einen Fuß in die Jugendherberge reingesetzt. Sie stimmten zu und beschlossen, dass sie um acht Uhr dort sein würden. Dann gingen Sammy, Tess und Ben in die Herberge, während Alea, Siska und Lennox sich auf den Weg zu ‚ihrem' Auto machten. Alea wusste nicht, woher das Darkonermädchen es aufgetrieben hatte, und Siska wollte es auch nicht sagen, als sie nachgefragt hatte. Dass sie in einem höchstwahrscheinlich gestohlenem Auto rumkurvten und schliefen, fand Alea ganz und gar nicht toll, doch da sie zu Fuß viel länger nach Venedig gebraucht hätten, hatte sie dann doch eingewilligt.

„Dieser Sammy ist wirklich ein komischer Vogel!", durchbrach Siska irgendwann die Stille. „Und Ben ist total nett. Die beiden sind Brüder, oder? Sieht man ihnen gar nicht an. Aber darf man wirklich allein auf einem Schiff reisen? Ganz ohne Eltern?"

„Das wissen wir selbst nicht so ganz", gab Lennox zu. „Aber Sammy muss eigentlich noch in die Schule und Alea und ich sind als Ausreißer gemeldet. Tess muss bald zu ihren Eltern zurück." Alea fand es schrecklich, an all die Dinge zu denken, und Lennox sprach sie so selbstverständlich aus, dass sie sich fragte, ob ihm diese Tatsachen eigentlich egal waren. Zumindest relativ egal.

„Wahrscheinlich werden wir kurz davor sein, die Ozeane zu retten und eine neue Zivilisation aufleben zu lassen, da kommt die Polizei", stöhnte sie. „Und Orion wird sich wahrscheinlich kringeln vor Lachen, weil es uns wegen eines so dämlichen Grundes nicht gelungen ist."

„Du weißt doch, dass ich das nicht zulassen werde", sagte Lennox und mit seinem Ernst in der Stimme war die Plauderatmosphäre wie weggeblasen. „Niemals."

„Na ja", erwiderte Alea. „Orion muss sich auf jeden Fall vor dir in Acht nehmen – immerhin bist du jetzt ein vollständiger Hajaro. Und ich bin auch keine Landgängerin mehr. Außerdem hast du ja..." Sie wollte eigentlich sagen: Du hast mir ja den Herrinnenschwur geleistet, doch dann sagte sie: „... Superkräfte."

Mein Alea Aquarius 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt